• Noch was

    In der französisch sprachigen Schweiz gab es auch die Buchstaben

    M = Matin = Morgen

    S = Soir = Abend

    J = Jour = Tag

    Einmal editiert, zuletzt von St.G (27. Mai 2021 um 22:58) aus folgendem Grund: Schreibfehler

  • Haha Will

    Jetzt wirst du etwas mühsam macht aber nichts😀😜

    Also, es heisst ja explizit Tageszeit

    7 Uhr gibt es morgens und abends.

    Hier noch ein Beispiel von Lausanne.

    Soir 5 Uhr.


  • Es gab Schalteröffnungszeiten für den Publikumsverkehr, in größeren Orten bis 20:00 Uhr, in kleineren nur bis zum früheren Abend.


    In Bayern gab es in den Stempeln römische oder arabische Ziffern für die Zeitangaben Vormittags oder Nachmittags, später „ Vorm.“, bzw., „Nachm.“ u.ä.

    In Bayern hätte also eine arabische 7 gereicht, um 7 Uhr Abends anzuzeigen. Dennoch gibt es die Stempel mir der 7A-Zeitangabe. Warum? Nach Dienstschluss eingegangen und wird erst am nächsten Tag weiterbefördert?


    Wenn ich Deine Ausführungen jetzt richtig interpretiere, stand in der Schweiz ein „M“ für Morgens=Vormittags und das „A“ für Abends=Nachmittags. Richtig?


    Damit löst das das bayerische Problem noch nicht.


    Trotzdem danke für Deine Erläuterungen.


    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Will,

    deine Vermutung ist so richtig. Allerdings dürfte das A auch in Bayern für abends stehen. In Preußen wurde die Zeit am frühen Abend üblicherweise mit 7-8A angegeben, weil viele Postämter von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends geöffnet waren. Die folgenden Zeitenangaben sind dann 8-12A, 1-8M oder 8A-7M.

    Diese Zeitangaben änderten sich erst mit der Einführung der Datumsbrückenstempel, bei denen die Buchstaben V bzw N für jeweils 12 benutzt wurden.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    da deckt sich offenbar die Zeitangabe in den Stempeln in der Schweiz und in Preußen.


    Wenn ich die bisherigen Beiträge alle richtig verstanden habe, taucht das „A“ in Bayern in der Zeitangabe aber nur bei der „7“ auf.


    Rätseln wir weiter 🤔.


    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Dieter und Will


    Zu den Buchstaben V = Vormittag und N = Nachmittag kann man beispielsweise von St. Gallen bei der Stempelgruppe 129 gut sehen dass das Wort sogar ausgeschrieben wurde. Von Luzern kennt man beispielsweise die Abkürzung Nachm.


    Zu den Römischen Zahlen kann ich sagen, dass es keinen Unterschied machte zu Vormittag oder Nachmittag. Es finden sich arabische aber auch römische Zahlen, Ziffern bei beiden Tageszeiten.

    Beispiel Gruppe 125

    Dies wohlgemerkt für Stempel die in der Schweiz im Gebrauch waren!

  • Liebe Freunde,

    manche Briefe kauft man "von vorne" und stellt dann freudig fest, dass sie auch "von hinten" oder gar "von innen" sehr passabel sind - und man freut sich, dass es dann nicht nur einen Kaufgrund für sie gab.

    So auch hier: Portobrief aus Lindau im Bodensee von der großen Spedition Martin Spengelin an Y. Rud. Gayer nach Neuthal bei Bauma am Zürichsee vom 6.8.1866. Lindau taxierte 3x für Bayern über den Bodensee und, was man nicht hätte machen müssen/sollen, 6x für die CH, weil man den Zielort im 2. CH - Rayon ansah, also in summa 9x bzw. 30 Rappen für den Empfänger. Aber nach dem Verzeichnis vom 1.9.1859 lag Bauma als Postort für Neuthal im 1. Rayon, womit die bayer. Rechnung falsch war und die CH taxierte ihn korrekt mit nur 20 Rappen = 6x, also 3x für Bayern und 3x für die CH. Offenbar hatte man in der Bevorzugungsliste der nur bis 10 Meilen entfernten CH - Orte "Neuthal" nicht gefunden und somit Briefe nach dorthin automatisch dem 2. CH Rayon zugeordnet, aber über "Bauma" hätte man die treffende Taxe finden können und müssen.

    Siegelseitig sehen wir die Leitung in der CH mit der Bahnpost Zürich Chur vom 6.8.1866 mit Zug 82, Chur - Zürich vom 7.8.1866 mit Zug 87 und Wetzikon vom 7.8.1866, also ein bisserl hin und her, aber das war der Kartierung durch die Bahnpost geschuldet und normal.

    Inhalt: "Wir besitzen Ihr Werthes vom 27. Juli. Da in den nächsten Tagen die Wieder - Eröffnung des Verkehrs der Strecke nach Hof stattfinden wird & Herr E. Keffel auf die Garne sehr pressirt ist, so belieben Sie dieselben sicher vorrücken zu lassen. Achtungsvollst Martin Spengelin & Co.

    Vorderhand ist der Güterverkehr bis Nürnberg ausgedehnt worden."

    Man sieht also, obwohl sich die kriegerischen Ereignisse fernab der CH abgespielt hatten und vorbei waren, welche weitreichenden Auswirkungen die Eisenbahnen auf den mitteleuropäischen Warenverkehr hatten (heute: Lieferketten).

  • Liebe Freunde,

    Brief von der großen Spedition Martin Spengelin aus Lindau im Bodensee vom 16.4.1859 an den Kunstverein in Solothurn, wo er über den Bodensee geleitet am Folgetag ankam.

    Bayern taxierte 3/6 in Kreuzer (also 3 Kr. für Bayern und 6 Kr. für die Schweiz) und folgerichtig notierte man 30 Rappen als Gesamtporto für den Kunstverein.

    Interessant wird der Brief aber erst so richtig, wenn man sich den Briefkopf ansieht, der jeden bayer. Postgeschichtler zum Träumen bringt. Und ja, aus Australien nach und über Bayern, in die Schweiz, Italien usw. hätte ich auch gerne etwas gezeigt, wenn ich dergleichen je gesehen hätte ...