Brustschild - Belege in die Schweiz

  • Liebe Freunde,

    nicht mir, aber sicher ein Unikat - bitte den Text zu lesen und dazu fügen darf ich noch die Info, dass bei der Versendung als Wertbegleitadresse keine Wertversicherung (bis Fr.100.-) berechnet wurde.

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    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Offensichtlich bist du ein echter Schweiz Spezialist ;)

    Anbei ein Wertbrief in die Schweiz.

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    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Lieber Markus,

    ich bin von einem Schweiz - Spezialisten so weit entfernt, wie du von einem schlechtem Wiener Schnitzel. :D:D

    Und du hast wieder ein Zauberstück ausgepackt ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend allerseits,

    da ich nun in den philaseiten wieder aktiv bin, stelle ich meine neuen Belege doch auch mal hier vor und fange erst einmal mit einem einfachen Brief an, der natürlich nicht annähernd den beiden Belegen davor das Wasser reichen kann  :D

    Aufgegeben wurde der Brief am 29.11.1872 in "Leipzig Postamt N°2" und adressiert nach Thalwil bei Zürich.
    Siegelseitig finden wir einen Transitstempel von Zürich (30.11.) und den Ankunftsstempel von Thalwil vom 01.12.1872.

    Zur Frankatur verwendete man 2x Mi.Nr.19, 1 Groschen "Adler mit großem Brustschild", also insgesamt frankogerecht 2 Groschen laut dem Postvertrag vom 01.09.1868 bis zum 30.06.1875 zwischen dem Norddeutschen Bund und der Schweiz.

    Ich habe mal spaßeshalber etwas über den Schreiber und den Empfänger des Briefes recherchiert und konnte folgendes finden:

    Leon Rosenzweig wurde am 29.07.1840 in Czernowitz (Ukraine) als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er arbeitete zunächst einige Zeit selbst als Kaufmann in Bukarest, bevor er 1871 nach Czernowitz zurückkehrte und dort eine Bank eröffnete. Während seiner Zeit als Kaufmann machte er viele Geschäftsreisen nach Deutschland, England und Frankreich und Italien. Neben seiner Tätigkeit als Kaufmann verfasste Rosenzweig zudem Lustspiele und "Dramatische Sprichwörter" 1864 sowie 1865 in Leipzig über den Verlag Fritsch und Theile. Später ergänzte er seine Werke um Novellen und Humoresken. Einerseits war Leon Rosenzweig ein typisches Beispiel für die Schicht emanzipierter bildungsbürgerlicher Juden und andererseits produzierte er als einer der frühesten jüdischen Autoren deutschsprachige
    Kleinepik und dramatische Literatur, die wiederum beispielhaft für die Nachahmung zeitgenössischer deutscher Trivialliteratur in der Bukowina (Buchenland) ist.

    Der Empfänger war kein geringerer als das Unternehmen "Schwarzenbach & Landis".

    Die Robert Schwarzenbach & Co AG wurde 1829 in Thalwil (Kanton Zürich) gegründet und stellte Seidenstoffe her. 1928 war Schwarzenbach mit 28'000 Angestellten und einem Umsatz von 267 Millionen Schweizer Franken das grösste Textilunternehmen der Welt, wobei ein Grossteil des Umsatzes in den USA erzielt wurde. 1829 machte sich Johannes Schwarzenbach-Landis (1804–1861) als Seidenfabrikant selbständig. 1832 gründete er zusammen mit seinem Vater Joseph Schwarzenbach-Kölliker und seinem Schwager Jakob Näf-Schwarzenbach die Seidenweberei Näf & Schwarzenbach mit Geschäftssitz im Ägertli, Gemeinde Thalwil. Der neue Geschäftssitz in zwei Wohnhäusern (Ferggstube) an der Seestrasse wurde 1846 mit einer Seidenwinderei und -zwirnerei erweitert. 1874 wurden 633'240 Laufmeter Seidenstoffen im Verkaufswert von 2,2 Millionen Franken produziert und verkauft. Eigene Verkaufsbüros wurden ab 1877 in London, Lyon, Berlin, New York, Como und Mailand gegründet.

    Auf dem linken Bild sieht man Robert Schwarzenbach und rechts die Seidenweberei Schwarzenbach um 1920.

    Wer Interesse an diesem Thema hat, einfach den untenstehenden Links folgen.


    https://books.google.de/books?id=T6KFN…leipzig&f=false

    https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Schwarzenbach_%26_Co


    Liebe Grüße


    Kevin

  • Lieber Andreas,

    was ist ein "Sondertarif"?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • mmh... wieder mal danebengegriffen mit meiner Begriffswahl?

    Ich kenne den Tarif 3/4 Gr ins Ausland, in die Schweiz jedoch nur 1/2 Gr.

    In diesem Sinne "Sonder"... aber ist wohl nur "tarifgerecht gemaess gueltigen Postvertrag".

    Besser?

    LG Andreas

  • Lieber Andreas,

    ein Sondertarif ist - wie es der Name schon vermuten lässt - etwas ganz Besonderes in dem Sinne, dass alles XY kostete, aber ganz selten auch ein Franko von YZ vereinbart worden war.

    Einen Sondertarif gab es im sog. "Grenzrayon" zur CH, in dem bestimmt wurde, dass die Sendungen wesentlich günstiger waren und die Aufteilung von Porto / Franko eine andere war. Daher assoziiert der geneigte Leser eine Grenzrayon - Drucksache bei dem was zu zeigst, was sie aber nicht ist - 1/4 Sgr. verblieb dem Reich, 1/4 Sgr. war das Weiterfranko für die CH, das war alles Standard (aus den Kreuzergebieten waren es 2x, 1x für die Südstaaten und 1x für die CH).

    Eine Grenzrayondrucksache wäre sehr selten (fast Unikat) und suggeriert mit dieser Beschreibung etwas, was es nicht ist.

    "By the way" - modernere Postverträge des späten 19. Jahrhunderts kannten praktisch keine Sondertarife mehr, weil es ja eben genau das Ziel war, solche Sondervorschriften und Ausnahmen abzuschaffen zu Gunsten einer simplen, arbeitsunintensiven Standardabfertigung. Nur so konnten die Gebühren und Tarife wohlfeiler gestaltet werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph

    vielen Dank fuer Deine aufklaerenden Worte.

    Hast Du Kenntnis, wieso eine Drucksache nach NL oder UK (und ich denke ich habe auch Finnland, Norwegen, Daenemark mit gleicher Frankatur gesehen) jedoch 1/4+1/2 Gr (3/4 Gr) kosteten, waehrend Schweiz nur 1/2 Gr? (daher meine Fehlinterpretation einer "Sondervereinbarung").

    LG Andreas

  • Lieber Andreas,

    das regelten die jeweiligen Postverträge. Preussen/NDP nahm gerne mal etwas mehr fürs Ausland in den Vertrag auf, weil man das Weiterfranko für BE, NL, RU usw. ja von den jeweiligen Postverwaltungen vergütet bekam und dann günstiger währungsparitätisch mit den Ausland abrechnete. War völlig legal und die anderen Postverwaltungen waren froh, dorthin relativ günstig DS verschicken zu können ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bernd,

    der Scan ist sehr, sehr klein, ich kann kaum etwas erkennen.

    Der Grenzrayon ab 1.9.1868 betrug 7 Meilen a 7,5 km = knapp 42,5 km.

    Könntest du den Scan größer hier einstellen (bis 1.000 kb)?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • In die Schweiz kann ich aktuell nur einen unscheinbaren Brief zeigen, der auch noch verstümmelt wurde.

    Ein Sammlerfreund hat mal sehr treffend formuliert, dass Scheren Teufelswerkeug sind. Dem kann ich mich nur anschließen...

  • Hallo Bernd,

    danke - aber da stimmt mit deinem Scan etwas nicht - hat nur 27 km, statt bis zu 1.000.

    Kannst du mal deinen Scanner checken? Am besten 300 dpi bei mittlerer Kompression, dann klappts.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.