• Lieber Ronald,

    ja, tatsächlich - aber woraus geht bei diesem Stempelabschlag ein Jahr hervor? Der sieht ja abenteuerlich aus.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph.

    Das hatte ich mich auch gefragt. Nach dem Monatsnamen sieht es schon etwas komisch aus.
    Aber du weißt ja, das Baden nicht so mein Hauptgebiet ist. Bin da so reingestolpert ;)

    Vielleicht kann uns ja balf_de weiterhelfen.


    Viele Grüße
    Kreuzerjäger

    Der Öffentlickeit ist ein simple Lüge lieber als eine komplizierte Wahrheit.

    (T.R. Richmond)

  • Hallo Kreuzerjäger, hallo zusammen,

    kaum dreht man einmal ein paar Tage lang dem Forum den Rücken, schon geht hier die (badische) Post ab!

    Vielleicht kann uns ja balf_de weiterhelfen.

    Klar ist, dass man bei den meisten badischen Briefen, die ab Mitte 1852 innerhalb Badens oder des Postvereins befördert wurden, auf den Briefinhalt angewiesen ist, wenn man das Beförderungsjahr eindeutig bestimmen will. Leider, leider, entfällt ab dem genannten Zeitpunkt bei den verschiedenen Lokaldatumsstempeln, die neben dem Entwertungsstempel (= Nummernstempel) abgeschlagen wurden, die Jahresangabe.
    So auch bei dem Distributionsstempel (lt. Handbuch Type 6) - die Ziffern nach Tag und Monat stehen für Stunden, die offensichtlich einstellbar waren. Denn weit häufiger als "3 - 6" findet man z.B. "3 - 5" oder "10 - 12".

    Meine beiden Briefe stammen beide aus dem Jahr 1859; sie wurden nach dem ab Oktober 1858 ermäßigten Tarif von 6 Kreuzern für einfache Briefe über 10 Meilen nach Bernau im Hochschwarzwald bzw. nach Laufenberg an der Schweizer Grenze befördert.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber Alfred,

    danke fürs Erklären und Einstellen dieser schönen Briefe - schon sonderbar, dass die badische Post bei der Dokumentation auf das Jahr nicht mehr zurückgegriffen hat, wo es doch eigentlich in die andere Richtung hätte gehen sollen (immer schnelllebigere Zeit, mehr Infos, mehr Bedarf an Daten usw.).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo zusammen,

    der Pfarrer aus Poppenhausen war mit der erheblich verzögerten Lieferung des Volksblattes unzufrieden und kündigte deshalb den Bezug.

    Aufgegeben ist der Chargé Brief gegen Postschein am 6. August 1857 in Gerlachsheim und wurde an den Verlag G.J. Wirth & Comp. nach Mainz gesandt, das damals zum Großherzogtum Hessen gehörte und 16 Meilen entfernt war. Das Porto wurde mit der 6 Kreuzer Marke frankiert, die Einschreibgebühr von 6 Kreuzern wurde bar bezahlt. Siegelseitig Durchgangsstempel von Frankfurt und Botenstempel von Mainz.

    Zu den Taxierungen würde ich mich über Unterstützung freuen. Bedeutet die siegelseitig durchstrichene 6 die Bezahlung der Einschreibegebühr und was bedeuten die vorderseitigen Taxierungen?

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    ein netter Brief! :P

    Die siegelseitige 6 hatte nichts mir der Recogebühr zu tun - die wurde gar nicht notiert. Ob sie postalisch ist, ist fraglich.

    Vorne 1 Kreuzer Bestellgeld (Fachterminus für TT) für den Mainzer Stadtboten.

    Hinten ist es kein Botenstempel von Mainz, sondern ein Distributionsstempel (wieder ein Fachterminus für TT), der das Datum der Ankunft und den Botengang (es gab ja mehrere täglich, sogar Sonntags!) anzeigte. Der Bote führte diesen Stempel nicht.

    Interessant war, dass man ihn mit "Recommandirt" beschrieb, obwohl er einen Chargé - Stempel trug. Das deutet m. E. darauf hin, dass er vlt. in der Briefkarte vergessen wurde in der richtigen Rubrik einzutragen und man dies dann später (nicht in Baden, sondern wohl in Frankfurt) nachgeholt hat.

    Gut gekauft, weil SO sicher nicht häufig, auch wenn es nur eine "kleine" Postgeschichte ist, die er uns erzählt. Ich LIEBE diese Briefe, die man Punkt für Punkt nachvollziehen kann.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Erklärungen. Wieder was gelernt.

    Was mir noch nicht ganz klar ist: der Absender notierte "gegen Postschein", gleichbedeutend mit Einschreiben? Das Aufgebepostamt stempelte "Chargé" mit handschriftlich 125. Inwiefern ist "Recommandirt" in diesem Zusammenhang bemerkenswert?

    besten Gruß
    stampmix

  • Hallo stampmix,

    Chargé und Recommandirt war das gleich - nämlich Einschreiben. Die Südstaaten verwendeten Chargé mit den entsprechenden Stempeln, der Rest des DÖPV und Österreich jedoch präferierten den Terminus Recommandirt.

    Gegen Postschein war ein weiterer Ausdruck für diesen Postsonderdienst, wie auch "empfohlen" oder "bestens empfohlen". Die Kurzform war "gegen Schein" oder manchmal nur "Franco/Schein".

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.