Unterfrankierte Briefe

  • Hallo und guten Abend,

    zum Threadthema hier noch ein Beispiel für die Probleme, welche selbst
    die Taxierung innerbayerischer Briefe bereiten konnte:

    Ein eingeschriebener Brief lief von Aschaffenburg ins über 12 Meilen entfernte
    Wiesentheid in Unterfranken. Der über 1 Loth schwere Brief hätte 12 Kreuzer
    gekostet und ist somit mit 6 Kr. unzureichend frankiert.
    Entgegen der Vorschrift wurde die 6 Kr. Marke aber nicht anerkannt,
    die Sendung als reiner Portobrief behandelt und mit 18 Kreuzern nachtaxiert
    (handschriftlich "noch 18 x")

    Grüße,
    Wilfried/Sys1849

  • Hallo Wilfried,

    was für eine Granate! Dass man die Frankatur eine an sich gültigen Marke wegen zu geringen Wertes nicht anerkennt, ist schon ein Hammer (außer bei den 1 Kr. Fernbriefen, wo die Frankatur nicht mal den einfachen Satz erreichte, aber das wäre ein anderes Thema.

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    Hier etwas simples, um auf den harten Boden philatelistischen Standards zurück zu kommen: 24.4.1871 von Ochsenfurt nach Dientmannsried. Der Brief wog übe 1 Loth, so dass die 3 Kr. Marke nicht reichte, man hätte mit 7 Kr. frankieren müssen. Daher rechnete man: Unfrankierter Brief der 2. Gewichtsstufe über 1 - 15 Loth = 11 Kr., abzüglich der verklebten 3 Kr. Marke = noch 8 Kr. vom Empfänger.

    Für die Freunde von Stellschraubenabdrucken ist es auch noch schön zu sehen, dass sie unten angebracht worden war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Dieser hier gezeigte Brief muss wohl auch als unterfrankiert gerechnet werden, obwohl nicht von jemand bemerkt.

    Der Brief lief von Neuburg nach München in April 1868. Der Brief ist nicht mit 7 Kreuzer frankiert geworden, sondern mit der 6 Kreuzer Nummer 16. Ob es irrtümlich so geworden ist oder ein gewollter Betrug ist, lässt sich nicht feststellen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    schöner Brief - er kann aber auch um 3 Kr. überfrankiert gewesen sein. Was wiegt er denn heute?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    davon gehe ich auch aus. Hast du gut gekauft, weil unerkannte Unterfrankaturen vielfach seltener sind, als durchgeschlüpfte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier ein unterfrankierter Brief mit der 6 Kreuzer braun Type II Platte 3 nach Sem vom 11. Januar 1861. Der Brief der 1. Gewichtsstufe ging vom München nach dem 23 Meilen entfernten Feldkirch in Voralberg. Er hätte daher mit 9 Kreuzern frankiert werden müssen. Die Österreicher haben dies erkannt und gerechnet: 20 Neukreuzer für einen unfrankierten Brief abzüglich 10 Neukreuzer (als bayrische 6 Kreuzermarke) verklebt ist gleich 10 Neukreuzer. Dieser Betrag ist neben der Marke ausgewiesen. Diesen Brief hat ein lieber Sammlerfreund, dessen Namen ich hier nicht nenne, der aber bisher hier die meisten Beiträge (2700) geschrieben hat, mir bei fast gleichzeitigem Zugriff in eine Krabbelkiste großzügig überlassen. Das sind solche 5 Euro Glücksmomente.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Lieber hasselbert,

    toller Brief, und dann noch die seltenere 3. Platte, und auch noch vom Unterrand!
    Ein lieber Kerl, dieser generöse no-name Krabbelkistennachbar!! :D

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo hasselbert,

    ein wirklich schöner Brief. Glückwunsch zu dem tollen Stück.

    Auch ich liebe die von Dir angesprochenen "5-Euro-Glücksmomente". Aber leider kommen die - zumindest bei mir - doch eher selten vor. Ich hätte gar nichts dagegen, wenn sich solche Momente täglich einstellen würden.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Liebe Sammlerfreunde,

    anbei möchte ich einen Brief zeigen, von Kempten nach Mulhouse, Frankreich
    vom 25.Juni.1868, Grenzübergangsstempel "Baviere Strasbourg", korrekt in rot.
    Korrekt frankiert hätten 12 Kr franko( oder 18 Kr. porto ) verklebt sein müssen.

    Da jedoch nur 9 geklebt wurden ist der Brief als 18 Kr porto, also wie unfrankiert
    zu behandeln gewesen, abzüglich der verklebten 9Kr also noch 9Kr Nachporto.
    Dieses wurde als "3" (Decimes) auf der Adresseite handschriftlich vermerkt.

    Über den fälschlicherweise abgeschlagenen "PD" Stempel wurde der Zweizeiler
    "Affranchisement Insuffisant" überstempelt und als Kastenstempel gleichen Inhalts
    nochmals oben auf dem Brief abgeschlagen.

    Ich bin froh beim Gebot erfolgreich gewesen zu sein und den Brief als kleinen, aber
    feinen PO Beleg in meine Sammlung zu nehmen.

    Viele Grüsse an alle Bayern- und Altpostfreunde
    Oliver

  • Lieber Oliver,

    wer den nicht gerne in seiner Sammlung hätte, sollte sich sein Lehrgeld auszahlen lassen. Ein hervorragendes Stück PO zwischen Bayern und Frankreich. Hier haben beide Seiten gut verdient, denn die Totalgebühr von 18 Kr. bzw. 6 Decimes wurde im Verhältnis 40% für Bayern und 60% für Frankreich geteilt, so dass 7,2 Kr. bei Bayern blieben, man also vom Wert der Frankatur noch 1,8 Kr. abgeben musste, und Frankreich 10,8 Kr. erhielt, mehr als das Nachporto von 9 Kr. = 3 Decimes.

    Theoretisch hätte der Brief auch über den Kartenschluß von Mühlhausen laufen können, den es in Baden gab; dieser war aber nur für die lokale Korrespondenz vorgesehen und nicht für die großen Korrespondenzströme aus Bayern und weiter hinten liegenden Ländern und Postgebieten.

    Tolles Stück - danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber BK,

    vielen Dank für die lieben Worte aus so kompetentem Munde :)

    Die Aufteilung der Gebühr zwischen Bayern und Frankreich war
    mir so nicht bekannt.
    In welcher Literatur kann der interessierte hier nachlesen?

    Viele liebe Grüsse zurück
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Oliver,

    ein ewiger Wissensquell sind die Bücher unseres Ehrenvorsitzenden, Dr. Karl Zangerle. Mir liegen die Primärunterlagen vor, von daher sitze ich an der Quelle.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    klein aber fein, das dürfte in vielfacher Hinsicht auf den nachstehenden Beleg (Abmessungen 9,0 cm x 7,5 cm) zutreffen, der sich im Februar 1854 anschickte, den Weg vom pfälzischen Grünstadt nach Waldenburg (Sachsen) zu finden. Der Absender war sich wohl aber nicht "so ganz" über den Tarif im klaren, den man für einen solchen Fernbrief zu veranschlagen hatte. Das waren seinerzeit im Postverein über 20 Meilen 9 Kreuzer. Verklebt wurde - wie man sieht - mit 3 Kreuzern nun aber sehr deutlich weniger.

    Es fehlen also 6 Kreuzer. Entscheident für die Klarstellung der erhobenen Nachgebühr ist die Frage, ob man den Brief verordnungsgerecht vollständig unfrankiert behandelt hat, oder - wie von bayernjäger schon in thread 14 erwähnt - die Praxis, zumindest das verklebte Franco anzurechnen angewandt wurde. Ich glaube letztes trifft (auch hier) zu.

    Somit wäre die Rechnung 9 Kreuzer Postvereins-Fernbriefgebühr, 3 Kreuzer für den Portobrief = 12 Kreuzer abzüglich der verklebten 3 Kreuzer = 9 Kreuzer = 3 Ngr Nachgebühr. Unser lieber bayern-nerv wird sich sicherlich auch über die Farbenvielfalt der vorderseitig angebrachten Nachtaxierungen freuen, ich in diesem Fall nicht weniger. Wie bk schon w.o. dargelegt hat, ist die "blaue 3" bayern-untypisch, bleibt m.E. nur Sachsen. Die "schwarze 3" könnte von der Aufgabepost in Grünstadt stammen. Die "rote 3" meine ich ist von Ludwigshafen a.Rh., das sich mit rückseitigem Halbkreiser als Kartenschlusstelle nach Sachsen outet.

    Schau mer mal ob`s so passt. ;) Freuen würde ich mich auch über eine Plattenanaylse der verklebten 2II, das überlasse ich lieber den Experten

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein feines Briefchen in jeder Beziehung - nach Sem Pl. 2, ist klar. Die schwarze 3 dürfte von der Aufgabepost stammen. Die rote 3 ist fraglich, aber die blaue 3 dürfte sächsisch sein für 3 Ngr.. So hat halt jeder in den Anfängen des Postvereins sein eigenes Geschreibsel am liebsten auf dem Brief gesehen - uns freuts, denn es macht die Sache farblich viel attraktiver, als nur eine schwarze Nachtaxe.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    etwas off topic, aber geeignet für die Farben der Taxierungen ist dieser Brief aus Lindau:

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00031421b37ajpg.jpg]

    Am 19.7.1851 sehen wir wieder Bayern - hier Lindau - mit schwarz und Sachsen mit blau. Evtl. hat hier Hof mit Rötel gearbeitet, über Ludwigshafen lief der Brief nie, so dass nun mehr für Oberfranken, als die Pfalz spricht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.