von und nach Russland nach dem Postvertrag vom 13.4.1852

  • Lieber Michael,

    Glückwunsch zu diesem schönen Brief, ich denke der grün geschriebene Vermerk, wird wohl von der Nachsendeaktion in Warschau kommen. Da dieser aber rot überstempelt ist vom Warschauer PA, könnte es sein das es sich um das Weitersendedatum handelt - eine Vermutung? Ich meine der Stempel wurde über den handschriftlichen Vermerk gesetzt!

    Ich kann Dir ein schönes Stück zeigen, wo der Postweg anhand der Frankierung vorgegeben war, durch Preußen mit 28 Kopeken. Wirklich ist der Brief über Österreich geschickt worden "Autr. Avricourt'", das kostete aber 34 Kopeken, und wurde auf der Vorderseite des Briefes rot mit 35 angegeben. Auf der Rückseite sind zwei französische Beförderungsstempel. Mußte da der Empfänger die angegebene Gebühr nachzahlen, oder wurde das zwischen den Postverwaltungen abgerechnet? von 1872

    Liebe Grüße Hans

  • Lieber Hans,

    ehe der Experte antwortet, hier meine Ansicht: Odessa hat P.D. gestempelt (ab wann führte Russland P.D. Stempel ein, ich dachte die hätten nur mit Franco gestempelt?), demnach war für Frankreich die Sache klar: es durfte eigentlich keine Nachtaxe ansetzen. Daher beanspruchte Frankreich den ihm bei dieser Leitung zustehenden Betrag von dem Kartenschlußpostamt, also Avricourt von Wien? Die Siegelseite hätte ich gerne gesehen, aber wenn er über Österreich lief, dürfte er von Wien nach Avricourt kartiert worden sein (und somit lief er über Bayern und Württemberg).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Hans, lieber bayern klassisch,

    die Beschreibung von bayern klassisch ist sicherlich zutreffend.

    Zu der PD-Stempelung:
    In Odessa verwendete man den violetten Ovalstempel Frankirovano, etwas schwach abgeschlagen oberhalb von Marseille.
    Ich stehe weiterhin zu der Aussage, dass Russland keine PD-Stempel verwendete. ;)
    Der schwarze P.D.-Stempel ist österreichischen Ursprungs.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    vielen Dank für die Klarstellung. Für mich war nur die Stempelfarbe ausschlaggebend, daher meine unzutreffende Vermutung.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    da es aus dieser Zeit auch bayer. Briefe gibt, die diesen Stempel zeigen, und Österreich über München kartierten, wie München über Stuttgart sandte, sollte das stimmen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    Avricourt kann ich erst nachweisen, nachdem der Krieg vorbei war. Von daher sollte jeder Brief nach Frankreich mit diesem Stempel aus und über Bayern den benannten Laufweg eingeschlagen haben.

    Es wäre interessant zu sehen, wie Briefe aus oder über Österreich nach Frankreich liefen, von sie zwischen Mitte Juli 1870 und März 1871 abgesandt wurden. Ob auch über die Schweiz via München?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Danke für die Antwort zu Avricourt.

    Zu deine Frage kann ich nicht sicheres Antworten, deswegen sage ich hier nichts. Aber in Oktober 1871 habe ich einen Brief mit dem Autr-Strasbourg Stempel. Ob es einen Zufall war weiss ich nicht. Sagt aber gar nichts über den Laufweg.
    Noch habe ich kein Belege sonst aus dieser Zeit nach den Krieg.

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    nachdem die Leitwege nach Avricourt geklärt sind, kann ich noch eine Weiterleitung aus der Sayn-Wittgenstein-Korrespondenz zeigen. ;)

    Am 11.11.1865 in Homburg v.d.H. (Kurfürstentum Hessen, Taxis-Post mit Thaler-Währung) aufgegeben, erreichte der Brief am 13.11. Warschau. Hier finden sich rückseitig wieder ein rechteckiger Ankunftsstempel und der bilinguale K1.
    Seine Exzellenz war aber schon nicht mehr im Lande, so dass der Brief retour lief nach Wiesbaden (Herzogtum Nassau, Taxis-Post mit Gulden-Währung). Auf dem Rückweg erhielt er noch den preußischen Kursstempel Alexandrowo-Bromberg.
    Für 20 Kreuzer erreichte er dort den Empfänger.

    Der Brief sah also folgende Länder: Hessen - Preußen - Polen - Preußen - Nassau.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    Glückwunsch zu diesem optischen Genuß. :P

    Man könnte auch sagen: Von Groschen über Groschen zu Kopeken, retour über Groschen zu den Kreuzern. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    danke für die Kommentierung.
    Die unterschiedlichen Währungen scheinen auch den einen oder anderen Postbeamten verwirrt zu haben. Anders kann ich mir die verschiedenen Taxierungen auf diesem Brief nicht erklären: Mit 20 Kr. Porto belastet, diese korrigiert in 3 Sgr. (wieso eigentlich 3 Sgr. ?, es hätten 6 Sgr. sein müssen) und diese dann wieder in 20 kr. korrigiert.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    die blaue 3 kann ich erklären: Unfrankierte Briefe nach Russland waren von der Aufgabepost mit 3 Sgr. vorzutaxieren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Michael,

    es wird von der Hand des Kartierungsbeamten von TT sein - die hatten wohl die gleiche blaue Tinte im Faß.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Beleg ist zwar optisch knapp vor der Einstufung bescheiden bis leicht gruselig, weist aber doch einige Besonderheiten auf, so dass ich ihn trotzdem in der Bucht erworben habe.

    Er stammt aus dem Jahr 1862, unterliegt also den Vereinbarungen des PVs von 1852.
    In diesem PV war das preußische Gebiet gegenüber Russland und Polen in 3 Entfernungszonen unterteilt worden.
    Gegenüber Polen waren diese Zonen folgendermassen festgelegt:
    Die 1. Entfernungsstufe umfasste einen Grenzstreifen mit benannten Orten, u.a. Thorn, Stallupönen, Ostrowo usw., und kostete 1 Sgr. preußisches Porto.
    Die 2. Entfernungszone umfasste die Regierungsbezirke Gumbinnen, Königsberg, Marienwerder, Bromberg, Posen, Breslau und Oppeln und kostete 2 Sgr. preußisches Porto.
    In die 3. Entfernungszone fielen alle anderen preußischen Gebiete und kostete 3 Sgr. preußisches Porto.
    Gegenüber Russland war die gebietsmäßige Unterteilung natürlich eine andere.

    Der Brief stammt aus Breslau und fiel damit in die 2. Entfernungszone und kostete damit 2 Sgr. preußisches Porto. Hinzu kamen 3 Sgr. polnisches Porto, so dass insgesamt 5 Sgr. anfielen. Diese 5 Sgr.-Briefe sind nicht ganz so häufig.

    Eine Mischfrankatur zwischen Kopf- und Wappen-Marken ist auch innerpreußisch nicht häufig und nach Polen/Russland eine Seltenheit.

    Die 3 Sgr.-Marke ist ein Oberrandstück. Randstücke von preußischen Marken sind auf Brief generell eher selten anzutreffen.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ein liball-Brief habe ich leider nicht zu zeigen. Aber ein trotzdem netter Brief.

    Von Nürnberg nach St. Petersburg in 1854 als Portobrief geschickt. Der Brief kostet in Postverein 3 Silbergroschen welche Bayern von Preussen vergütet bekam, und 10 Kopek für die Reise in Russland. Zusammen wird es für den Empfänger 20 Kopek zu bezahlen.

    Laufwegmässig sehen wir ein Leipzig-Magdeburg Stempel. Der russischen Stempel kann ich nicht deuten.


    Viele Grüsse
    Nils