aus / nach BRASILIEN mit der ROYAL NAVY

  • Bonjour à tous,

    Vom 1824 bis 1851 ist der Seepostdienst zwischen England und Brasilien von Royal Navy gewährleistet gewesen (mit einer Abfahrt monatlich). Die britische Admiralität hat im wesentlichen auf dieser Linie der Kriegsbriggs benutzt.

    Brigg ist die Bezeichnung für ein zweimastiges Schiff mit Rahsegeln an beiden Masten.

    Während die meisten Briggs Handelsschiffe waren, gab es auch Kriegsbriggs, die meist mit 10 bis 18 Geschützen bewaffnet waren :

    ...................

    HMS Cherokee....................................HMS Ranger

    Das ist die Seestrecke :

    (Nota: es gab auch eine ergänzende Linie zwischen Rio und Buenos-Aires)

    Portobrief aus Rio de Janeiro nach London, 1839

    Abfahrt : 24. April mit dem Kriegsbrigg OPOSSUM unter Befehl von Lt Robert Peter,

    Ankunft : 23. Juni in Falmouth

    Postgebühr beim Empfänger bezahlt = 3 Schillings 6 Pence (Packet rate + Inland Postage). Kein Ankunftstempel.

    Bemerken Sie die Sauberkeit des Stempels: er war im Dienst seit 6 Monaten nur! Das ist das erste Stempel, mit dem das englische konsularische Postamt ausgestattet war.

    Dieser Dienst war durch seine Langsamkeit oft kritisiert (140 Tage durchschnittlicher Umdrehung von Segelboot).

  • Hallo Laurent,

    als Ergänzung - der erste Postvertrag zum Transport von Briefen aus der portugiesischen Kolonie Brasilien nach Europa wurde zwischen beiden Staaten bereits im März 1808 geschlossen.
    Geschichtliche Anmerkung:
    Der portugiesische Hof war im November 1807 vor den anrückenden Truppen Napoleons nach Rio de Janeiro geflohen.

    Setubal

  • Hallo Laurent,
    Hallo ins Forum,

    ein Brief aus jener Zeit.
    Die englische Admiralität hat den ursprünglich mit Portugal geschlossenen Postvertrag nach der Unabhängigkeitserklärung Brasiliens ohne Unterbrechung ab 1822 auf Brasilien übertragen.
    Der unten gezeigte Brief stammt aus portugiesischer Sicht noch aus dem Vereinigten Königreich Portugal.
    Portugal hat die brasilianische Unabhängigkeit übrigens erst 1825 anerkannt. Formal bestand also das Vereinigte Königreich Portugal (Hauptstadt Rio de Janeiro) aus portugiesischer Sicht noch bis 1825. Erst da wurde auch die Hauptstadt wieder nach Lissabon verlegt.
    Einmalig in der europäischen Kolonialgeschichte, dass ein Kolonialreich aus einer Kolonie heraus regiert wurde.

    Setubal

  • Hallo Laurent,
    hallo ins Forum....

    der von mir gezeigte Brief wurde mit einem Handelsschiff befördert.
    Da er meine Zeit und mein Thema Portugal betrifft, habe ich ihn gezeigt.
    Briefe die mit der Royal Navy befördert wurden sind relativ häufig zu finden. Bevorzugter Empfänger ist das Bankhaus Huth, London und auch Liverpool. Als Anmerkung hierzu: Huth hat sich regelmäßig über die Kaffee Kurse informieren lassen. Diese "Nachrichten" waren mit der Navy schneller zu bekommen und bei den schwankenden Kursen für Kaffeepreise besser.

    Setubal

  • Hallo ins Forum,

    heute möchte ich meinen neuesten Erwerb zeigen.
    Der unten gezeigte Brief wurde am 27. Juni 1870 in Bahia in Brasilien geschrieben.
    Die Aufgabe erfolgte im englischen Postamt von Bahia als bezahlter SCHIFFS Brief. Die zu zahlende Gebühr betrug 2d englisches Inlandsporto für die Annahme und Weiterleitung an das nächste von Bahia abfahrende Schiff. Dazu kamen 2d Kapitänsgebühr für den Seeweg Bahia bis Lissabon. Der Absender hat die Gebühr bezahlt und der Brief wurde mit einer 4d Marke versehen. Entwertet ist die Marke mit dem Stempel C 81 des englischen Auslandspostamtes von Bahia. Die Gebühr für den Transport mit einem englischen Postschiff wäre in dieser Zeit 1 Sh gewesen.
    Der Transport des Briefes erfolgte dann mit einem Dampfer der RoyalMail Steam Ship Co. bis Lissabon. Entsprechend trägt der Brief rückseitig den Schiffsposteingangsstempel P.Transatlantico in blau, Datum 12.08. 1870. Die portugiesische Post lieferte den Brief am Folgetag in Porto an den Empfänger aus. Dieser hatte eine Gebühr von 120 Reis für den Brief ohne Transport mit einem Vertragsschiff bis 4 Oitavos (1/2 Unze) zu zahlen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Setubal

  • ... schöner Brief und perfekt erklärt - so macht Portugal Spaß. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    für mich stellt sich nur die Frage, wo ich den Brief einordnen soll.
    Die englische Gebühr und auch der portugiesische Taxvermerk zeigen eindeutig die Gebühr für den Transport mit einem Handelsschiff. Tatsächlich wurde der Brief aber mit einem Vertragsschiff der Royal Mail vorgenommen. Die Postanstalten waren ja angehalten Briefe für den Transport mit Handelsschiffen dem ersten auslaufenden Schiff mitzugeben. Und bei diesem Brief war es offensichtlich ein Schiff der Royal Mail, also ein Postschiff.
    Es ist übrigens der erste Brief mit bezahlter Aufgabe für den Transport mit einem Handelsschiff, den ich überhaupt gesehen habe.

    Setubal

  • ... mit dem würde ich eine Seite aufziehen, die die Transporte mit Handelsschiffen abschließt und die den Seiten mit den Postschiffen vorausgeht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Laurent,

    auf der Rückseite trägt der Brief den
    blauen Stempel P.TRANSATLANTICO.
    dieser wurde nur bei Anlandungen von Briefen abgeschlagen, die mit einem Vertragsschiff der Royal Mail Steam Ship Co. befördert wurden.
    Handelsschiffe hatten einen anderen Ankunftsstempel.
    Andere Vertragsschiffe anderer Reedereien hatten andere Farben.

    Setubal

  • Hallo Laurent,

    beantworte mir doch bitte vorab folgende Frage:
    Kannst Du mir verbindlich bestätigen, dass sich die französische Post NIE geirrt hat ?

    Danke für Deine Antwort :)

    Aus der Frankatur, den Stempeln, den zu der Zeit geltenden Vorgaben und dem Zeitplan halte ich einen Irrtum der portugiesischen Post für nahezu unwahrscheinlich.


    Setubal