Portobriefe 1858-1872

  • Gutes Auge Nacktnasenwombat ;),

    es scheint öfters mal hastig in Forbach zugegangen zu sein, so wie man auch an dem nachstehenden Beleg sieht, wo der (korrekte) Abschlag Bavière Forbach z.T. ein zweites mal, vermutlich auf einem Haufen im Übergang zum nächsten Brief abgeschlagen wurde. Etwas schwach kommt er (leider) auch daher.

    In Günter Kopetschny`s Werk Edenkoben in alten Ansichten, Zaltbommel (NL) 1995/2011 findet man zum Absender August Kubby unter Rede-Nr. 44 folgende Hinweise:

    Die Familie (Kuby) hat sich in Edenkoben um vieles verdient gemacht. 1896/97 wurde von August Kuby (Weinhändler) das Kurhotel Waldhaus (am Anfang des Edenkobener Tales) errichtet. Sein Bruder, Oberlandesgerichtsrat Ferdinand Kuby, war treibende Kraft bei der Errichtung des Ludwigsdenkmals auf dem Marktplatz, sowie vieler Denkmäler auBerhalb Edenkobens.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein schöner Portobrief - wenn man bedenkt, dass Bayern 7,2x von Frankreich rückvergütet bekam, war das eine lohnenswerte Sache. Er hätte auch über Wissembourg oder Strasbourg laufen können. Versuche mal innerhalb dieses Postvertrages, die anderen zwei Varianten zusammen zu bekommen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute kann ich einen besseren Standardbrief zeigen, der von München nach Paris gerichtet war. Die Aufgabepost stempelte am 4.1.1861 artig mit ihrem Rahmenstempel und vergaß auch nicht, in der linken oberen Ecke, wie vorgesehen, das ermittelte Gewicht anzugeben - hier 2fach, also über 10 bis 20g.

    Dieser Abwiegungsintention folgte einen Tag später auch der Bahnpostbeamte Frankreichs, der seinen Zug von Strasbourg nach Paris begleitete, indem er folgerichtig seinen 12 Decimes - Stempel abschlulg; diesen Betrag dürften die damals reichsten Franzosen, die Gebr. Rothschild, locker gestemmt haben, denn sie waren schon damals (für heutige Verhältnisse gerechnet) Milliardäre.

    Bei Rothschild - Briefen aus den 60er Jahren finden wir siegelseitig hin und wieder einen Pariser Poste Restante Zweikreiser, der hier aber fehlt. Auch gut!

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    wenn Frankreich die Portobriefe zu taxieren hatte, wozu gab es dann für Bayern eigentlich einen Anlass diese vor der Übergabe zu wiegen und das Gewicht anzuschreiben ? Etwa eine Vorabkontrolle, damit hier später nichts mehr anderes an der sich ergebenden Gebühr - mitunter also dem eigenen Taxanteil - ergeben konnte ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    eine gute Frage - es diente der Erleichterung der Verrechnung. Da dieser PV der erste lineare war, also keine Degression kannte, brauchte man nur die Anzahl der Gewichte zu wissen, um zu erkennen, was wer wem schuldete. Die Anzahl der Briefe war uninteressant, denn deren Gewicht konnte ja gewaltig streuen.

    Trotzdem hat man in Frankreich natürlich nachgewogen und - selten - ein falsches Gewicht von Bayern korrigiert (nur Bayern hat nie ein falsches Gewicht der Franzoschen festgestellt, was mir schon etwas zu denken gibt). Die "Oberhoheit" der Taxierung blieb ja letztendlich immer bei der Abgabepostverwaltung, weil sie rechtfertigen musste, wie viel zu zahlen war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 12 war wohl das gängige Porto aus der Zeit. Auch meine Briefe an Rothschild wenn auch aus Berlin sind mit 12 decimes taxiert.

    Nun aber zu den Rothschilds ( ich konnte vor kurzem die Biographie in zwei Bänden des Hauses einkaufen, bräuchte aber mehr Zeit zum lesen X(

    Das Kapital der Rotschilds belief sich 1863 auf geschätzte 558 Millionen Francs davon ¼ alleine James. Die Bank in Paris war ein Familien Unternehmen, 4 Brüder waren an ihrer Spitze : James (Paris) , Anselme (Frankfurt), Salomon (Wien) und Charles ( Neapel). 1855 nach dem Tode von Salomon und Charles, nahmen Alphonse und Gustave deren Platz ein. James verstarb 2.12.1868, das Unternahmen war geschwächt. Es gab auch noch ein Unternehmen in London das von Nathan einem weiteren Bruder geleitet wurde. Nach dessen Tod 1836, übernahm auch hier James die Geschäfte .

    Quelle : les patrons du second empire , Banquiers et financiers parisiens. Nicolas Stoskopf

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Zockerpeppi,

    vielen Dank für diese Informationen zu den Rothschilds (die ja aus Frankfurt am Main stammen!).

    Ich darf mal kurz gegenrechnen:

    558.000.000 Francs für 1863. 1 Franc = 30 Kreuzer, somit 2 Francs = 1 Gulden, also ein Vermögen von 279.000.000 Gulden.

    Rechnen wir einen Gulden mit 15 Euro, kämen wir auf eine Kaufkraft von ca. 4.185.000.000 Euro. Man war also vierfacher Milliardär.

    Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber mir sagte einmal ein für gewöhnlich gut informierter französischer Finanzkollege, dass 1/4 Frankreichs den Rothschilds gehöre. Ganz schief wird er da wohl nicht gelegen haben, oder?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... lass dir Zeit, ich bin ja noch jung. :D:D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    heute zeigen ich einen Portobrief der 1. Gewichtsstufe (bis 10g), der am 30.3.1863 von der Aufgabepost in Regensburg mit dem Vermerk "1 Pt" für "premier port" = 1. Gewichtsstufe korrekt abgewogen worden war.

    Bayern hatte nichts anzusetzen, nur das Kartenschlußamt Frankreichs, hier: Strasbourg, musste die Gewichtsangabe auf Korrektheit überprüfen und als Zeichen dessen mit dem passenden Taxstempel, hier 6 Decimes, folgerichtig arbeiten.

    Aber in Strasbourg stempelte man "Autriche - Strasbourg 1. AVRIL 63" und nicht den dafür vorgesehenen "Baviere - Strasbourg"; über die Gründe dieser anscheinend häufigen Fehlstempelungen spekulieren ich noch; andererseits habe ich die Arbeit der französischen Grenzbeamten als eine sehr gute festgestellt und die relativ häufigen Stempelabschläge auf unpassenden Korrespondenzen mögen ihren Grund auch durch andere Fehler in der Kartierung zuvor haben. Die Forschung geht also weiter ...

    Siegelseitig ist nur der Ankunftsstempel von Reims 2.4.1863 abgeschlagen.

  • ...nur mal so nebenbei:

    15.000 Beiträge von @bk...abgesehen von sonstigen Hilfeleistungen per PN und sonstwo.

    Ich denke, man sollte gelegentlich auch mal Danke sagen, was hiermit von meiner Seite erfolgt.

    Zum aktuellen Beleg frage ich mich, welcher Personenkreis eigentlich befugt war, diese Grenzübergangsstempel abzuschlagen, waren das einer, zwei, fünf Beamte, durften sie alle sämtliche Geräte benutzen, auch Anfänger, dass Irrtümer praktisch vorprogrammiert waren ?

    Postgeschichte in einer Form, die wir so gar nicht richtig kennen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    danke, danke - man tut, was man kann.

    Es wäre interessant, die Anzahl derjenigen Personen zu kennen, die das machte/durfte/konnte. Ich denke nicht, dass es viele waren, habe aber auch keine Personallisten dieses Postamts in Strasbourg bzw. weiß nicht, ob es die noch gibt und wo sie greifbar wären.

    Bei der Briefpost könnte ich mir vorstellen, dass das 4 Beamte waren, die im turnusmäßigem Wechsel (je 12 Stunden Dienst) standen. Vlt. einer raus, einer rein, ein Dritter die Fahrpost, ein 4. die Additionen und Korrekturen der Briefkarten usw. - also ein paar Hände waren da schon im Spiel, weil es auch kein kleines oder gar bedeutungsarmes Postamt war.

    Vlt. wissen unsere "Franzosen" mehr darüber, was mich nicht wundern würde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch,

    Hammer :thumbup::thumbup::thumbup::thumbup::thumbup:

    Wie Du Dich erinnerst sprachen wir über dieses Thema, das der liebe Pälzer zurecht hervorgehoben hat vor kurzem noch bei Dir in netter Runde!! :)

    Es ist kaum zu ermessen wieviel Du überall forschst, ausstellst, Kontakte herstellst, veröffentlichst und vor allem wie vielene Sammlern Du uneigennützig behilflich bist :thumbup::thumbup:

    Dafür meinen allerherzlichsten Dank, lieber Bayern Klassisch :P:P:P :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo,

    der Zielort Constantine des Belegs anbei liegt im Osten Algeriens in einer hügeligen Landschaft etwa 60 km südlich des Mittelmeers. Der Weg ging von Homburg (Pfalz) noch am Aufgabetag über die Grenze bei Forbach, war lt. Bahnpoststempel Paris - Lyon schon am 05.11.1861 auf dem Weg zum Mittelmeer und dann am 10.11.1861 am Zielort. Von wo (evtl. Marseille) und mit welchen Schiffen es über das Mittelmeer ging ist mir leider nicht bekannt.

    So wie es von der Taxierung her aussieht, war es ein "ganz normaler" Portobrief der 1. Gewichtsstufe (bis 10 gr) zu 6 Decimes, denn seit 1848 galt das Land als rechtlicher und administrativer Bestandteil des französischen Territoriums.

    Warum man dann (am Empfangsort ?) den französischen Taxstempel auf der linken Seite vorne ausgestrichen und den gleichen Betrag dann noch einmal mit Tinte auf der Vorderseite angebracht hat, ist mir allerdings noch unklar, auch der Abschlag rückseitig über dem Siegel (evtl. Paris - Durchgang ?). Zu dem Empfänger konnte bisher leider auch noch nichts gefunden werden, der Brief selbst ist eher familiärer Natur.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ui - was ist denn das für eine Granate? Afrikabrief aus der Pfalz, dazu noch hübsch und aus Homburg (wenn das der Gerhard sieht, rastet er aus!). Wow - das mit dem Streichen von Taxstempeln und wiederanschreiben der gleichen Taxe habe ich ab und an mal gesehen. Wohl etwas sinnarm, aber es gab halt auch bei der Post welche, die gerne ihre eigenen Zahlen lasen und nicht die, die andere angebracht hatten.

    Das mit den Schiffen zu wissen wäre toll - aber hier haben wir ja diejenigen, die das heraus finden werden. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Laurent,

    kannst du uns denn sagen, welche Schiffe ihn von wo nach wohin transportierten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... macht doch nichts - der Pälzer ist sicher sehr, sehr froh, solch einen seltenen und tollen Brief gefunden zu haben. Es wäre die Kirsche auf der Torte gewesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.