• Hallo,

    hier ein Portobrief aus Lindau nach Zürich vom 1. Mai 1858, nach dem Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1. Okt. 1852 taxiert mit je 3 Kr. für den I. bayer. sowie I. schweizer Rayon. Die fälligen 6 Kr. wurden als 20 Rp. mit Rötel vorderseitig (neben der bayer. 3/3 Taxierung) notiert.

    Interessanterweise wurden Porto-Briefe in die Schweiz genauso behandelt wie Franco-Briefe, d.h. es wurde kein Aufschlag vom Empfänger erhoben. Der frankierte Brief hätte also genauso 6 Kr. gekostet. Gibt es eine Schätzung für den prozentualen Anteil an Porto- vs Francobriefen in die Schweiz gegen Ende der 60er Jahre?

  • Hallo mikrokern,

    deine Frage ist vielschichtig und kann nicht mit einem Nebensatz beantwortet werden.

    Du fragst sicher nach der Zeit des PV Bayerns mit der CH vom 1.10.1852 bis 31.8.1868. Wie du richtig schreibst, waren die Briefe franko wie porto gleich teuer (oder günstig). Das war Bayern ein Dorn im Auge (den anderen deutschen Staaten auch). Mit dem neuen PV zum 1.9.1868 war es schlagartig vorbei mit dieser Milde und die Zuschläge stiegen auf 100% an.

    Die heute vorhandenen Bestände bayerisch - schweizerischer Korrespondenz beruhen zu einem recht hohen Prozentsatz auf den formidablen Isler - Briefen nach Wohlen, allein aus Bayern sicher Tausend plus X. Wegen des nicht existenten Portozuschlages sind und waren Portobriefe wohl deutlich häufiger als Frankobriefe. Auf der anderen Seite besagt die Statistik Bayerns, dass innerbayerisch erst ab 1865 die Frankobriefe die Portobriefe überwogen. Heute hat es aber sicher ein Mehrfaches an Frankobriefen, weil Portobriefe von den frühen Sammlern als unphilatelistisch galten und der Papiermühle überantwortet wurden.

    Briefe nach dem alten Vertrag dürften heute Porto zu Franko etwa 3 oder 4 zu 1 einzuschätzen sein; ab dem 1.9.1868 halte ich das Verhältnis 1 zu 300 für angemessen. Leider liegen mir keine amtlichen Statistiken vor, so dass dies nur meine subjektive Meinung darstellt und keine gesicherten Fakten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freude,

    oft hat man Probleme mit der Beschreibung von Briefen, weil die Taxen oder das Franko nicht mit dem (einfachen) Gewicht derselben zu korrespondieren scheint. Dabei wirken Brief und Inhalt harmonisch und authentisch, auch scheint nichts zu fehlen, aber es passt einfach nicht.

    Ein bei eBay geschossener Brief aus Lindau in die Schweiz nach Lauperswyl im Kanton Bern zeigt uns folgendes:

    Postaufgabe Lindau am 6.12.1861 als einfacher Portobrief bis 1 Loth. 3 Kr. für Bayern bis 10 Meilen und 6 Kr. für die Schweiz über 10 Meilen = 30 Rappen, die am Folgetag beim Empfänger kassiert wurden.

    Faltet man den Brief auseinander, stellt man aber 2 Briefe fest - einer vom 6.12.1861, wie zu vermuten war und einen vom 3ß.11.1861, der perfekt in den anderen eingefaltet worden war. Hier waren nun beide zusammen unter einem Loth schwer, bei einem Brief über Frankreich z. B. wären wir aber über 7,5g gelegen und hätten einen Brief der 2. Gewichtsstufe vor uns gehabt, den wir ohne die Einlage nicht hätten richtig interpretieren können.

    Schön ist noch zu lesen, vor allem für den geneigten PO-Sammler, dass Herr Martin Spengelin in Lindau die Hauptagentur der 1. k(aiserlich) k(öniglichen) priv(ilegirten) Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft in Wien inne hatte, mit Niederlassungen in Copenhagen, St. Petersburg, England, Nord- und Südamerika, Australien und dies für Bayern, die Schweiz und Italien. Warum ausgerechnet der Vierwaldstätter See von der Versicherung ausgenommen worden war, kann ich leider nicht sagen. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Es gibt also eine kleine Menge Spengelinbriefe :)

    Hier ist mein, jetzt ohne die Extrarechnung, aber gleicher Porto wie es sein sollte bei einfache Briefe.
    Mein ist in 1860 abgeschickt geworden.

    Dieser Brief ist eine Bestätigung über Lieferung nach Coburg.

    Die Taxierung ist wie von bayern klassisch oben beschrieben.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief mit einliegendem Strohmuster ohne Wert von Nürnberg an Isler in Wohlen (Aargau).

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0019a3bfd155jpg.jpg]

    Am 12.7.1854 wog man ihn in Nürnberg ab und er wog nur maximal 1 Loth, so dass man einfach für Bayern 9 Kr. taxiert und die Schweiz, weil die Leitung nicht über Baden, sondern über Lindau erfolgte, 6 Kr. addierte, so dass der Empfänger 50 Rappen zahlen musste. In Wohlen war man in den frühen 1850er Jahren selten gewillt, den Ankunftsstempel siegelseitig abzuschlagen, so dass wir auf der Adressseite den Ankunftsstag, den 15.7. sehen können. Schön dass der Stempel blau ist, das macht es nicht schlechter.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde!

    Soeben bei Aufräumarbeiten entdeckt:

    Brief vom 17.12.1855 von G. Fick + Bach in Nürnberg nach Zürich mit Muster ohne Wert.

    Vielleicht erklärt mir jemand die Taxierungen!? ;)

    Schöne Grüße vom Bayern-Nerv Volker

  • Hallo Bayern-Nerv,
    ich versuchs mal:
    da zu dieser Zeit Porto = Franco gerechnet wurde, waren 9 Kr für Bayern und 3 Kr für den ersten Schweizer Rayon, insgesamt also 12 Kr = 40 Rp zu bezahlen. Dies ist vorderseitig angeschrieben (40 bzw. /3 als Zeichen für den Schweizer 3 Kreuzer-Anteil).
    "Muster ohne Wert" hat hier offensichtlich keinen Einfluss auf die Taxierung gehabt, vielleicht war das Muster im Brief eingelegt und die Beförderung somit nicht vergünstigt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo bayern-nerv,

    steht etwas über das oder die Muster im Inhalt? Was stellten die betroffenen Firmen her?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde!

    mikrokern , schon mal danke für Deine Infos!

    @bk - Der Brief hat tatsächlich Inhalt , aber irgendwie habe ich wohl eine große Leseblockade - nun, auf der Rechnung lese ich Portemonnaies, Cigarrenetuis,...... - da scan ich doch einfach mal alle 4 Seiten ein und hoffe auf Hilfe!

    Schöne Grüße vom Bayern-Nerv Volker

  • Hallo bayern-nerv,

    auf der 1. Seite steht mittig: "Ihre Muster von Bouillon folgen hiemit zurück mit Angabe der Benennung und Nummer".

    Jetzt darfst du googlen ...

    Fest steht, dass kein Brief mit anhängendem Muster vorliegt, also ist @mikrokerns Beschreibung völlig korrekt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    von Schorsch Kemser habe ich wieder ein paar interessante Belege bekommen. Den Anfang macht ein Brief vom 15.04.1862, aufgegeben bei der Postablage Lindenberg. Die zuständige PE Weiler stempelte am 16.04. Aufgabe. Es handelt sich um einen Portobrief aus der bekannten Isler-Korrespondenz nach Wohlen in der Schweiz.
    Siegelseitig findet sich ein Transitstempel von Kempten und der Ankunftsstempel von Wohlen vom 17.04.
    Zur damaligen Zeit gab es keinen Portozuschlag. Der Empfänger zahlte 20 Rappen für den Brief (entspricht 6 Kreuzer, 3 Kreuzer für den ersten bayerischen und 3 Kreuzer für den ersten schweizer Rayon).

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Bayernfreunde,

    der folgende Brief lief im Februar 1866 als Portobrief von der Pfalz in die Schweiz.

    Er fiel unter den Postvertrag Bayern - Schweiz vom 1.10.1852 - rev. zum 1.9.1859. Danach kosteten einfache Briefe aus der Pfalz in die Schweiz bei der Beförderung über Baden im Porto- wie im Frankofalle 9 Kreuzer, die vorderseitig mit Blaustift vermerkt sind.
    In der Schweiz fielen für die Beförderung von der bad.-schweiz. Grenze bis nach Wohlen nochmal 3 Kreuzer an. Diese wurden jedoch nicht besonders auf dem Brief vermerkt.
    Insgesamt mußte der Empfänger also 9 + 3 = 12 Kreuzer = 40 Rappen (in Rötel) berappen.

    Rückseitig sind sehr schön 4 Transit- und Ankunftsstempel abgeschlagen (wie man es als Sammler gerne hat). Und die kleine Siegeletikette kann sich auch sehen lassen.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    deinem wunderschönen Brief und der perfekten Beschreibung kann ich nur einen von mir folgen lassen, der in der Qualität aber absticht. Er weist eine kleine Besonderheit auf und stammt aus 1864 vom selben Ort an den selben Empfänger.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber Bayern klassisch,

    meinst Du mit "kleine Besonderheit", dass der Absender wohl ursprünglich franko versenden wollte - die noch nicht getrocknete Tinte wurde von ihm jedoch wieder abgewischt und der noch sichtbare Rest von franko mit einem dicken Tintenstrich versehen - und sich dann doch für einen Portobrief entschied?

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    so ist es! Es war ja gleich, ob porto oder franko verschickt wurde, daher hat man sich erst einmal die Ausgabe von 12x erspart.

    Alternativlösung: Wollte frankieren, kam erst nach Dienstschluß zur Post, war ihn halt so ein und die Post strich franko, was sie nicht hätte dürfen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier dann noch ein etwas späterer Portobrief aus der Isler-Korrespondenz, bei welchem man das dann mit dem franko-Vermerk im eigenen Interesse bleiben gelassen hat ^^ (9 Kr Bayern + 3 Kr ins 1. schweizer Rayon = 12 Kr = 40 Rappen Gesamtporto für den Empfänger in Wohlen / Kanton Aargau). Da der Brief ja klar erkennbar im offenen Transit durch Baden gelaufen ist, müsste ja ein Taxanteil für Baden geblieben sein, der mich noch interessieren würde. Waren das evtl. 3 Kreuzer ?


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    Bayern erhielt 9x, die CH 3x - Baden nichts. Dafür wäre ein Brief in der anderen Richtung so ausgefallen: CH 3x, Baden 9x - Bayern nichts.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    nur der Vollständigkeit halber: War das beim Frankobrief dann wieder anders ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    nein - das war immer gleich.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    nun auch einmal ein Pfalzbeleg ins II. schweizer Rayon, hier ins Kanton Vaud (Waadt). Bei dem Empfangsort Bois d`Ely handelt es sich um einen Landsitz im Süden der Gemeinde Crassier, ca. 10 km weiter nördlich von Coppet am Westufer des Genfer Sees. 9 Kr Postvereinsgrenze + 6 Kr für das II. schweizer Rayon machen 15 Kr = 50 Rappen Gesamtporto für den Empfänger.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer