Preussen - Württemberg

  • Liebe Sammelfreunde

    zwar kann ich hier nicht ausschliessen, dass diese Briefhülle noch vor dem Beitritt Württembergs zum DÖPV zuzuordnen ist, aber soviele dahin kenne ich auch wieder nicht.
    Jedenfalls lief er als portofreie Justiz Sache von Magdeburg an das Amtsgericht zu Ebingen. Der Beamte "Kühne" bestätigte die Portofreiheit. Seinen Stempel findet man auf Belegen Anfang bis Mitte der 1850iger Jahre. Der Ortsstempel selbst ist schon 1840 in Verwendung gewesen und mit Unterbrechungen bis 1862.

    Siegelseitig ein Ankunftstempel von Ebingen - vielleicht läßt er noch weitere Rückschlüße zu.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    siegelseitig gibt es keine BP - Transitstempel. Als letzte Stelle lese ich eine fragmentierte "3" im Ankunftsstempel. 1853 würden wir noch Bahnpoststempel sehen, aber es gibt auch Briefe dieser Leitung, die sie nicht mehr aufweisen. Da auch der württembergischen Stempel mit 1853 korrespondiert, sehe ich den Brief dann als geschrieben an.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    dann paßt ja alles zusammen. :)
    Ich hatte hier auch schon an einen geschlossenen Transit gedacht, da siegelseitig nichts weiter vorhanden ist.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    bis 1852 kommen sogar noch bayer. Auslagestempel bei den Portobriefen vor, bzw. zeigte das Grenzpostamt Hof, wie akkurat es stempeln konnte. Die Leitung über Bayern ist höchst wahrscheinlich, aber die inneren Vereinstransite sind ein schwieriges Thema, schon wenn man ein präzises Datum hat.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    möglich ist eine Eisenbahnverbindung über Halle - Erfurt - Kassel - bis eventuell Heidelberg, oder, wie ich auch eher annehme, über Leipzig - Hof bis eventuell Augsburg und dann von dort per Kutsche in Richtung Ulm.

    Die Laufzeit von nur 2 Tagen spricht eher für letzteres. Die Uhrzeit 5 - 6 im Ortstempel ist die Zeit 17 - 18 Uhr, da in den gleichen frühen Morgenstunden das Postamt schlichtweg zu hatte. Die Nachtwache stempelte zu dieser Zeit mit einem Nachtstempel in Form eines Rahmenstempels.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    dann halten wir beide den Weg über Bayern für den wahrscheinlichsten.

    Zu den Zeiten: In Bayern schrieb die Post den Ämtern und Expeditionen vor, wann sie offen haben mussten. Das war: 1. für die Kundschaft und 2. für den Dienstbetrieb.
    Das waren große Unterschiede. Die Öffnungszeiten für die Kundschaft waren vorgegeben für die unterschiedlichen Arten von Poststellen.

    Wenn aber Züge oder Kutschen ankamen oder ablaufen mussten, dann waren die damaligen Poststellen Rund-um-die-Uhr - Betriebe und hatten den ordnungsgemäßen Dienstbetrieb sicher zu stellen. Ich könnte dir Hunderte von Seiten zeigen, aus denen hervor geht, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit die Post entladen, geöffnet, umkaritert und weiter versandt wurde, ob Sonntags um 02.00 Uhr oder Mitwochs um 23.45 Uhr, das spielte keine Rolle.

    Und so wird es auch in Württemberg oder anderen AD - Ländern gewesen sein, weil sonst die unglaublich kurzen Versandzeiten gar nicht einzuhalten gewesen wären.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ich denke, daß wir uns hier alle einig sind, dass die ankommenden Posten auch "nachts" bedient wurden, was selbstverständlich auch für die abgehenden Posten galt. Mit "offen" meinte ich natürlich den Publikumsverkehr an den entsprechenden Annahmefenster.
    Der sogenannte Nachtstempel zeigt ja auch, dass höchstwahrscheinlich die Post aus den Briefkastenkästen während dieser Zeit bearbeitet wurde. Die Nachtwache schlief also nicht. :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde

    einen Brief, welcher ab / nach 1860 am 29.08. am Magdeburger Bahnhof aufgegeben wurde, kann ich hier noch zeigen. Leider nicht der schönste Beleg, da oben eingerissen und die Nr. 12 = 3 Sgr mehr oder minder eine "Krücke". :(
    Ich hoffe, irgendwann mal was besseres zu finden... :)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Diesen Brief habe ich noch nicht, werde aber darauf bieten. Schon allein wegen des Nummernstempels...

    Es handelt sich um einen Wertbrief von Bornheim nach Canstadt bei Stuttgart aus den Jahren 1852 bis 1854 (danach war der Nummernstempel einem anderen Ort zugeordnet). Das heißt, es galt die 1.Ergänzung des Postvereinsvertrags. Das Gewicht betrug 11 6/10 Lot (original 11/16 Pfund 6/10 Lot). Die direkte Entfernung betrug 36 Meilen.

    Leider ist mir die Taxierung ein Rätsel. Einfach ist: Für die Versicherungsgebühr waren 2 Silbergroschen zu zahlen. Aber wie ergibt sich die restliche Taxe von 11 Silbergroschen? Nach preußischer Ansicht war die Gesamtgebühr ausreichend (fr. 13 rechts unten).

    Die Notierung 3 scheint mir das Bestellgeld zu sein.

  • Hallo Preussensammler

    zur Taxierung - eventuell finde ich noch den Vertrag Baden - Württemberg - aber heute nicht mehr.

    Noch kurz eine kleine Hilfestellung:
    Um nach Württemberg zu kommen, müssen mindestens drei Postgebiete tangiert worden sein: Preussen - Baden - Württemberg. Für jede Posthoheit wurde bis zu den jeweiligen Grenztaxpunkten, bzw. die Transitstecke einzeln die Fahrposttaxe berechnet. Jeweils wurde auch für jede Posthoheit die Werttaxe bestimmt.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ich halte Preußen - Taxis - Baden - Württemberg für wahrscheinlicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ist eine Idee - nur dann sind eventuelll die 11 Sgr zu wenig. Allein die Werttaxe für die 175 Reichsthaler ist für jedes Postgebiet 2 Sgr. Bei vier Postgebieten ergeben sich so 8 Sgr. und dazu kämen mindestens 1 Sgr. als Fahrposttaxe, was dann schon 12 Sgr. wären.

    In Ländern mit Guldenwährung wären sogar noch die 175 Reichsthaler in Gulden zu reduzieren. Dies wären dann 175 * 30 * 3,5 = 18375 Kreuzer = 306 Gulden 15 Kreuzer. Die daraus resultierende Werttaxe wären 8 Kreuzer, was aufgerundet 2 1/2 Sgr. entspricht.

    Ich werde am Wochenende schauen, ob ich auf eine Lösung komme - vielleicht waren auch die Postler damals überfordert!

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo preussensammler,

    bei aller Liebe - das glaube ich hier nicht. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    ich sollte spät "abends" nicht mehr antworten, bzw. besser hinschauen. Der Brief ist ja mit 13 Sgr. frankiert.

    Eine Leitung laut der Bestimmung läßt sich auf jeden Fall keiner Route zuordnen, da beide Wege zum gleichen Ergebnis führen werden.

    Für Württemberg sind es von Sinsheim nach Canstadt etwa 7,5 Meilen, der Transit durch Baden, egal welcher Weg, entsprich ebenfalls der zweiten Entfernungsstufe. Auch für Bayern bzw. Taxis ergibt sich nur die 3. Entfernungsstufe.

    Ein Blick auf die Eisenbahnverbindungen läßt jedoch Taxis plausibler erscheinen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    Einmal editiert, zuletzt von Magdeburger (17. Februar 2015 um 15:27)

  • Lieber Magdeburger,

    deine Antworten spät Abends sind mir immer noch um Welten lieber, als die vieler anderer. Vielen Dank für die Korrektur und über Taxis, wenn es nicht ins Ausland ging, war wirklich wahrscheinlicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    versuchen wir mal das Franco zu klären.

    Am besten ist, man fängt hier rückwärts an.
    Wie schon geschrieben, galt für Württemberg und den Transit durch Baden die 2. Enfernunsstufe (über 5 bis 10 Meilen).
    Der Mindestfahrposttarif war 1 Sgr und die Werttaxe betrug 2 Sgr. Somit ergeben sich jeweils 3 Sgr. für Baden und Württemberg.

    Für den Weg durch Taxis bzw. Bayern ist die 3. Progressionsstufe (über 10 - 15 Meilen) anzusetzen. Die Werttaxe betrug auch hier 2 Sgr. und der Mindestfahrposttaxe 2 Sgr.

    Gesamt ergeben sich für Württemberg 3 + Baden 3 + Taxis 4 Sgr. = 10 Sgr.

    Für Preussen ergibt sich entweder bis Altenkirchen (nach Taxis) die 2. Progressionsstufe - bis Baumholder (nach Bayern) die 4. Progressionsstufe. Bis Altenkirchen waren 1 Sgr Mindestfahrposttarif + 2 Sgr. Werttaxe, bis Baumholder 2 Sgr. Mindestfahrposttarif + 2 Sgr. Wertaxe erforderlich.

    Damit ist der Weg durch Taxis eindeutig, da insgesamt 13 Sgr. franco notiert wurden und der Rest von 3 Sgr. nur bis Altenkirchen reicht. Über Bayern wäre ein Silbergroschen mehr erforderlich.

    Ich mußte erstmal das richtige Altenkirchen suchen (57610 Altenkirchen - ich hoffe, es ist jetzt das richtige)

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Ich mußte erstmal das richtige Altenkirchen suchen (57610 Altenkirchen - ich hoffe, es ist jetzt das richtige)

    es ist das richtige Altenkirchen - zwischen Rheinland - Pfalz und NRW. Ich muss schon sagen, das war fein eruiert. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    es gibt jedoch etwas, was ich noch anmerken möchte:

    Die Taxierung habe ich komplett in Thalerwährung durchgeführt. Normalerweise wäre die Taxierung für Württemberg und Baden in Guldenwährung zu erfolgen gewesen.
    Damit ergäbe sich für jedes dieser beiden Postgebiete: 4 Kreuzer Mindestfahrposttarif und 8 Kreuzer Werttaxe. Reduziert man einzeln, sind es 1 1/4 Sgr und 2 1/2 Sgr. Die Summe von 12 Kreuzer ergibt nur 3 1/2 Sgr.
    Somit fehlen entweder 1 1/2 Sgr. oder 1 Sgr.
    Theoretisch könnte somit auch die rot angeschriebene "3" ein Nachporto in Kreuzer sein. (24 Kreuzer ergeben 6 Sgr und 10 Pfennige - 6 Sgr sind schon frankiert und 10 Pfennige Differenz ergeben tatsächlich auch 3 Kreuzer).

    Was ist über dem Ortsstempel notiert worden?

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf