von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 24.12.1821

  • Klesammler 61 1/2 ist klaar. Franco Tout in der Memel Taxe von 1821 war wohl nur bis Schweitzer Grenze? So deute ich die 26 als 20 Sgr. für Anteil Preussen für weiter Transport bis Schweizer Grenze. Wie diese dann weiter verteilt wurde ?? Durchgestrichene rote 12, Anteil Preussen??...

    Ich zeige einen ähnlichen Brief aus Wiborg 23.3.1840 nach Bordeaux. Porto Inland + aus Memel taxe für Ausland bis Bordeaux 657 kupfer kopeken : 6 = 109 1/2 Preussische Groschen. Ob die rote 10 das Anteil für Preussen ist in Sgr. ??



    Grüße Teddy

  • Hallo,

    dieser Brief aus Ditzingen wurde in Stuttgart am 21.4.1831 zur Post gegeben. Er lief über Bayern und Berlin in die Kolonie Strelna bei St. Petersburg. Nachdem der Empfänger nicht aufgefunden wurde, lief der Brief wieder zurück, wobei er beim preußischen Grenzeingang in Nimmersatt desinfiziert wurde.

    Die Taxierungen stellen mich jedoch vor große Rätsel. Eine württembergische und bayerische Taxierung kann ich weder auf der Vor- noch Rückseite erkennen. Eben so wenig einen Vermerk wie frei Grenze oder frei Hof. Wäre der Brief in Stuttgart als Portobrief aufgegeben worden, wäre in Bayern ein Auslagestempel gestempelt worden. Mit den Taxierungen auf der Vorderseite kann ich absolut nichts anfangen.

    Auf der Rückseite kann ich 71 ½ Pr. Gr. in roter Tinte als preußische Forderung erkennen. Dies entspricht 428 Kopeken + 132 Kopeken Polangen-St. Petersburg = 560 Kopeken. Diese Interpretation greift jedoch nur, wenn der Brief eine versiegelte Beilage hatte, denn dann war das 2-fache Porto anzusetzen.

    Sicher ist, dass bei der Rückgabe des Briefes an den Notar Moser 1 fl. 58 Kr. kassiert wurde. Dieser Betrag wird auch im Text erwähnt und entspricht in etwa den 620 Kopeken auf der Rückseite.

    Für Hilfestellungen sowie andere Meinungen wäre ich dankbar.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    wieder so ein Brief, den sich jeder Knobler wünscht, wenn er ihn knackt. Knackt ihn der Knobler nicht, fällt so ein Stück auch manchmal und stets unverdient in Ungnade.

    Vlt. kann jemand den Text auf der Siegelseite transkribieren? Evtl. könnte das einiges klären bzw. man könnte damit einiges ausschließen.

    Ich lese den Text bzw. das Taxierte vorne so:

    Das löbliche Gebietsamt

    der Colonia Strelna

    15 Werste von St. Petersburg

    Strelna

    Ich denke, das war die ursprüngliche Adresse, wie sie der Absender in Stuttgart notiert hatte.

    Dann kamen hinzu (die Chronologie wird noch zu eruieren sein) von oben nach unten:

    Rote Tinte: Retour Frankfurt am Main

    29 Auslage in schwarzer Tinte

    6gGr. in rosa Tinte, alles oben.

    6 1/4 in roter Tinte

    5 in roter Tinte

    3 in bläulicher Tinte gestrichen

    Pro 7 1/2 Fr(anco oder Frankfurt?) gestrichen in roter Tinte

    Linker Rand senkrecht geschrieben:

    Pro 1 f. 58x retour

    Dann unter der urspünglichen Adresse:

    Herrn Amtsnotar

    von Moser in Dizingen in sepia Tinte

    und letztlich ganz unten, aber chronologisch sicher der letzte Eintrag:

    Ist nicht abgefordert. Retour, retour a Riga.

    Ich glaube nicht, dass er über Bayern lief, weil es dafür keinen Beweis gibt:

    Kein Porto von Württemberg, das Bayern bis zur württ.-bayer. Grenze in Auslage genommen hätte.

    Es gibt kein bayer. Porto bis Hof (8x einfach). Es gibt keinen Auslagestempel - nichts.

    Die Tatsache, dass Preussen sicher notierte Retour Frankfurt am Main weist für mich eindeutig darauf hin, dass ihn Taxis in Württemberg an Taxis nach Frankfurt am Main kartiert hatte - ob korrekt, ob möglich als Alternativroute wegen möglicher Cholerasperrungen, oder ob fehlerhaft dirigiert, stelle ich mal dahin - da könnte evtl. ein Württemberg/Taxis-Kenner eher beantworten, als ich es nur mutmaßen könnte.

    In jedem Fall waren unanbringliche bzw. nicht abgeforderte Briefe auf demselben Weg retour zu leiten, wie sie gekommen sind, weil Tour- und Retour-Porti angefallen waren (bzw. hätten sein können).

    Die blaßblaue Tinte spricht sehr für Frankfurt am Main (damals hatte aber auch Nürnberg die gleiche Tintenfarbe verwendet, doch hätte Nürnberg sich selbst benannt bzw. wäre von Preussen als Leitweg benannt worden - ein Hinweis auf Nürnberg fehlt aber komplett). Die gestrichene 3 und "Pro 1fl 58x" stammen mit Sicherheit von Frankfurt am Main, womit man dort sicher das Gesamtretourporto bis zum Empfänger angegeben hatte.

    Wer kann den Text der Siegelseite transkribieren? Das hülfe uns schon weiter.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    was Karl auf der Rückseite als 71 Sgr ansieht ist meiner Meinung nach eine Wiederholung der 7½ auf der Vorderseite. 71 Sgr wären ungefähr der doppelte Wert von 1 fl 58 xr. Wie passt das zusammen?

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Mühe.

    Einen Brief aus Württemberg nach Russland über Taxis habe ich bisher noch nicht gesehen. Könnte es eventuell sein, dass der Brief über Frankfurt zurückgeschickt wurde, da dort die Rebut-Commission für die taxisschen Postgebiete, nachdem auch Württemberg TT-Lehenspost war, angesiedelt war.

    Hallo Dieter,

    auf der Rückseite stehen nicht Silbergroschen sondern Preußische Groschen. Dies war eine Verrechnungs-Währung, wobei 3 Pr. Gr. einem Silbergroschen entsprachen.

    Grüße Karl

  • Hallo Karl,

    mit dem PV Bayerns und Württembergs von 1809 hätte man eigentlich über Bayern leiten müssen, aber keine Regel ohne Ausnahme. Und es ist ja toll, so eine Ausnahme zeigen zu können, ich kann es nicht.

    Ob die Rebut-Commission für TT UND Württemberg in Frankfurt am Main war, weiß ich nicht. Ich kenne etliche Briefe aus späterer Zeit, die nach Stuttgart liefen, wenn der württ. Absender nicht ersichtlich war.

    Leider bin ich dir hier keine große Hilfe - vlt. fällt einem Taxisler oder Württemberger dazu mehr ein?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Dieter,

    auf der Rückseite stehen nicht Silbergroschen sondern Preußische Groschen. Dies war eine Verrechnungs-Währung, wobei 3 Pr. Gr. einem Silbergroschen entsprachen.

    Hallo Karl,

    das stimmt natürlich. In der Eile habe ich nicht daran gedacht, obwohl es mir bekannt ist.

    Da ich Ende des Monats von 220 m² auf 66 m² umziehe, bin ich etwas im Stress. Zum Glück sind es nur 30 m, aber die Unterbringung von Alben, Kästen und Literatur bereitet mir Kopfzerbrechen. ;)

    Dieter

  • Hallo,

    im Rundbrief 77 der Arge Württemberg habe ich gefunden, dass für die Retourbriefe aus Württemberg bis ca. 1845 die Rebut-Commission bei der Generalpostdirektion in Frankfurt zuständig war.

    Grüße Karl

  • Hallo Karl,

    danke - wusste ich nicht und jetzt wird klar, warum FFM involviert wurde.

    Aber hinten würde mich der Text doch interessieren ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.