von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 24.12.1821

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    dieser Brief aus dem Jahre 1834 lief von Warschau vermutlich im direkten Kartenschluß nach Berlin (rs. Fingerhutstempel, später überstempelt in Rheims) und dann über Forbach nach Frankreich.
    Zwischen Preußen und Polen war 1827 eine Post-Convention geschlossen worden, in denen eine Grenzfrankierung für Transitbriefe vorgesehen war.

    Die von französischer Seite vorgenommene Taxierung sah so aus:
    13 Dec. wurden an Preußen erstattet.
    + 14 Dec. innerfranz. Porto
    ergibt das vom Empfänger insgesamt zu zahlende Porto von 27 Dec.

    Leider kann ich nicht nachvollziehen, wie sich das innerfranz. Porto errechnet. Kennt jemand die französischen Tarife dieser Zeit ?

    Kann jemand die rote Tintenschrift entziffern? (verdachtsweise müsste es so etwas wie f(ranco) poln.preuß.Gr. sein)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    so könnte es heißen, aber sicher bin ich mir nicht. Zu den Tarifen naht Hilfe.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei ein Brief aus dem Jahr 1837.
    Aufgegeben in St. Petersburg (undeutlicher L2 links oben) lief er vermutlich über Tilsit und Berlin. Als Eingangsstempel wurde der R-Stempel verwendet. Das Weiterfranko an Preußen betrug 45 1/2 pr. Gr., die Taxis-Post im Fürstentum Reuß erhielt davon anscheinend 2 Sgr.
    Etwas irritierend sind die rückseitig notierten 1 1/2 (Sgr.). Da die Verrechnungswährung zwischen Russland und Preußen der preußische Groschen war und dieser Betrag für den preußischen Portoanteil viel zu niedrig ist, hätte dies eigentlich der Anteil für Taxis sein müssen. :S

    Die vorderseitigen Rötelzeichen sind auch ungewöhnlich.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    zu den beiden Röteln vorn fällt mir im Moment nichts gescheites ein.

    Könnte es sein, dass man 1,5 Gute Groschen nach dem Altvertrag den 2 Sgr. gleichsetzte?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    danke für deine Kommentierung.
    Es waren zwar mittlerweile 12 Jahre seit der Währungsumstellung vergangen, aber die Relation passt.

    Eine etwas spekulative Idee hierzu: Ilse Popp beschrieb in ihren Artikeln zu den preußischen "R"- und "P"-Stempeln diese als Kontrollstempel, da anscheinend viele preußische Postbeamte die eingehende russische Korrespondenz nicht korrekt taxierten. Diese Einstufung als Kontrollstempel ist heute zwar nicht mehr Konsensmeinung, aber dies sei mal aussen vorgelassen.
    Nun könnte es so gewesen sein, dass ein solcher Beamter streng nach Vertragstext vorging und hier zunächst die in dem alten Postvertrag von 1821 festgelegten 1 1/2 G.Gr. notierte, um sie anschließend vorderseitig in die Silbergroschen zu reduzieren. (So hattest Du es gemeint, nicht ?)
    Den "R"-Stempel findet man besonders häufig in den Jahren 1836/37. Wenn der Stempel also mit Kontrollen zu tun hatte, wurde in diesen beiden Jahren besonders intensiv kontrolliert.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ja, so hatte ich es gemeint. In der internationalen PO gab es häufiger Fälle, die jeder Logik spotteten, aber auf Grund von Altverträgen so ausgehandelt bzw. fixiert worden waren.

    Bayern erhielt Transitgelder für Briefe, die gar nicht über Bayern liefen, sondern über Preußen nach Österreich. Aber der Vertrag vom 1.4.1835 sah dies so vor und Bayern pochte auf die Buchstaben des Vertrages. Das war auch beim Vorgängervertrag von 1816 zwischen Bayern und Preußen so, nachdem Preußen die Wärhung umgestellt hatte. Und TT war ja der Meister der Ertragssteigerung, von daher halte ich die 1,5 GGr. = 2 Sgr. Reduktion für sehr wahrscheinlich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief war unlängst in der Bucht für den legendären Startpreis zu bekommen.
    Er ist zwar ein häßliches Entlein, bietet aber einige interessante Details. Zudem sind Briefe aus der Vertragsperiode 1821-43 von Preußen nach Russland noch immer keine Massenware.

    Geschrieben wurde er am 23. Juni 1837 in Liegnitz (Schlesien) über Königsberg an Hochehrwürden dem Herrn Pastor Dr. Benjamin von Bergmann zu Rujen in Livland
    Unter dem L2 von Liegnitz (ab 1830 verwendet) sind sehr schwach Spuren eines roten L2- oder Ra2(?)-Stempels zu erahnen ...
    Rückseitig ist neben verschiedenen Taxierungen u.ä. der bilinguale K2-Eingangsstempel von Riga zu sehen. Hier erkennt man den direkten Kartenschluß Tilsit-Riga.

    Die Taxierung ist leider etwas unklar. Preußen notierte seine Portoforderung in Preußischen Groschen, es müssten die rückseitig notierten 30 1/2 Pr.Gr. sein.
    Was das aufaddierte Gesamtporto angeht, wird es unvollständig. Die rs. notierten 95 könnten sehr gut das russische Inlandsporto bis Rujen in Kopeken Ass. sein. Diese sind aber doppelt durchgestrichen und es fehlt das Gesamtporto !? Die anderen Zahlen sind für mich nicht zuzuordnen.

    Der Adressat ist nicht ganz unbekannt. Die Familie Bergmann wanderte im 17. Jahrhundert aus Ostpreußen nach Livland ein und stellte seit 1785 die Pfarrer in Rujen.
    Benjamin Fürchtegott Bergmann (der Adressat) war nicht nur Pfarrer, sondern auch Historiker und Sprachforscher. Sein Enkel Ernst Gustav von Bergmann war seinerzeit ein berühmter Chirurg, Professor u.a. in Dorpat, Würzburg und Berlin.

    Wie sparsam man damals mit Papier und Platz umging, zeigt die Innenseite des Briefes:

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein bemerkenswerter Brief, dessen Zuschlag hoffentlich in der Nähe seines Ausrufes blieb.

    Was ist nicht ad hoc sehen kann: War er porto, teilfrankiert oder unfrankiert auf die Reise gegangen? Vorne lese ich 20, was für ein (Teil-)porto spräche.

    Schon häufiger bei preußischen Auslandsbriefen sah ich den roten Strich durch den Aufgabestempel, wie auch hier. Welche Bedeutung hatte dies und ist das auch anderen Sammlern schon aufgefallen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    das sind meiner Meinung nach die schönsten Briefe, echt gelaufen und für sein Alter immer noch schön!

    Ich denke unter dem roten Schrägstrich müsste ein Stempel sein, mit rot abgestempelt - vielleicht russisch? Auch über der "20" dürfte sich noch eine Taxzahl befunden haben, leider nicht mehr lesbar! Vielleicht auf dem Original noch entzifferbar??? Der Brief wurde in Russland nachgesendet, da die Emfpangsadresse überschrieben ist, von Riga nach Rujen.

    Liebe Grüße Hans

    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    der Zuschlag erfolgte in Höhe des Startpreises. 8)
    Verkäufer und Mitbieter hatten anscheinend nicht wahrgenommen, dass der Brief nach Russland lief. Die Rückseite war nicht abgebildet (zudem so gefaltet, dass Stempel und Taxen nicht sichtbar waren) und die halb durchgestrichene Angabe Livland hat wohl niemand gelesen.
    Unabhängig davon ist der Zustand nun auch nicht so, dass man sich an dem Brief reich rechnen sollte.

    Ich stufe den Brief als Portobrief ein.
    - Es fehlt jeglicher Hinweis franco oder franco Tilsit
    - In dieser Vertragsperiode galt noch immer der Preußische Groschen als alleinige Verrechnungswährung zwischen Russland und Preußen. Die Postbeamten beider Länder hielten sich auch daran und notierten die gegenseitigen Forderungen in dieser Währung (ich kenne zumindest keinen Brief, auf dem es eindeutig anders gehandhabt worden wäre).
    - Die vorderseitigen 20 (Kop.) unter dem Bilanzierungsstrich können gut russischen Ursprungs sein. Wie bei dem vorigen Punkt erwähnt, bestand für die preußische Post keinerlei Veranlassung, eine Taxierung in Kopeken vorzunehmen. Eine preußische Taxierung von 20 pr. Gr. passt weder von der Schreibweise (schwarze Tinte) noch von der Höhe her. Die russischen Taxierungen hingegen wurden typischerweise auf der Rückseite notiert. Summa summarum halte ich die Notierung für eine russische, kann sie aber mit der Taxierung dieses Briefes in keinen vernünftigen Zusammenhang bringen.
    Vielleicht hat jemand dazu eine gute Idee?

    Die rot durchgestrichenen Aufgabestempel kenne ich sporadisch, habe aber (mangels Masse) noch keine Systematik gefunden. In der Preußen-Literatur ist dieses Thema meines Wissens noch nicht behandelt worden.
    Vielleicht sollte man mal alle entsprechenden Beleg zusammenstellen !?

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Hans,

    vielen Dank für die Kommentierung.

    Dass der Brief in Russland nachgesendet wurde, ist eine sehr interessante Überlegung!
    Unter dem stark geschriebenen Rujen ist leider kaum etwas sichtbar. Allerdings kann man unter dem "R" einen anderen Buchstaben erahnen.

    Über der 20 scheint hingegen nichts gestanden zu haben. Ich hatte dies zunächst auch bei dem Scan vermutet. Aber im Original ist nichts zu finden und es scheint auch nichts wegradiert worden zu sein. Die helle Stelle resultiert aus dem rückseitigen Siegel.
    Können diese 20 (Kopeken ??) im Zusammenhang mit einer Nachsendung stehen?

    Bei dem kaum sichtbaren roten Stempel müsste es sich um einen russischen Stempel handeln. Mir fällt kein preußisches Pendant ein, dass hier hätte verwendet werden können.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich bin der Meinung das da vorher Riga stand, und das durch den Beamten auf Rujen umgeschrieben wurde! Der Eingangsstempel auf der Rückseite ist von Riga (2-sprachig), und in Rujen wurde der Brief dann von einem Boten abgeholt!

    Der rote Stempel, da bin ich im Moment auch überfragt - im Dobin Katalog ist da leider kein Hinweis, auf die eingehende Post vom Ausland, da sind die Forschungen noch im Argen!!

    Gruß Hans

  • Hallo,

    nachdem schon lange keine Briefe mehr aus oder nach Bayern gezeigt wurden, möchte ich 2 Briefe aus den Jahren 1838 und 1839 im Transit durch Preußen zeigen.

    Beide Briefe sind aus Moskau und liefen nach Bayreuth. Der Absender bezahlte jeweils 393 Kop. Ass. Russland erstattete an Preußen jeweils 49 1/2 Pr.Gr. Hierin enthalten war der bayerische Anteil von 1 1/4 Sgr. = 4 Kr. Die 49 1/2 Pr. Gr. entsprechen 297 Kop. Ass. (49,5 x 6). Die Differenz zu 393 Kop. Ass. beträgt 96. Dies müsste dann das Russische Inlandporto gewesen sein. Kann dies jemand bestätigen? Oder lässt sich dies aus den Ziffern auf der Rückseite des Briefes von 1839 entnehmen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    schöne und interessante Briefe, für die 96 Assignaten Kopeken bekommt man ca. 27 1/2 Silber-Kopeken, die bei der Post real gerechnet wurden. Was ergibt das in preuss. Sgr. oder in Kr. oder die dementsprechende Währung?

    Gruß Hans

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    gemäß meinen Unterlagen betrug das russische Porto für einen Brief von Moskau bis zur russisch-preußischen Grenze bei Tilsit 15 Sgr. bzw. 45 pr. Groschen.
    15 Sgr. entsprachen 46 Silb. Kopeken (lt. Reduktionstabelle von 1843).

    So weit die Unterlagen lt. Post-Circular von 1837.
    Das passt leider gar nicht zu den im Raume stehenden 96 Kop. Ass. deines Briefes.
    Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob die vorderseitigen 393 ein Porto angeben oder nicht einfach eine Kartierungsnummer. Typisch für die russische Post war die Notierung aller Taxen auf der Rückseite.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    ich dachte zuerst auch an eine Kartierungsnummer, dass jedoch beide Briefe die selbe Nummer hätten, wäre doch ein großer Zufall.

    Beim folgenden Brief passt die Umrechnung meines Erachtens. 57 1/2 Pr. Gr., hierin enthalten 2 1/2 Pr. Gr. Grenzporto, entsprechen 345 Kop. Ass. Zuzüglich des russischen Anteils von Polangen nach St. Petersburg 66 Kop. Ass ergeben die angeschriebenen 411 Kop. Ass. Was mich bei dieser Berechnung etwas stutzig macht, ist der Briefempfänger. Ich dachte immer, dass der Staatsrat als Direktor der Sternwarte vom russischen Porto befreit wäre. Scheinbar war dies jedoch nicht so.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    toller Brief - danke fürs zeigen. :P

    Der Chef der russischen Sternwarte war portobefreit. Ich habe vor gut 10 Jahren dem lieben, leider viel zu früh von uns gegangenen G. Smura einen Brief verkauft, der auch von München an ihn gerichtet war. Dort wurde der Brief ohne russisches Porto zugestellt. Evtl. ist es möglich, dass er nicht während seiner ganzen Zeit dort diese Gunst genoß.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    verrätst Du noch, aus welchem Jahr der Münchner Brief stammt ? Ich kann da nur die Jahreszahl 184x erkennen.

    Wenn dieser Brief in Bayern 12 Kreuzer gekostet hat, die preußischerseits in 4 Sgr. umgerechnet wurden, passt die preuß.Groschen-Notierung:
    12 pr. Gr. für das bayer. Porto
    + 45 1/2 pr. Gr. preuß. Porto (incl. Grenzporto)
    ---------------
    57 1/2 pr. Gr.

    Da dieser Brief im Jahr 184x mit 66 Kop. Ass. russischem Porto bis Petersburg genau so taxiert wurde, wie mein im Posting #82 gezeigter Brief von München nach Petersburg aus dem Jahr 1833, scheint dies wohl stimmig zu sein.

    Verwunderlich hierbei ist jetzt die Angabe aus dem preuß. Post-Circular von 1837, in dem das russische Porto für Petersburg mit 11 Sgr. angegeben sind. Hier ist genau der Faktor 6 zu finden, der aber angeblich für die Umrechnung von preußischen Groschen (und nicht Silbergroschen !) in Kop. Ass. gilt.
    Da es anscheinend Kopien von dem Original sind (z.B. auch von Popp veröffentlicht in PgA-Heft 124, S.33), scheidet ein Lesefehler aus. Ein Irrtum der preußischen Post beim Druck erscheint mir zunächst einmal unwahrscheinlich.
    Wenn man aber jetzt trotzdem mal unterstellt, dass es tatsächlich 11 pr. Gr. (und nicht Sgr.)russisches Porto bis Petersburg waren, kommt man bei den Moskauer Briefen zumindest in die Nähe deiner gewünschten "393":
    15 pr.Gr. ergeben 90 Kop. Ass., zusammen mit den umgerechneten 57 1/2 pr.Gr. von 297 Kop. Ass. erhält man dann 387 Kop. Ass.
    (Vielleicht noch so etwas wie Bestellgeld in Höhe von 6 Kop. Ass. ??)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich kenne keinen Brief Bayerns nach oder über Preußen vor dem Postverein, bei dem man 12 Kr. in 4 Sgr. reduziert hätte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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