Geteilte Frankoabgeltung

  • Hallo Leitwege,

    ich kenne nur ganz wenige Briefe, bei denen das Teilfranko anerkannt wurde, wie z.B. auch bei dem von mir oben erwähnten Brief von johelbig.
    Diese Verfahrensweise stellt wohl ehr die Ausnahme dar. Meist wurden die verklebten Franco-Marken nicht anerkannt und die Sendungen als Portobriefe behandelt.
    Spezielle Verordnungen hierzu sind mir nicht bekannt.
    Allerdings besteht lt. Vertrag Hannover - Taxis bzgl. Bayern von 1840 ( Beilage Circular 118 ) und ff. die Möglichkeit der Teilfrankatur bis zur bayer. Grenze, folglich wäre es möglich, dass dies auch in die Gegenrichtung möglich war.
    Letztendlich hing es wohl davon ab, ob lt. jeweiligem Vertrag eine Teilfrankatur in diesen Staat überhaupt möglich war oder nicht. In den meisten Verträgen wurde entweder ganz Franko oder Porto festgeschrieben und teilweise Fankaturen nicht zugelassen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    um was es sich hier handelt erschließt sich mir noch nicht ganz. Es sieht aber so aus als wäre es ein Teilfrankobrief nach Oldenburg.

    München - Lohne bei Bremen Großherzogtum Oldenburg vom 29. November 1851, frankiert mit 9 Kreuzer.

    Oldenburg ist erst zum 1.1.1852 dem DÖPV beigetreten, eine Markenfrankatur war dorthin folglich eigentlich noch nicht möglich.

    Bei diesem Brief scheint dies aber eventuell anders gewesen zu sein?

    Der Stempel FRANCO BIS BREMEN deutet auf eine (zumindest teilweise) Anerkennung der Markenfrankatur bis nach Bremen, der Auslandsgrenze des DÖPV, hin.

    Auf dem Brief sind Durchgangsstempel der Bahnpost Berlin-Halberstadt und Magdeburg-Leipzig. Ein Ankunftsstempel fehlt. Es ist davon auszugehen der Brief wurde über Preußen bis Bremen befördert. Preußen betrachtete Bremen, in dem sie ein eigenes Postamt unterhielten, als Gebiet des DÖPV. Die diesbezügliche Veröffentlichung in den bayerischen VO-Blättern geht mir zwar ab, für Hamburg galt dies aber auch. Spätestens mit dem Anschluss der Thurn&Taxis-Gebiete erfolgte zum 1.5.1851 diese Regelung aber. Bei welchem Postamt in Bremen der Brief nun ankam, ist wegen des fehlenden Ankunftsstempels nich festzustellen. Der Stempel FRANCO BIS BREMEN ist aber ein Taxis-Stempel, folglich muss der Brief an das Bremer Taxis-Postamt über Preussen gelangt sein. Taxis war mit Bremen wie o.g. dem DÖPV schon beigetreten.

    Auf jeden Fall hat Taxis die Teilfrankatur anerkannt und dies mit ihrem Stempel bestätigt.

    Soweit ist alles klar.

    Wie kam der Brief aber nach Lohne in Oldenburg und welches Porto wurde angeschrieben?

    Es befinden sich zwei Zahlen "3" auf dem Brief. Links neben der Marke mit roter Tinte, die ich in dieser Farbe sowohl von Taxis als auch von Oldenburg kenne und eine große "3" mit Rotstift über der Adresse.

    Das Stadtpostamt Bremen war zuständig für Post in das Großherzogtum Oldenburg. Es galt dorthin sogar das Oldenburgische Inlandsporto. Gültig war 1851 das Regulativ von 1831. Für die Strecke von gut 8 Meilen von Bremen nach Lohne wären eigentlich 5 Grote fällig gewesen. 3 Grote hätten nach diesem Regulativ nur für 3-5 Meilen gereicht.

    Hat man evtl. den Postvertrag Oldenburgs mit dem DÖPV zum Januar 1852 vorweggenommen? Demnach waren für die Strecke Bremen-Lohne dann 1 Silbergroschen oder 2 2/5 Grote (aufgerundet auf 3) fällig.

    Oder hat man doch das ganze Porto Bayern-Oldenburg angesetzt?

    Mir ist es wegen fehlender Unterlagen (insbes. Oldenburg) nicht möglich diesen Brief genauer zu beschreiben, weshalb ich um tatkräftige Mithilfe bitte.

    Einen nahezu identischen Brief an die gleiche Adresse existiert aus Constanz in Baden vom Juni 1851. Er trägt das richtige Porto von 5 Grote und eine 2 mit Rotstift und auch den Stempel FRANCO BIS BREMEN. Es muss sich bei dem Brief aus München ebenfalls um eine anerkannte Teilfrankatur bis zur Auslandsgrenze des DÖPV handeln. Die Vermerke müssen meiner Meinung nach 3 Grote sein und das noch zu zahlende Inlandsporto in Oldenburg darstellen.

    Ich habe hier im Forum schon über PN und unter Bayern - Oldenburg bzw. Oldenburg - Fragen zu Taxen versucht weiterzukommen, mehr war aber bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Es fehlt leider auch noch die Angabe, was 1851 oder davor ein Brief von Bayern nach Oldenburg überhaupt kostete. Vielleicht kommt ja hier noch der entscheidende Hinweis.

    Gruß

    bayernjäger

    Einmal editiert, zuletzt von bayernjäger (17. Dezember 2022 um 10:15)

  • Hallo Christian,

    ja das ist der von mir oben erwähnte Brief mit den richtig ausgewiesenen 5 Grote. Vom Prinzip her hat er die gleiche Behandlung erfahren. Lediglich die beiden Portovermerke für Oldenburg lauten 3 bzw. 5 statt 3 bzw 3 bei dem Brief aus Bayern.

    Trotzdem vielen Dank für den Link.

    Gruß

    Udo

  • Hallo Udo,

    hab ein wenig geschmöckert... :/:)

    Bei der Transatlantikpost aus USA war das Stadtpostamt Bremen auch für die Verteilung seiner "Kurse" zuständig.

    D.h. Post nach Oldenburg, Hamburg, Bremen, Skandinavien behielt man, der Rest wurde an das hann.Postamt in Bremen übergeben. Da Hannover am 01.06.1851 dem Postverein beitrat wurden hier am am 01.07. die PV-Gebühren von 1-2-3 Sgr. eingeführt (Quelle: Friedrich Mayer, Bremen mail), und evtl. gleich auch für die Staaten, die noch nicht im PV waren.

    Bei den Briefen aus Constanz und München wäre folgendes denkbar:

    1. Constanz-Lohne Juni 1851: Brief geht an das taxische Postamt in Bremen, wird weitergegeben an das Stadtpostamt, das zuständig war für Oldenburg. Juni 1851, die PV-Gebühren waren noch nicht eingeführt, darum 5 Grote.

    2. München-Lohne Nov. 1851: Auch taxische PA in Bremen, weiter Stadtpostamt, PV-Gebühren waren eingeführt, darum auch hier 3 Grote bzw. 1Sgr. obwohl Oldenburg noch nicht im PV war.

    Vielleicht kann jemand einen Portobrief aus Juli-Ende 1851 von Bremen nach Oldenburg zeigen, wäre interessant welches Porto da draufsteht.

    Viele Grüße

    Christian

  • Hallo Christian,

    ich denke, du hast das sehr schlüssig dargelegt und alle Argumente passen zu den wenigen bekannten Briefen - da wird die These zur Realität. Wenn jetzt noch Bremen-Briefe aus deiner gewünschen Epoche auftauchen, die deine These erhärten, ist alles klar. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    das könnte eine Erklärung sein.

    Einen Portobrief aus dieser Zeit suche ich bisher vergeblich.

    Nicht einmal einen Brief aus der Zeit vor dem DÖPV (so ab etwa 1845) von Bayern in das Herzogtum Oldenburg konnte ich finden. Da könnte man zumindest feststellen wie hoch das Porto nach Oldenburg überghaupt war.

    Gruß

    bayernjäger