Bayern - Preußen aus der Vormarkenzeit

  • Liebe Freunde,

    ein kleines Schmankerl zeige ich heute, welches eine Spezialität nach nur diesem Postvertrag war.

    Geschrieben in Hof am 11.1.1827, erhielt er am selben Tag den Aufgabestempel des Grenzpostamts Hof. Doch es wird wohl schon der 12.1.1827 gewesen sein, als man ihn abspedieren konnte.

    Ausweislich des Vertrages, hier: Dr. Joachim Helbig, Bayerische Postgeschichte 1806 - 1870, S. 80 + 81) stand Bayern das Porto von Hof bis Erfurt zu, damals 2 Gutegroschen. Diese wurden auch unten links mit Rötel notiert. Preußen strich diese und notierte statt deren 2 ?/?, was ich leider nicht sicher lesen kann, ich denke, es hieß 2 3/4 Sgr..

    Dazu kam das Porto von Erfurt bis Langensalza (heute: Bad Langensalza), das dann 1 3/4 Sgr. betragen haben müsste, mit dem sich ein Gesamtporto von 4 1/2 Silbergroschen ergab.

    Anmerkungen und Korrekturen sind ausdrücklich erwünscht!

  • Hallo bayern klassisch,

    ich glaube Preußen rechnete die 2 Gutegroschen in 2 1/2 Sgr. um.

    Ich zeige hier 2 Briefe, die ebenfalls nach dem Art. 10 PV Bayern-Preußen behandelt wurden. Zunächst ein Portobrief vom 2.6.1829, wofür der Empfänger 9 Kr. = 2 Gutegroschen bezahlen musste, die komplett Preußen zustanden. Für den Frankobrief vom 23.10.1829 bezahlte der Absender 2 1/2 Silbergrochen. Umgerechnet entsprach dies den im Vertrag festgelegten 2 Gutegroschen. Die Münzumstellung spielte hier jedoch keine Rolle, da Bayern sowieso keine Gebührenanteile erhielt.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    danke für die zwei schönen Briefe mit Hof - Relevanz. :P

    Wer schrieb dann die Rötel - 2 auf den Brief? Hof kenne ich eher als rote Tinte (preußisch). Aber 2 1/2 Sgr. für die notierten 2 Ggr. machen Sinn.

    Dann wären es von Erfurt bis Langensalza auch 2 Sgr. gewesen? Das wäre, für einen einfachen Brief, wohl etwas viel. Bei Achims Buch sind geringere Gebühren zu sehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    ich gehe davon aus, dass die 2 in Hof geschrieben wurde. Der anhängende Brief aus Nürnberg vom 10.6.1818 hat auch diese Rötel. 6 Kr. Nürnberg - Hof = 1 1/2 Gutegroschen + 2 Gutegroschen bis Erfurt = 3 1/2 Gutegroschen. Gesamtporto = 4 Gutegroschen. Hier wurden bis Langensalza nur 1/2 Gutegroschen angesetzt.
    Beim 2. Brief aus Culmbach vom 9.11.1820 handelt es sich um einen seltenen Teilfrankobrief, bezahlt bis Erfurt. Hier wurden bis Langensalza 1 Gutegroschen angesetzt.
    Vielleicht kann ein Preuße etwas zu den Portoansätzen in Preußen bis Langensalza etwas sagen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    vielen Dank für die 2 schönen Briefe - so ganz können wir es wohl nicht erklären. Hoffen wir auf unsere erstklassigen Preußen, dass sie uns helfen mögen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    Erfurt-Langensalza ergibt nach Luftlinie 4 Meilen, dafür fielen 1 1/2 Sgr. an.
    Wenn ich nach dem NDP-Taxhandbuch vorgehe, komme ich nach dem dort angewandten Verfahren mit den Quadratzahlen auf etwas weniger, so dass die Entfernungsstufe 2 Meilen mit 1 Sgr. dafür anzusetzen wäre.

    Viele Grüße
    Michael

  • Guten Abend

    Ehrlich zum sagen ich hab es nicht so mit Preußen..aber man war auch sicherlich in Kempten nach dem Kölnische Duft verrückt... Leider kein Inhalt vorhanden..

    Adressiert an einer der Geschäftsführer berühmte Parfümerie, hat man dieses Portobrief am 3.8.1840 an Kemptener Post abgegeben und er kam am 7ten in Köln an. Eine Gewichtsangabe würde nicht notiert, aber damals könnte diese Brief ca. 11 – 14,6g wiegen. 24 kr standen die Bayerische Post zu, 8 Taxrayon bis 1 Lot. Austauschpostamt Aschaffenburg. Preußen notierte insgesamt 13 Sgr: Umgerechnete 7 Sgr für die Bayerische Post und 6 Sgr für Preußen – 4 Sgr bei Entfernung bis 25 Preußische Meilen, mal 1,5 für die zweite Gewichtsstufe (¾ bis Preußische 1 Lot)

    Bei diese Postroute über Frankfurt würde auch ein Pauschal Transit verlangt, weiß jemand wie viel es war?
    LG A

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Adriana,

    Zitat

    Bei diese Postroute über Frankfurt würde auch ein Pauschal Transit verlangt, weiß jemand wie viel es war?

    laut Posthandbuch von 1832 (falls noch gültig) betrug das Grenzporto zwischen Aschaffenburg und Coblenz 2 gGr.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,
    danke!
    Ich weiß kaum was über Preußen, hab erst Heute was hier nachgelesen..Danke aber das auch die Transit Thema ab 1834/35 neu geregelt würde.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Freunde,

    ein Brief der fürstlichen Thurn und Taxis - Verwaltung aus Schloß St. Emeran in dem wunderschönen Regensburg vom 23.3.1831 an Farina in Köln (Kölnisch Wasser war schon damals der Renner und den Reichen und Schönen) zeigt unten links "fo. FDS" für "Franco Fürstliche Dienst - Sache. Was bei der Abwicklung eines Geschäfts über 66 Gulden für Cöllnische Wasser dienstlich sein soll, wissen nur die Götter - ich weiß es nicht, aber die Regensburger Aufgabepost wird sich ihre Hände nicht an dergleichen Problemen hat verbrennen wollen und ihn anstandslos auf die Reise gebracht.

    Für Bayern war er also laut Franchise und dem fürstlichen Siegel portofrei - jedoch nicht in Preussen, wo 4 Silbergroschen Taxe eingehoben wurden. Dass er über Frankfurt am Main lief, erkennt man am liegenden X in damals typisch Frankfurter Farbe, einem blassen Blau, wie es damals auch Nürnberg zu schreiben pflegte. Da aber Regensburg schon seit dem 17. Jahrhundert (aus fürstlichen Gründen) einen eigenen Paketschluß zu Frankfurt am Main hatte, kann man hier eine Nürnberger Hand ausschließen.

    Für meine Mini - Sammlung der Portofreiheiten ist das kein schlechtes Stück!

  • Liebe Freunde,

    der folgende Brief ist siegelseitig nicht ganz komplett und ein XXL - Format, jedenfalls für die damalige Zeit. Er sollte ganz frankiert werden und wurde in München am 7.2.1834 unter Recommandation aufgegeben. Wie viel der Absender zahlte (stand mal hinten drauf), ist nicht bekannt.


    Der Empfänger war der kgl. preussische Hofgerichts Advocat Herr Greve II zu Arnsberg in Herzogthum Westphalen.

    Der Absender hatte unten links vermerkt: per Frankfurt a/M GEgen rücklaufenden Empfangsschein. Er wollte also das Franko bezahlen, die Recommandation (4 Kreuzer) und den Rückschein (12 Kreuzer).

    Das allein wäre schon ein außergewöhnlich seltener Brief, weil er sicherlich das ein oder andere Loth gewogen haben muss. Aber oben links (statt unten rechts, wie üblich) steht "frei", doch ganz frankiert scheint er wegen eines Wiegefehlers in München nicht gewesen zu sein, denn in blauer Tinte steht 22 Sgr. = 22 Silbergroschen Weiterfranko, ein kleines Vermögen.

    Darunter in sepia Tinte 22 fr 60 Sgr., daneben in Schwarz 7 Loth und in roter Tinte (Preussen) reicht nicht 3 1/2 (Sgr.) und mit gleicher Tinte 12 (Sgr.).

    Oben rechts 760 war die Reco - Nr. von München und das # Zeichen in Sepia vor Nürnberg bedeutete, dass der Brief in Reco - Manual über Nürnberg weiter gelaufen war.

    Siegelseitig, nur noch ca. 50% vorhanden, lese ich 9 1/2 (Sgr.?) und 18 in Rötel, wohl eine Kartierungsnummer.

    Wenn Bayern 22 Sgr. (oder das Äquivalent in Gutengroschen?) als Weiterfranko für Preussen notiert haben sollte (blaue Tinte eigentlich immer von Nürnberg), dann hätten wir einen überschweren Brief des Postvertrages Bayern - Preussen vom 4.5.1816. Zu Beginn war nur die Teilfrankatur gewünscht, aber später (sic!) muss auch die Ganzfrankatur zulässig gewesen sein.

    Leider liegen mir die Briefposttarife Preussen von 1834 nicht vor - vertraglich mit Bayern galt einfach bis 1 Loth, bis 1,5 Loth der 1,5fache Satz usw..

    Wenn Bayern 22 Sgr. = 22 x 3,5 Kreuzer = 77 Kreuzer als Weiterfranko angesetzt haben sollte, entsprach dies ca. 19 Gutengroschen. Da es aber offensichtlich zu wenig war und total 12 Sgr. nachgefordert wurden beim Empfänger, hätte es vlt. eines richtigen Weiterfrankos i. H. v. 22 + 12 Sgr. = 34 Sgr. = 119 Kreuzer, also fast 2 Gulden, sein müssen.

    Vlt. weiß einer mit Ahnung von den preussischen Tarifen, hier für Entwirrung zu sorgen.

  • Hallo Ralph,

    leider kann ich den Brief auch nicht knacken.

    Nach meinen Unterlagen lag das Briefporto eines einfachen Briefes bis 25 Meilen 1834 bei 4 Sgr.

    Grüße von liball

  • Lieber Ralph,

    Im Jahr 1834 sollte das Regulativ vom Dez. 1834 greifen. Danach kostete ein Brief bis 3/4 Loth 4 Sgr. für 15-20 Meilen und 5 Sgr für 20-30 Meilen. Über dem Gewicht von 3/4 Sgr. kommt eine Gewichtsprogression zur Anwendung. Ohne eine Gewichtsangabe kommt man nicht weiter. Dem Papier nach zu urteilen könnte der Brief schon in der 2. Stufe sein.

    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter, lieber Karl,

    also gar nicht so einfach - von der Größe, das kommt hier vlt. nicht so gut rüber, könnte das auch eine 10. Gewichtsstufe sein, der hat fast A5 - Format und ist auch leicht beschnitten (ohne deswegen gleich einen mosaischen Inhalt unterstellen zu wollen). 8)

    Dann lege ich ihn mal beiseite - irgendwann kommt vlt. einer drauf, im Forum wird ja nichts gelöscht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    hier handelt es sich um einen frühen Porto-Chargebrief aus Würzburg vom 17.11.1820 nach Langensalza. Nachdem das Recommandationsverfahren in Preußen erst am 1.8.1821 eingeführt wurde, stellt sich die Frage, ob der Absender im Verlustfalle eine Entschädigung erhalten hätte?

    Der Absender bezahlte lediglich die Chargegebühr von 4 Kr., die jedoch in Bayern nicht angeschrieben wurde. Bayern belastete 6 Kr. = 1/1 /2 gGr. + 2 gGr. Sonderporto nach Erfurt (Art. 10 PV Bayern-Preußen, 1816) + 1/2 gGr. Erfurt-Langensalza = 4 gGr.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein außergewöhnlicher Brief. Ich denke, er war bis 25 Gulden bis Hof versichert, darüber hinaus nicht, oder Preussen hätte ihn unter der Fahrpost weiterlaufen lassen, wo es ja Versicherungen gab.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    obwohl im Vertrag zwischen Bayern und Preußen von 1834 über die gegenseitigen Portofreiheiten keine Festlegungen getroffen wurden, ist dieser Chargebrief vom 12.9.1847 aus Neuburg nach Lübben sowohl von Bayern als auch von Preußen portofrei befördert worden. Auf der Rückseite befindet sich lediglich der Durchgangsstempel von Görlitz.

    Vielleicht kann mir jemand noch den untenstehenden Vermerk ergänzen:

    "franco 0 von ........... bittet diesen Brief portofrei an den Adressaten gelangen zu lassen".

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ein Superbrief, den ich auch genommen hätte ... immerhin persönliche Postportofreiheit, recommandirt (musste mit 4x bezahlt werden) und gegen Retour - Recpeisse (musste mit 12x bezahlt werden, so günstig war er also nicht).

    Text: Franco 0 von Egidy ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Egidy_(Adelsgeschlecht)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liball,

    Moritz von Egidy kam 1845 als Postakzessist 1845 nach Neuburg (siehe hier). Das Wort hinter Egidy heißt »Postfunctionär«. Daran habe ich eine Zeit lang herumgekaut, aber es steht auch in der verlinkten Quelle.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo liball,


    „von Egidy, Postfunktionär, derselbe bittet ....“


    Moritz von Egidy ist 1846 vom Accessist zum Funktionär befördert und nach Neuburg berufen worden. (Verordnungs- und Anzeigeblatt der Königlich Bayerischen Posten, 1846, S. 206).


    Beste Grüße

    Will