Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo,
    zeitnah zum vor kurzem unter post #714 gezeigten Brief von Berlin nach Frankfurt ist es mir nun gelungen, einen von Gera nach St. Gallen zu erwerben. Der Fokus liegt hier nicht auf dem mit 4 Sgr. frankierten TuT-Postvereinsbrief in die Schweiz (3 Sgr für Thurn und Taxis, 1 Sgr für die Schweiz, wenn ich mich nicht irre - ansonsten bitte ich um Korrektur), sondern auf dem Leitweg über Frankfurt. Am 21. Juni 1866 in Gera aufgegeben, kam er am 23.6. in Frankfurt an und wurde im geschlossenen Transit durch Baden in die Schweiz spediert, wo er St. Gallen am 25.6. erreichte. Während die Eisenbahnverbindung Gera-Erfurt-Eisenach-Kassel-Frankfurt zu Friedenszeiten Standard war, hatte ich im post #714 dazu geschrieben:
    "Unterdessen hatte die Division Beyer, die von Wetzlar aufgebrochen war, am 19. Juni Kassel besetzt und marschierte danach in nördlicher Richtung auf Göttingen, weshalb die Hannoveraner sich gezwungen sahen, nach Südosten auszuweichen, was letztendlich in der Schlacht von Langensalza am 27. Juni kulminierte. Um dem Feind die Verbindung nach Süden – das VIII. Bundeskorps begann sich in diesen Tagen im Raum Darmstadt/Frankfurt zu konsolidieren - zu erschweren, hatte die Beyer´sche Division auch die Eisenbahnverbindung Gießen-Frankfurt zerstört..."
    Man kann also davon ausgehen, dass die Eisenbahn von Kassel Richtung Frankfurt, die um den 18./19.6. stückweise unbrauchbar war, bereits wenige Tage später wieder hergestellt war, da der Brief von Gera über Kassel nach Frankfurt am 22./23.6. gelaufen ist. Auch den Preußen mußte daran gelegen sein, die wichtige Nord-Süd-Achse Hannover-Kassel-Frankfurt schnellstmöglich wieder zu reparieren, um sie entsprechend kontrollieren und - auch in ökonomischer Hinsicht - nutzen zu können.

  • Hallo,

    diesen Brief von München nach Hannover (Laufzeit 14. bis 17.7.66) wurde schon mal woanders vorgestellt.

    Da ich den Leitweg via Nürnberg-Würzburg-Aschaffenburg-Frankfurt-Kassel eher ausschliesse (Gefechte bei Laufach am 13.7. und Aschaffenburg am 14.7.), und auch die Strecke Hof-Leipzig (mit Weiterleitung über Magdeburg) im Juli nicht zur Verfügung stand, käme noch Augsburg-Ulm-Stuttgart-Heidelberg-Darmstadt in Frage.

    Ist das realistisch? Hätte man da nicht einen Streckenstempel der württembergischen Bahn sehen müssen?

  • Lieber mikrokern,

    wenn ich nicht wüsste, dass er im Krieg unterwegs war, würde ich die Frankfurter Route unterstellen. Dafür sprächen auch die fehlendee Bahnpoststempel von Württemberg bzw. Baden.

    Wie es aussieht, hat man das Briefepaket in München verschlossen und erst im hohen Norden geöffnet. Ohne die Circulare seiner Zeit wird man nie wissen können, wie solche seltenen Briefe liefen. Ich halte ein Agreement zwischen den Postverwaltungen des Südens und Hannover/Braunschweig für wahrscheinlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Briefe aus Vorarlberg oder von der Schwäbischen Alb anders nach Hannover gelaufen sein sollen, als dieser hier.

    Demzufolge wäre es prüfenswert, ob die Postgebiete von TT, Württemberg, Österreich und Baden uns Primärquellen hinterlassen haben, die zur Klärung dieser Frage beitragen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber MK, lieber BK,

    so oder so ein toller Brief, von der seltenen Destination Hannover nenne ich auch einen mein eigen.... :P
    Sind die drei Tage Laufzeit nicht schon auffällig lange für den Weg und deuten in jedem Fall auf Kriegseinflüsse hin?

    Liebe Grüße
    BS :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    noch ehe du deinen Brief hier zeigst, kann ich dir sagen, dass 3 Tage genau 2 Tage zu lange waren, denn innerhalb von 24 Stunden konnte man diese Strecke schon bewältigen, da ja auch keine Zwischenkartierungen vorzunehmen waren, was Zeit verschlungen hätte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    zunächst ein ob des fehlenden Inhaltes unscheinbarer "Militaria"-Brief, der am 8. Aug. 1866 bei der Feldpostexpedition des II. Preußischen Reserve-Armee-Korps (welches in Franken nach Ende der Kampfhandlungen im August 1866 Besatzungsaufgeben wahrnahm) aufgegeben und an den Magistrat von Bayreuth gerichtet war.
    Betrachtet man das rückseitige Siegel, so liest man "Koen. Pr. Landrath des Krotoschiner Kreises".
    wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Krotoschin) hilft hier weiter:

    "Der Kreis Krotoschin am Südrand der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1815 bis 1919...
    Das Gebiet um die westpolnische Stadt Krotoszyn (Krotoschin) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 an das Königreich Preußen. Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 ein Kreis Krotoschin neu festgelegt. Sitz des Landratsamtes wurde die Kreisstadt Krotoschin ..."

    Landrat von 1851-73 war Wilhelm von Krupka, zu dem es folgende wiki-Information ( http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Krupka gibt:
    "Wilhelm von Krupka (*6. April 1823 in Pillau; †23. November 1893 in Berlin) war ein preußischer Verwaltungsbeamter und erster Landrat des Kreises Flensburg...
    ...1851 wurde er Landrat des Kreises Krotoschin in der Provinz Posen. Von 1855 bis 1858 war er Abgeordneter des Preußischen Landtags. Im Laufe des Deutschen Krieges 1866 war er in verschiedenen preußischen Kommissionen tätig, übernahm beispielsweise kurzfristig die Zivilverwaltung in Franken ..."

    Somit dürfte der Absender des Briefes entweder Herr von Krupka selbst oder ein Landratsbeamter aus Krotoschin in seinem direkten Umfeld gewesen sein. Dass es eine Zivilverwaltung im besetzten Franken durch Beamte aus Posen gab, war mir neu.

  • Lieber mikrokern,

    neben den von dir aufgezählten Fakten, alle sehr interessant, ist für mich etwas ganz anderes von größtem Interesse: Der Ankunftsstempel von Bayreuth! Ich kenne nämlich preußische Militärpost nach dorthin aus dieser Zeit (i. d. R. August 1866), welche keinen bayer. Ankunftsstempel aufweist. Das ist der 1. Brief, der somit von der bayer. Post übernommen und ausgeliefert wurde und damit nicht mit der damals bestehenden Feldpost Preußens. Glückwunsch zu dieser Rosine!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    da der Brief an eine zivile Einrichtung, nämlich den Magistrat von Bayreuth, ging, war dort die Feldpost als empfangende Instanz aus dem Spiel. Nur wenn er an Militärpersonal im Raum Bayreuth adressiert gewesen wäre, hätte ihn die preuss. Feldpost in Bayreuth direkt übernommen und weitergeleitet. Somit handelt es sich "nur" um einen Brief, der zwar bei der Feldpostexpedition aufgegeben, dann aber aufgrund des zivilen Empfängers der bayerischen Post zur normalen Beförderung übergeben wurde, was der Bayreuther Ankunftsstempel belegt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    mit der Erklärung hast du sicher recht. Es stimmt auch - die meisten Briefe in der Kriegszeit nach dorthin gingen an Soldaten bzw. Statthalter Preußens und ihrer Aliierten, daher auch keine Bayreuther AKS auf den Briefen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Brief, frankiert mit 15 Kr. von Wien (Österreich) an Herrn Alois von Dore, K.K. Leutnant
    im österr. Inf. Regiment Freiherr von Hess bei den englischen Fräuleins in Aschaffenburg
    (Bayern). Aufgabestempel 5.9., sicherlich 1866, denn in den Kriegsjahren 1866 und 1870
    /71 wurde im Kloster der englischen Fräulein in Aschaffenburg in den Gebäuden ein Hilfs-
    lazarett mit Einquartierung von Kriegsverletzten eingerichtet. Die Schwestern pflegten
    Kranke - und Verwundete, wofür dem Institut am 20.1.1872 das Verdienstkreuz vom
    Bayerischen König Ludwig II. verliehen wurde. In den Bundesfestungen Mainz und Rastatt
    war u.a. das K.K. Niederösterreichische Regiment "Freiherr von Hess" Nr.49. Am 13. Juni
    1866 zog Österreich seine Besatzungen aus den Bundesfestungen Mainz und Rastatt ab.
    Dieses österr. Regiment nahm an der Schlacht bei Königsgrätz (Österreich) am 3. Juli 1866
    teil. Ich denke, daß in dieser Schlacht der K.K. Leutnant Alois von Dore verwundet - und
    nach Aschaffenburg gebracht wurde. Ich gehe daher davon aus, daß der Brief vom 5.9.1866 ist.

    Nachtrag, gefunden im Internet, siehe Link:

    http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=e…re+de+beauville

    Alois von Dore de Beauville starb am 22.9.1866 in Aschaffenburg.
    Er wurde 1846 geboren und starb mit 20 Jahren.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo VorphilaBayern,

    ein formidabler Brief, um den ich Dich beneide; da kenne ich eine Sammlung mit entsprechender Lücke...

    Nochmals zum Leitweg des in post #722 gezeigten Briefes von München nach Hannover vom 14.7.1866:
    Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass der Brief NICHT via Nürnberg-Würzburg-Frankfurt-Kassel nach Hannover transportiert wurde, sondern per Umleitung über Ulm-Stuttgart-Heidelberg-Frankfurt. Die Gefechte vom 13. und 14.7 fanden direkt am Bahndamm bei Laufach bzw. Aschaffenburg statt; auch die Truppenbewegungen beider Seiten waren entsprechend.
    In der "Neuen Würzburger Zeitung" vom 12.7. ist zu lesen: "...Würzburg, 11. Juli. Zwischen Lohr und Partenstein haben die württembergischen Truppen die Schienen aufgerissen."
    Und in der Ausgabe vom 18. Juli: "...Heidelberg, 15. Juli. ... Heute kamen sechs Lokomotiven der bayer. Staatsbahn bei uns vorüber, die bei Aschaffenburg noch rechtzeitig gerettet wurden."

    Es ist auch nicht gut vorstellbar, dass die Preußen am 13. bzw. 14.7. Züge aus Richtung Würzburg (wo sich das bayerische Heer befand) ungehindert nach Frankfurt - zum Feind, dem VIII. Bundeskorps - durchgelassen hätte. Und überdies wäre ein solcher Zug die willkommene Gelegenheit gewesen, einfacher und schneller in Richtung Frankfurt vorzustoßen.
    Man kann getrost davon ausgehen, dass kein Zug aus Würzburg nach Frankfurt vor dem 17.7. durchkam, nachdem Frankfurt am 16.7. besetzt worden war.

    Beste Grüsse vom
    µkern


  • Ich denke, daß in dieser Schlacht der K.K. Leutnant Alois von Dore verwundet - und
    nach Aschaffenburg gebracht wurde. Ich gehe daher davon aus, daß der Brief vom 5.9.1866 ist.

    Nachtrag, gefunden im Internet, siehe Link:

    http://gw.geneanet.org/pierfit?lang=e…re+de+beauville

    Alois von Dore de Beauville starb am 22.9.1866 in Aschaffenburg.
    Er wurde 1846 geboren und starb mit 20 Jahren.

    Beste Grüße von VorphilaBayern


    Über das Gefecht bei Aschaffenburg gibt es WIKI-Einträge, wo u.a. diese Information steht: "Ein Großteil dieser Gefechte fand östlich der Stadtgrenze an der Stelle statt, an der heute zu Gedenken an die damals Gefallenen das Österreicher Denkmal steht. Die zersprengte und aufgeriebene österreichische Truppe nannte sich Brigade Hahn. "

    Der Leutnant starb in Folge der am 14. Juli im dortigen Gefecht erlittenen Wunde (begr. 25.9.1866 ebd.).

    Und manche Träne wischte sich vielleicht die Absenderin (?) aus den Augen, als die Todesnachricht ihr überbracht wurde ... da lassen wir doch den Dichter reimen:
    Das Gefecht bei Aschaffenburg 1866

    Ins hochgeschoss‘ne reife Korn
    Hinschleppt sich wund, des Siegers Zorn
    Zu meiden, Oestreichs Sohn.
    Wie färbt mit Blut der Wunden Born
    Ringsum den roten Mohn!

    Und nah wälzt sich im Kriegesschwall
    Vor sich mit Hurrah, Donnerhall
    Und Blitz und Todesschrei,
    Und hinter sich den Leichenwall
    Das Preußenheer vorbei.

    Und stille war‘s; und hilflos ruht
    Der Krieger von des Fiebers Glut
    Und Durstes Folterpein
    Gemartert nachts in Schweiß und Blut
    Im hohen Korn allein.

    Matt scholl sein Ruf. — Doch als der Ost
    Sich hellt, auf glüh‘ndem Schmerzensrost
    Noch lechzend, ohn' Verband
    Er blutet fort, bis er den Frost
    Des nah‘nden Tod's empfand.

    Da in den Busen blutbefleckt
    Er seine Rechte suchend streckt,
    Bis er ein Büchlein zog
    Wie Purpur rot; sein Kuß es deckt,
    Um manches Blatt er bog.

    Und als er fand, was er gewollt,
    Der Tränen letzte betend grollt
    Vom blassen Angesicht,
    Den letzten Seufzer Gott er zollt,
    Und sieh — das Auge — bricht!

    Am vierten Tag ein Wandrer spät
    Am hohen Korn vorübergeht,
    Drin er den Helden fand:
    Wie noch das deutsche Sterb‘gebet
    Hielt die erstarrte Hand.

    Und schluchzend ruft er: Ach, wie ist
    Die deutsche Erde rot! Es flieht
    Des Bruderbluts so viel
    Um Herrscherlist, um Herrscherzwist!
    O Schicksalstrauerspiel!

    Franz Binhack
    [Blockierte Grafik: http://gedichte.xbib.de/img/fueller.gif]Aus der Sammlung Vaterland

  • Hallo Luitpold,


    herzlichen Dank für die interessante Informationen zum Gefecht
    bei Aschaffenburg.

    Um die Sinnlosigkeit und Schwachsinnigkeit von Kriegen darzulegen,
    kann man meinen vorgestellten Brief heranziehen. Die Besatzung in
    der Bundesfestung Rastatt bestand aus 12.000 Mann, davon 6000
    Österreicher, 4000 Preußen und 2000 aus Baden. Österreich zog
    seine Besatzung am 13. Juni 1866 ab. Bereits am 10. Juni Preußen.
    Nur 3 Wochen später standen sich evtl. die selben Einheiten bei Königs-
    grätz feindselig gegenüber, die sich zuvor noch freundschaftlich in
    Rastatt begegneten. Über 7.500 Tote gab es auf beiden Seiten nach
    der Schlacht bei Königsgrätz.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Nur 3 Wochen später standen sich evtl. die selben Einheiten bei Königs-
    grätz feindselig gegenüber, die sich zuvor noch freundschaftlich in
    Rastatt begegneten. Über 7.500 Tote gab es auf beiden Seiten nach
    der Schlacht bei Königsgrätz.

    Liebe Freunde,

    passend zu den vorherigen Beiträgen von mikrokern, VorphilaBayern und Luitpold möchte ich einen Brief, den ich in Österreich erwerben konnte
    vorstellen, der es im wahrsten Sinne des Wortes "in sich" hat

    Der Brief läuft am 11.Juli 1866, also wenige Tage nach der verlorenen Schlacht von Königgrätz vom 3.Juli 1866 von Zittau/Ölmütz etwa 950km über
    Österr-Bayern-Württemberg-Baden(Brunn-Linz-(Passau)-München-Augsburg-Ulm-Freidrichshafen-Constanz) im geschlossenen Packet und trägt
    siegelseitig den AKST 16.7.66, Constanz, die fünf Tage Beförderungsdauer könnten, müssen aber nicht kriegsbedingt sein.

    Der glücklose österreichische Lieutnant dürfte nach den Eindrücken der gewaltigen Schlacht, die er erfreulicher Weise überlebt hatte einfach geklebt haben,
    was da war und daher wurde der Brief, der ja auch portofrei als Feldpostbrief hätte laufen können, mit 5Nkr auf den Weg ins Badische gebracht.
    Die korrekte Taxe wären natürlich 15Nkr(also 9Kr rheinisch) gewesen. Das erkannten auch die Postler und notierten "9".
    (12Kr(9Kr plus3Kr Zuschlag)-3Kr verklebt=noch 9), Württemberg und Bayern erhielten nur 1,5Kr, der Rest wurde an Österreich rückvergütet.

    In Ölmütz hatten sich die glücklosen Österreichischen Truppen mit Ihren Verbündeten zurückgezogen, so dass der Inhalt viele Details der Schlacht
    aus Sicht eines Lieutnants, der daran teilnahm verdeutlicht: "war durch vier Stunden im heftigsten Geschütz- und Gewehrfeuer und nicht ein Haar
    ist mir gekrümmt worden", "Das Battallion hat 5 Offiziere tot, 4verwundet, 300 verwundete und tote" oder "der Feind drängte neuerdings gegen die
    Elbebrücke und beschoß uns" ,"viele Leute ertranken oder wurden noch im Wasser erschosssen"usw., beeindrucktende Zeitzeugenberichte.

    Siehe auch:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_…B6niggr%C3%A4tz

    Die Taxe ist schon aussergewöhnlich und sicher den Umständen der Schlacht und des Rückzugs nach Ölmütz zuzuschreiben, wobei die Adressatin,
    die Mutter unseres Lieutnants, die "Frau Hofgerichtsrath Frieda Meyer geb. Baronin von Bodmann" die "9"Kr Nachtaxe locker bezahlen konnte und
    sicher einfach froh war, dass "Ihre Gebete erhört wurden" und dem geliebten Sohn nichts passiert war.
    (Das Gehalt eines Hofgerichtsrathes war entsprechend der Stellung, der Brief an Mutter&Verandte dürfte in Constanz durch viele Hände gegangen sein)

    Siehe hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bodman_%28Adelsgeschlecht%29

    In welch bedeutenden geschichtlichen Kontext dieser Brief aus Ölmütz steht, wird durch ein Zitat deutlich:
    "Nachdem sich nach einem acht Stunden dauernden Kampf die geschlagenen österreichischen Truppen in Richtung Ölmütz zurückgezogen hatten,
    meldete der preußische Generalstabschef Helmut Moltke seinem Kriegsherrn, König Wilhelm I:
    "Der Sieg, Sire, ist vollkommen.Wien liegt zu Füßen eurer Majestät"

    Die Inhalte wurden für mich von unserem lieben bayern klassisch und Herrn Dr.Becker transkribiert und diskutiert, beiden bin ich sehr dankbar.
    (Literaur/Quellen: Wikipedia, APO Forum, Bismarcks deutscher Bruderkrieg(Klaus Müller)

    Über Anmerkungen weitere Interpretationen, Korrekturen oder ergänzende Briefe würde ich mich freuen.

  • Liebe Freunde,

    diese interessante Quelle habe ich noch gefunden, zur Linie der von Bodmanns im Badischen:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_und_zu_Bodman

    Bodman entstammte einer Seitenlinie der katholischen Grafen von Bodman am Bodensee. Diese Seitenlinie hatte ihren Sitz am Lorettoberg in Freiburg. Sein Vater hieß Johann Heinrich Freiherr von Bodman (* 24. März 1809) und war im militärischen Rang eines Obersts der Badischen Armee, seine Mutter hieß Elisabeth geborene Shone (* 21. März 1811) aus London. Bodman hatte einen Bruder und drei Schwestern. Bodmans 1884 geschlossene Ehe mit Anna (auch Annie; * 21. Juli 1863), der Enkelin des Klavierfabrikanten Heinrich Steinweg (Steinway & Sons) aus New York, blieb kinderlos.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    mir erschien das Datum 11.Juli 1866 etwas spät für ein Lebenszeichen des Lieutnants, in diesem guten
    Beitrag bei Google Books wird aber deutlich, dass die Armee erst am 10,11Juli in Ölmütz ankam.

    http://books.google.de/books?id=G7YuV…C3%BCtz&f=false

    Seite 20-22passt ganz ideal zu den Daten, den Orten(Elbe...) und den geschriebenen Inhalten des oben
    gezeigten Briefes.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    es gibt Briefe, da steht die historische Bedeutung so weit im Fordergrund, dass Nenbensächlichkeiten wie eine geringe Unfrische oder ähnliches völlig in den Hintergrund treten.

    So ein Brief haben wir hier vor uns (oder nur du). :D

    Ich bin sicher, der liebe mikrokern hat ein paar unruhige Nächte jetzt vor sich. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern social,

    kleine Anmerkung:da es keine Beteiligung süddeutscher Truppenverbände am böhmischen Kriegsschauplatz gab, dürfte der Absender in österreichischen Diensten gestanden sein. Das war in dieser Zeit gerade bei Adelsfamilien mit international verzweigter Verwandtschaft und Verpflichtungen gegenüber anderen Herrschaftshäusern nicht unüblich, wie wir weiter vorne im thread schon mal das Beispiel des Grafen Seyssel d'Aix hatten. Somit ist der aus Baden stammende Offzier eher ein "österreichischer" Leutnant (was den Brief deshalb aber nicht schlechter macht...).

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank für die Postings, wo sollten die herkommen, wenn nicht aus diesem Forum :)

    mikrokern:
    Das ist ein interessanter Aspekt, dass es ein "Österreichischer" Leutnant sein könnte, so habe ich das noch nicht gesehen.

    Hilfreich könnten weitere Briefe, die ich aus der Korrespondenz erwerben konnte für die Frage sein.
    In einem aus Juni 1866, den ich aber nur vom Inhalt, ohne Couvert habe und noch zeigen kann geht folgendes hervor:
    "Da wir heute da, morgen dort sind, so adressiere Deine Briefewie folgt.
    An den k.k. Oberlieutnant A.M. bei der kaiserl. königlichen Nord-Armee 2 tes Armee Corps. Brigade Pom. Regiment Roßbach

    hilft das bei der "Truppenzuordnung" weiter....!? Es dürfte wohl die Österreichische Nordarmee gemeint sein, oder?

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    2 Mal editiert, zuletzt von Bayern Social (26. Januar 2014 um 19:03)

  • Hallo Bayern Social,
    da sich mein Fokus bzgl 66er Krieg auf den westlichen Kriegsschauplatz beschränkt, kann ich da nicht wirklich detailliert weiterhelfen.
    Nur soviel: es gab ein IR "Freiherr von Roßbach Nr. 40" bei der Brigade "Oberst von Thom" im II. Armee-Korps der österr. Nord-Armee. Seit wann dort (in welcher Kompanie/Bataillon) der Briefschreiber, Oberleutnant Mayer, gedient hat, müsste man über die österreichische Regimentsgeschichte eruieren.
    Steht da wirklich "A.A." bei der Briefadresse? Vorname Albert käme hin, aber wenn seine Mutter Mayer heißt, hätte ich "A.M." als Kürzel erwartet...
    Da die Bezeichnung "k.k. Oberleutnant" verwendet wird, ist meine Annahme, dass es sich um einen aus Baden stammenden, in österreichischen Diensten stehenden Offizier handelt, bestätigt.

    Beste Grüsse vom
    µkern