von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.4.1852

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    Briefe höherer Gewichtsstufen sind häufig keine Luxus-Belege.
    Der folgende aus der 3. Gewichtsstufe wird sicherlich auch keinen Schönheitspreis gewinnen, aber solch hohe Taxen findet man nicht häufig.

    1857 sandte das Handelshaus Müller & Hauff diesen schweren Brief an die bekannte Adresse
    Durchlaucht
    den Prinzen Emil zu Sayn Wittgenstein Berleburg
    Obristen & Flügel-Adjutanten S. M. des Kaisers von Russland
    Wiesbaden

    Der Brief lief über die Eisenbahnstrecke Königsberg-Marienburg (das Teilstück bis Bromberg wurde erst im Folgemonat freigegeben), Berlin und Frankfurt nach Wiesbaden.
    Das russische und das Postvereins-Porto von je 9 Sgr. wurde in 32 resp. 27 Kr. reduziert, woraus sich die Gesamtsumme von 59 Kr. Gesamtporto ergeben.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    für einen fast 3 löthigen Brief ist er in guter Verfassung - viele mit 59x Porto wird es wohl nicht mehr geben. Danke fürs Zeigen dieses besonderen Briefes. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Reco-Brief aus St. Petersburg nach Mecklenburg-Strelitz, eine nicht häufige Destination.

    Trauer-Brief anlässlich des Todes von Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz .
    A Son Altesse Royale
    Madame le Grand-Duchesse Mère
    de Mecklenbourg-Strelitz
    à
    Neustrelitz

    Absender war der jüngere Sohn des verstorbenen Großherzogs mit gleichem Namen, Georg zu Mecklenburg. Dieser hatte 1851 die Großfürstin und Enkelin des Zaren Pauls I., Katharina Michailowna Romanowa geheiratet und lebte in St. Petersburg im Michailowski-Palast .

    Der rückseitige Aufgabestempel vom 2. Nov. 1860 (jul.) stammt vom Petersburger Hauptpostamt, Abteilung für ankommende und abgehende Auslandskorrespondenz (Verwendungszeit 1859-66). Die Leitung erfolgte über den Kurs Eydtkuhnen-Bromberg.
    Das Weiterfranko an Preußen in Höhe von 3 Sgr. wurde rückseitig notiert. Vorderseitig wurde, wie bei Einschreiben üblich, von der preußischen Post das Gewicht von 9/10 L(oth) notiert.

    Gruß
    Michael

  • Hallo,

    Vor langer Zeit, in Posts 75 und 76, wurde über das sehr interessante Thema des ermässigten Portos in und aus den preussischen Grenzbezirken berichtet :

    Hier kann ich nun 2 Belege aus einer Korrespondenz aus Dorpat (Livland) in den preussischen Bezirk Gumbinnen zeigen.

    Bei dem ersten Beleg vom Februar 1865 kam das "normale" Porto nach Preussen zu dieser Zeit zur Anwendung : 20 Kopeken (10 Kopeken russisch + 3 Sgr preussisch). Wahrscheinlich waren sich weder Absender noch Postbedienstete des ermässigten Portos bewusst.
    Bei dem zweiten Beleg vom September 1865 kam nun das ermässigte Porto zur Anwendung : 17 Kopeken (10 Kopeken russisch + 2 Sgr preussisch).

    Herzliche Grüsse,
    Simmerer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Simmerer,

    sehr schöne Belege!
    Interessant, dass die regionale Post aus dem Baltikum nunmehr auch (wie die russische Post) über Eydtkuhnen geleitet wurde. In den 1850er Jahren findet man hier noch oft den Eingangsstempel von Memel.
    Solche Belege suche ich auch noch ...

    Danke fürs Zeigen & viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier mal wieder ein Einschreiben von 1862 aus St. Petersburg nach Bern in der Schweiz.
    Rückseitig wurden 5 Sgr. Weiterfranko an Preußen notiert, wovon wiederum 2 Sgr. an die Schweiz gingen.
    Selten so ausführlich: die Leitung durch die Schweiz von Basel über die Bahnpost Aargau-Bern zum Zielort Bern.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein Appetithäppchen für uns Transitsammler. :P:P

    Schön zu sehen, dass Baden 2 Sgr. von Preußen bekam (7 Kreuzer real) und 6 Kr. an die Schweiz als Weiterfranko vergütete (Rötel-6 von Basel).

    Den einen Kreuzer hat man clever eingesteckt und beim Rückbrief das Postvereinsfranko von 9 Kr. auch gleich mitgenommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Beleg aus dem Jahre 1862.

    In Berlin mit 3 Sgr. aufgegeben und an den Baron v. Bordelius in Ligutten bei Libau in Curland adressiert.
    Die Vortaxierung von 3 Sgr. wurde wieder gestrichen und dafür fr. Grenze notiert.
    Die 3 Sgr. reichten nur für Preußen, eine Teilfrankatur war im russisch-preußischen Postvertrag nicht vorgesehen. Da rückseitig auch keinerlei russische Taxierung zu sehen ist, kann man spekulieren, dass der Empfänger, zum baltischen Adel gehörend und z.B. mit der bekannten Familie Keyserlingk verwandt, in Russland Portofreiheit genoß. Der Absender stammt sicherlich nicht aus dem einfachen Bürgerstand, wie das Siegel verrät.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    schönes und interessantes Stück - könnte eine Grafenkrone sein, aber wie viele Grafen residierten wohl im Berlin der 1860er Jahre? Da habe ich keine Ahnung ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,

    neben der "3" aus der Vortaxe stand aber ein "frei". Dies stimmte aber nicht, da diese 3 Sgr. nur bis zur preußischen Grenze reichten. Der "frei"-Vermerk durfte von Postbeamten nicht bearbeitet (gestrichen, ergänzt) werden - Ausnahme bei Briefen aus den Briefkästen und dann musste das offiziell unterschrieben werden.
    Also strich man einfachheitshalber die "3" wieder und notierte oben "fr. Grenze".

    Gruß
    Michael

  • Hallo,

    hier ein Ganzsachenumschlag mit einem Wertstempel von 10 Kopeken. Dieser 1848 herausgegebene Umschlag kostete 11 Kopeken. Sie durften nur im Inland verwendet werden.
    Dieser Umschlag lief jedoch nach Cannstadt bei Stuttgart. Aufgrund des Aufgabestempels von Polangen muss der Umschlag entweder 1862 oder 1863 verwendet worden sein.
    Nachdem der Umschlag nur im Inland zugelassen war, ist der Wertstempel durchgestrichen worden, so dass Russland einen Portoanspruch von 3 Kopeken (1 Sgr.) hatte, nachdem Polangen zum grenznahen Bereich gehörte.
    In Württemberg wurden zunächst 20 Kr. angeschrieben. Dies war das Regelporto für Briefe aus Russland. Dann wurde erst bemerkt, dass der Umschlag aus einem grenznahen russischen Ort kam. Die 20 Kr. wurden gestrichen und durch 13 Kr. ersetzt. 4 Sgr. (3 Sgr. Vereinsporto + 1 Sgr. für Russland) wären jedoch 14 Kr. gewesen. Soweit meine Interpretation, vielleicht hat jemand eine andere Meinung.
    Wer kann den mit dunkler Tinte mitten auf dem Umschlag geschriebenen Vermerk entziffern, Porto........

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    1 Sgr. fremdes Porto = 3,5x zu runden auf 4x.

    9x für Preußen (Vereinsaufgabepost) plus die 4x von oben = 13x, das passt schon.

    Welchen Vermerk meinst du? Kannst du einen Detailscan machen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    aus der netten Sammlung meines Sammlerfreundes 3 noch nettere Briefe aus Russland via Preussen in die Schweiz. Hübsch, gelle?

  • Hallo,

    so wie der von bayern klassisch oben eingestellte Brief aus Riga sollte auch dieser Portobrief aus Warschau nach Wohlen vom 15.5.1856 bezüglich der Taxierung aussehen. Die Taxierung dieses Briefes weicht jedoch erheblich ab.
    Russland hatte einen Anspruch von 3 Sgr. (= 10 Kopeken). Warum auf der Rückseite diese 3 ausgestrichen und darüber 5 + 16 geschrieben wurden, kann ich nicht erklären.
    Klar ist auf der Vorderseite die blaue 20 (3 Sgr. für Russland + 3 Sgr. Postverein). Doch dann wird es für mich schleierhaft. Ich lese neben der 20 eine 16 in Rötel und eine 30 in roter Tinte. Wer kann hierzu etwas sagen?
    Die 3 in Rötel vor der 20 könnten das schweizer Porto im 1. Rayon sein (3 Kr. = 10 Rappen). Doch warum sollte man in Kreuzer anschreiben, wenn zu dieser Zeit mit Rappen und Franken bezahlt wurde?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ich versuche mal eine Interpretation.

    Normalerweise hätte man Franko Russland oder Porto Russland stempeln müssen, meine ich. Dieser Stempel fehlt hier. Evtl. hat der Absender 10 Kopeken bis zur preussischen Grenze bezahlt, so dass er franko polnisch - preussische Grenze gestellt wurde.

    Jedenfalls hat Preussen, weil es ja keine Teilfrankobriefe mehr gab, dies nicht anerkannt und 20 Kreuzer in blauer Tinte notiert.

    Dann hat jemand aber die 6 Kr. für die Schweiz in roter Kreide notiert (da müsstest du mal schauen, ob es auch 6 Kr. im PV Schweiz - Taxis waren nach Wohlen), die von Frankfurt am Main sein könnten, wie der Absender die Leitung auch wünschte. Es heißt nämlich nicht 16, sondern 20 / 6.

    Die CH hat aber jetzt aus den 20 Kr. 20 Rappen gemacht und nur 10 Rappen auf 30 Rappen "addiert", weil es m. E. auch nur 10 Rappen nach Wohlen kostete (1. Rayon).

    Ich kenne einige wenige Briefe dieser Korrespondenz, bei der solche Additions- bzw. Umrechenfehler vorkamen. Den Empfänger wirds gefreut haben und da die Briefe summarisch als Portobriefe in die Briefkarten eingetragen wurden, dürfte man auf seinem verminderten Umsatz sitzen geblieben sein.

    P.S. Hinten stehen auch 5 / 6 (5 Groschen = 3 Groschen Preussen und 2 Groschen CH = 6 Kr. für die CH).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.