von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.4.1852

  • Lieber Michael,

    ich finde ihn attraktiv. :P

    Was steht oben links mit Tinte geschrieben? Was bedeutet die blaue 4 (gestrichen) unten links? Blau schrieb nur Preußen denke ich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    eine gute Frage, was die blaue (preußische) "4" bedeutet. :rolleyes:
    Mal nach dem Ausschlußverfahren:
    - 4 Sgr. können es nicht sein, die gibt der laufende PV für einen Portobrief nicht her - weder preußisch, noch russisch und auch nicht französisch.
    - die preußische Gewischtsstufe 4: dies entspräche 4 Loth ! Dann wären die 12 Sgr. rein preußisches oder russisches Porto, zusammen 24 Sgr. - das passt nicht zu den franz. 5 F. 50 Centimes (in Frankreich wäre es dann 7. oder 8. Gewichtsstufe)
    - die französische Gewichtsstufe 4 (22,5-30,0 Gramm): so von einem preußischen Beamten ermittelt (zuerst unten notiert, dort gestrichen und oben links nochmal notiert). Diese passt zu den 12 Sgr. russ./preuß. Porto in der 2. preuß. Gewichtsstufe, aber nicht zur franz. Taxe

    Ich meine, dass die "4" die als dritte Variante beschriebene falsche Gewichtszuordnung ist und in Frankreich in die 5. Gewichtsstufe korrigiert wurde.
    Was der franz. Postler aber darüber geschrieben hat, ist für mich nicht identifizierbar.

    Irrtümer bei schwereren Briefen scheinen nicht so selten zu sein.
    Anbei ein Brief an dieselbe Adresse, ebenfalls aus 1865. Nach meiner Interpretation fällt dieser Brief ebenfalls in die 2. preußische Gewichtsstufe, in Frankreich aber in die 4. (ist also etwas leichter als der vorige Brief) und kostet hier 44 Decimes.

    Bei diesem Brief könnte man oben links eine französische "31" (Gramm) lesen. Das passt aber nicht zur 7,5-Gramm-Progression, die meines Wissens noch galt:

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    wenn der letzte Brief in der 2. pr. Gewichtsstufe lag oder hätte liegen sollen, dann sollte der erste Brief tatsächlich in der 4. pr. Gewichtsstufe gelegen haben, denn die selbe Hand hat mal da die 2 und mal da die 4 notiert.

    Mit deiner Beurteilung schwerer, grenzüberschreitender Briefe gebe ich dir 100% Recht - alles, was schwerer als die 2. oder 3. Gewichtsstufe war, bereitet i. d. R. schon große Probleme, wie man bei deinen beiden tollen Briefen sehen kann.

    Ich könnte mir vorstellen, dass da eineiges hinter den Kulissen lief (sprich Korrekturen der Briefkarten, Franko- und Portodefekte usw.).

    Bei dem 2. Brief könnte man 31g und kopfstehend 3 lesen, auch wenn es nicht zu passen scheint.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    wenn der letzte Brief in der 2. pr. Gewichtsstufe lag oder hätte liegen sollen, dann sollte der erste Brief tatsächlich in der 4. pr. Gewichtsstufe gelegen haben, denn die selbe Hand hat mal da die 2 und mal da die 4 notiert.

    da gebe ich zu bedenken, dass die "2" bei dem 2. Brief doppelt durchgetsrichen wurde, was im allgemeinen eine Korrektur einer falschen Notierung bedeutete. Daher bin ich mir nicht sicher, ob man diese "2" ernst nehmen darf.

    Bei dem 2. Brief könnte man 31g und kopfstehend 3 lesen, auch wenn es nicht zu passen scheint.

    Bei beiden Briefen bin ich bei der Interpretation letztlich von den französischen Taxen ausgegangen. Die französische Post hat sich normalerweise ja kein Geld entgehen lassen und genau nachgewogen.
    So attraktiv auch ein Brief in der 4. preuß. Gewichtsstufe wäre ... :rolleyes:

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Freunde,

    dank vornehmer Zurückhaltung unseres lieben Michael konnte ich diesen hier günstig schnappen:

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    Er war voll frankiert mit 20 Silberkopeken = 6 Sgr., wovon die Hälfte für Russland, die andere Hälfte für Preußen bestimmt war. Über die Bahnpost Königsberg - Bromberg lief er am 1.4.186? am Augsburger Bahnhof ein.

    Interessant ist die Adresse: "An die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu Augsburg franco O.B.A. No. 1997".

    Der Deutsche in St. Petersburg war offensichtlich Abonnent der damals 3. besten Zeitung Europas und bezog sich auf eine Annonce mit Chiffre O.B.A. 1997. Der briefliche Empfänger, die Zeitung, hat also nicht den Brief geöffnet, sondern ihn dem Inserenten der Einrückung ins Fach gelegt bzw. zugesendet. So ein Vorgang ist schon innerbayerisch nicht leicht darzustellen, aus Russland kenne ich keinen zweiten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    danke! :)

    Ich kann nur den Augsburger Stempel einschätzen und sehe den Brief demnach in der Zeit von 1864-66. Das reicht mir, weil es genauer nicht geht. :rolleyes:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    dann möchte ich mal einen vor kurzem bei ebay ersteigerten Brief zeigen.
    Der Brief war erst kürzlich bei Köhler versteigert worden und wurde nun von einem dafür bekannten Anbieter bei ebay weiter verkauft.

    1857 wurde das kleine Damenbriefchen in Dresden mit 6 Gr. frankiert aufgegeben, die Adressatin wohnte in Neu-Adlehn in Livland.
    Neben dem hübschen, allerdings nicht so seltenem und leicht berührtem Markenpaar, weist der Brief 2 Besonderheiten auf.

    Schräg unterhalb des original Absender-Siegels sind noch die Reste eines russischen Post-Siegels zu erkennen. Der Grund für diese Maßnahme wurde darüber mit Tinte notiert:
    Beim Öffnen
    des Post-Paquets ward das Siegel verletzt, deshalb der Brief sogleich
    mit dem Siegel dieses Comptoirs geschlossen ward (Unterschrift)

    Die zweite Auffälligkeit ist die Dokumentation des Leitwegs in Russland durch insgesamt 4 Stempel:
    Der große Ra2 bei Ankunft in Riga
    Der L2 von Wenden bei Leitung ins nördliche Baltikum (von der Blaustiftnotierung übermalt)
    Der große K2 und vs. der schöne Ovalstempel von Walk, in dessen Landbezirk der Zielort lag.
    Einse so detaillierte Darstellung des innerrussischen Postwegs ist leider selten zu finden.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    herzlichen Glückwunsch zu dieser Oberrosine - für mich ein Traum! :P:P

    Ich hoffe doch sehr, dass der uns bekannte eBay - Anbieter nichts an dir verdient hat, oder?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    herzlichen Glückwunsch zu dieser Oberrosine - für mich ein Traum! :P :P

    danke - es ist immer schön, einen Brief mit kleinen Besonderheiten zu erwischen. :)

    Ich hoffe doch sehr, dass der uns bekannte eBay - Anbieter nichts an dir verdient hat, oder?

    Nein, gegenüber dem Zuschlag bei Köhler habe ich was gespart. ;)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    prima - der Marktkenner kauft (fast) immer günstig ein und erkennt, worin die Besonderheiten liegen, wenn sie der Auktionator nicht erkennt, wie ích hier unterstellen würde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    Glüchwünsche auch von mir - na, wenn das mal keine Seite wird, dann weiß ich es auch nicht mehr ... :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei ein Frankobrief vom Februar 1853 aus Moskau an die bekannte Kölner-Adresse Farina.

    2 kleine Besonderheiten weist der Brief auf: der handschriftliche Eingangsvermerk Aus Russland und die Taxierung als Brief der 2. Gewichtsstufe (36 Kopeken rückseitig und 6 Sgr. Weiterfranko vorderseitig), ohne dass dies preußischerseits vermerkt wurde.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    mit den siegelseitigen Bahnpoststempeln (den Stempel Ostbahn habe ich noch nie gesehen) ein sehr schöner Brief!
    Eine Frage: Wo kam der Brief zur "Ostbahn"?

    Gruß

    senziger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo senziger,

    mit der Ostbahn war letztendlich die gesamt Strecke von Berlin über Bromberg, Danzig und Königsberg nach Eydtkuhnen gemeint.

    Der Ostbahn-Stempel kam hier auf der Strecke Danzig-Bromberg-Berlin zum Einsatz.
    Östlich der Weichsel war erst das Teilstück Marienburg-Braunsberg fertiggestellt, vermutlich lief der Brief hier noch mit der normalen Post von Tilsit nach Danzig.
    Der Stempel taucht in der 2.Jahreshälfte 1851 auf, mit der Eröffnung der ersten durchgehenden Teilstrecke Berlin-Stettin(!)-Bromberg.
    Schon ab August 1853 tauchen dann die Kursstempel Königsberg-Marienburg usw. auf, die den Ostbahn-Stempel ersetzen. Münzberg gibt eine Verwendungszeit bis 1862 an, ich weiß aber nicht, ob es solche Belege gibt.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    danke für das zeigen des sehr schönen und stempelmässig interessanten Briefes. Bei den relativ vielen Briefen von und nach Bayern mit russischer Relevanz kenne ich bis 1862 keine Ostbahn - Stempel und glaube auch nicht, dass mir solcher über 30 Jahre lang entgangen wäre. Wenn Münzberg bis 1862 schreibt, halte ich das eher für einen Druckfehler und denke, er meinte 1852, wo ich ihn eher hinstecken würde. Da ist deiner mit 1853 schon "spät".

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Michael,

    bei deinem Ostbahn-Stempel handelt es sich um eine äußerst späte Verwendung. Ilse Popp hat in ihrem ausführlichen Aufsatz über die Ostbahn in der Postgeschichte und Altbriefkunde (Hefte 64 und 65) etliche Briefe abgebildet. Doch ein Brief aus dem Jahr 1853 mit diesem Stempel ist nicht vorhanden.

    Ich kann einen äußerst frühen Stempel zeigen. Nach Ilse Popp wurde der erste Zug auf dieser Strecke am 26.7.1851 in Berlin abgelassen. Mein Brief aus Chur nach Riga vom 25.7.1851 hat einen Ostbahn-Stempel vom 28.7.1851.

    In § 4 der Vollzugsbestimmungen zum bayerisch-preußischen PV vom 28.6.1850 wurde vereinbart, dass für die Briefe aus der Schweiz Lindau in das Verhältnis eines Ab- und Aufgabepostamtes tritt. Bayern erstatte somit an die Schweiz 5 Kr., entspricht 1 1/2 Sgr. und belastete Preußen zusätzlich den Postvereinsanteil von 3 Sgr. Obwohl die Transitzuschläge innerhalb des DÖPV abgeschafft wurden, verrechnete Preußen bis 1852 für Briefe aus der Schweiz weiterhin 13 Sgr. an Russland. ZZgl. des russischen Inlandportos ergab dies für den Empfänger ein Gesamtporto von 52 1/4 Kopeken.

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Kommentare.

    bayern klassisch
    Ich vermute auch, dass die Münzberg-Angabe eher auf einem Druckfehler/Irrtum beruht. Da ich die Verwendungszeiten der Bahnpoststempel aber nicht systematisch beobachte, bin ich da etwas vorsichtig. Vielleicht lag er ja als Reservestempel irgendwo rum und kam noch mal zum Einsatz !?

    liball
    Glückwunsch - das ist ja fast ein Ersttagsstempel !

    Mein Stempel ist mit Februar 1853 zwar spät, es muß aber noch spätere geben. Der "Nachfolger" wurde meines Wissens erst im August 1853 eingeführt (s.o.). Bliebe also noch ein halbes Jahr...
    Bei den Stempel-Verwendungszeiten von I. Popp (und allen anderen Autoren dieser Zeit) merkt man meiner Meinung nach aber die anderen Zeitumstände. Bei aller Wertschätzung ihrer auch heute noch weitgehend richtigen und sehr guten Abhandlungen ist nicht zu übersehen, dass die Sichtung bzw. Erfassung von Belegen / Stempeldaten auch in den 80er Jahren noch sehr mühsam war. Ohne ebay / philasearch / Internetforen u.ä. war man eben auf persönliche Kontakte und Auktionskataloge (diese i.d.R. ohne Abb. der Beleg-Rückseiten) angewiesen.

    Viele Grüße
    Michael