RES-Stempel von Köln

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein eigenartiger und meines Wissens bis heute nicht befriedigend erklärter Stempel der Stadtpost Köln.

    Für den Zeitraum Februar 149 - Januar 1850 sind bislang ca. 20 Abschläge eines Zweikreisstempels RES. Datum A.No.1 bekannt, die rückseitig auf von auswärts kommenden Briefen nach Köln auftauchen. Der Stempel ähnelt einem Ausgabestempel und ein früher Erklärungsversuch[1] beschreibt ihn als möglichen Reservestempel für einen defekten Ausgabe- oder Abhol-Stempel. Alle bekannten Abschläge zeigen die A No.1 , Abschläge mit einer denkbaren Nummer A No.2 sind unbekannt.
    Es gibt aber von verschiedenen Seiten Bedenken gegenüber dieser o.g. Interpretation. Warum sollte man einen Reservestempel so benennen? Aus anderen Orten sind meines Wissens keine derartigen Stempel bekannt.

    Gibt es hier weitergehende Erkenntnisse oder Ideen dazu?

    Gruß
    Michael

    [1] Ohler in DASV-Rundbrief 415 vom Sept. 1992

  • Lieber Michael,

    "reservirt" für Briefe an Kunden, die ein Postfach in Köln hatten? Also nicht austragen, sondern ins Fach legen?

    An einen Reservestempel glaube ich ehrlich gesagt auch nicht. Warum hätte man das dem Publikum mitteilen sollen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,
    Im Katalog der Kölner Poststempel und Privatpostanstalten befindet sich dieser Stempel in Teil zwei Seite 39 mit der Angabe:
    Belegt: 1849, 1850
    Reservestempel der Kölner Stadtpost
    Beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Michael,

    Auch auf die Gefahr hin, dass ich mir jetzt die wunderbare Zahl meiner posts (1860) vernichte, drängt es mich jetzt doch, zu diesem Thema Stellung zu nehmen, und zwar aus der Warte des Bayernsammlers.

    Der Terminus "Reservestempel" kam hier erst viel, viel später auf mit den sog. Braungardt'schen Reservestempeln ( etwa um die Jahrhundertwende, das genaue Datum habe ich jetzt nicht im Kopf). Vorher verwendete man den Ausdruck Aushilfsstempel und den amtlicherseits auch erst ab den späten 60er-Jahren. Sollte es in Preussen also schon 20 Jahre davor den Terminus "Reservestempel" gegeben haben, so bin ich der Meinung, dass sich dieser auch bis nach Bayern rumgesprochen hätte. In diesem Fall hätte man nicht den eigenen neuen Begriff "Aushilfsstempel" geprägt. Meine Meinung also: "RES" steht nicht für "Reservestempel". Ob Dir das jetzt irgendwie weiterhilft, mögest Du bitte selber entscheiden.

    Wenn Du genaue Daten wünscht, wann die Termini in Bayern eingeführt wurden, dann schaue ich Dir gerne nach, habe aber jetzt grade nicht die Zeit dafür.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    vielen Dank für eure Überlegungen zu diesem Stempel.

    @Erwin
    das sind die Angaben, die seit Jahren unverändert(?) genannt werden. Die Verwendungszeit ist vermutlich anhand der bisherigen Abschläge ermittelt und relativ sicher.
    Die Frage ist, woher stammt die Interpretation "Reservestempel"? Es gibt ja verschiedene Beispiele, für Interpretationen von ungewöhnlichen Stempeln, die ein Autor bei der ersten Veröffentlichung dazu gemacht hat. So lange keine anderen/besseren Argumente auftauchen, lebt eine solche Interpretation dann weiter.
    Es geht ja nicht darum, diesem Autor einen Fehler nachzuweisen, sondern seine Überlegungen (die wohl nicht auf amtlichen Unterlagen basieren!) kritisch zu hinterfragen und so bestenfalls die Erkenntnisse zu einem Stempel zu erweitern.

    @Ralph
    eine interessante Idee mit "reservirt" für einen Brieffachinhaber. Wurde diese Vokabel damals in diesem Sinne verwendet?

    maunzerle
    Es ist durchaus interessant, inwieweit die Bezeichnung "Reservestempel" überhaupt gebräuchlich war. Insofern freue ich mich, wenn Du gelegentlich hier schreiben würdest, wann dieser Terminus bei der bayerischen Post eingang fand.
    Die wunderbare Zahl ist jetzt natürlich hin, aber 1966 könnte ja die nächste Zielmarke sein. ;)

    Was mir noch so durch den Kopf gegangen ist: Wenn es denn doch ein Reservestempel sein sollte und die untere Bezeichnung "A. No.1" den Bestellgang beschreibt, hätte man einen Reservestempel für genau einen spezifischen Ausgabestempel - nämlich den Ausgabestempel für den 1.Bestellgang - bereitliegen gehabt. Das erscheint mir nicht sonderlich wahrscheinlich.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    Zitat

    @Ralph
    eine interessante Idee mit "reservirt" für einen Brieffachinhaber. Wurde diese Vokabel damals in diesem Sinne verwendet?

    gute Gegenfrage - ich denke auch, dass der Terminus "Reservestempel" damals noch nicht Usus war. Wenn ein Stempel ausfiel, hat man einen neuen beantragt bzw. gleich anfertigen lassen und weiter gings.

    Was ich mir noch wünschen würde, wären Angaben der Art der Briefe, vor allem die zum Empfänger und der Poststücke selbst, wobei das Datum ja nur die halbe Miete ist.

    Waren es frankierte Briefe, oder unfreie? Kamen Postsonderdienste dazu, oder waren es gewöhnliche Briefe wie hier zu sehen? Wenn ja, weisen die Taxen die gleiche Handschrift auf, oder wurden korrekt von den verschiedenen Aufgabeposten taxiert?

    Liefen alle bekannten an einen Empfänger? Das spräche dann eher für meine These. Liefen alle an verschiedene Empfänger, wäre meine These nicht vom Tisch, aber eher unwahrscheinlich.

    Wurden Taxen auf diesen Briefen korrigiert? Kamen welche aus dem Ausland?

    Es macht viel Sinn für mich, sie alle mal zu sehen und zusammen zu fassen, unter welchem Kapitel man sie damals im Postalltag subsummieren könnte.

    P.S. 1966 war ein großartiges Jahr für weiß-blaue Löwen und ihre 3 Vettern von der Insel! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    Es ist halt doch immer besser, wenn man zuerst nachschaut und dann postet, wenn man sich schon nicht ehr alles merken kann. Ich scanne im Anhang meine Quelle Georg Winkler, Die bayerischen Aushilfsstempel" S. 7 bezüglich des Terminus "Reservestempel". Und das war lange vor den Braungardt'schen Stempeln

    Ja, 1966 war ein gesegnetes Jahr. Es brachte mir die größte Freude und bezüglich der 3 lions die größte Enttäuschung meiner Jugendzeit. Nach diesem Wembley-Tor lief tagelang nur noch in Trance herum.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    maunzerle
    Danke für die Quelle, das wären immerhin 25 Jahre. Man müsste mal suchen, wann der Begriff in preußischen Verordnungen auftaucht.

    bayern klassisch
    Da gebe ich dir absolut recht, eine Auflistung der Briefe mit diesem Stempel wäre hilfreich. In dem oben genannten Artikel ist nur ein Brief abgebildet: Ebenfalls ein Portobrief an Farina, diesmal aus Düsseldorf. Vielleicht hat ja jemand aus dem Forum noch Abbildungen/Informationen zu weiteren Briefen.

    Gruß
    Michael