Portobriefe 1847-1858

  • Hallo Bayernfreunde,

    Zwei Portobriefe von Bayern nach Frankreich möchte ich zeigen:

    Der erste Brief lief im Juni 1854 von München nach Paris; der zweite Brief im März 1857 von Nürnberg nach Beaune.

    Beide Briefe fallen unter den Postvertrag Bayern - Frankreich vom 1.7.1847. Sie kosteten als einfache Briefe 15 Kreuzer, die als 5 Decimes auf der Adressseite vermerkt wurden.

    Beim ersten Brief wurde die "5" handschriftlich aufgesetzt, beim zweiten Brief benutzte man einen Taxstempel. Mich würde interessieren, in welchem Verhältnis man hds. taxierte Briefe und Briefe mit entsprechenden Stempeln findet. Oder ist das Verhältnis in etwa gleich?

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    deine beiden wirklich sehr schönen Briefe geben die Antwort fast schon von selbst. Am Anfang gab es diese Taxstempel noch nicht, also notierte man das Porto händisch. Später wurden diese manuellen Taxen durch Stempel ersetzt, weil es einfach rationeller war, wenn man 100 oder 200 Briefe bekam, diese schnell durch zu stempeln, anstatt jedes Mal die Feder ins Tintenfass zu tauchen. Gerade bei der Bahnpost Strasbourg - Paris dürfte es auch bequemer gewesen sein, einmal den Stempel in das Stempelkissen zu tauchen und vlt. 2 oder 3 Briefe hintereinander zu treffen, als mit klecksender Feder im wackelnden Waggon so schön schlank zu schreiben, wie es uns dein erster Brief perfekt zeigt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    vielen Dank für Deine - wie immer - kompetente Antwort.
    Ich habe schon in diese Richtung gedacht, war mir aber nicht sicher. (Und weitere eigene Vergleichsmöglichkeiten fehlen mir leider.)

    Rückseitig findet sich u.a. auch der BP-Stempel "STRASBOURG A PARIS" vom 22. 3.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    vielen Dank - mit folgenden Seiten/Briefen hoffe ich, deinen Hunger auf Portobriefe nach dem PV von 1847 (bitte die letzte Seite beachten!) etwas stillen zu können. Man achte auf frühe Stempel und später manuelle Taxen.

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    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    das ist ja fantastisch, was Du hier zeigst.

    Bis jetzt langte es nur für einen ersten kurzen Überblick. Aber ich werde mir in den nächsten Tagen die Briefe mal in aller Ruhe ansehen.

    Viele Grüße und
    ein schönes Wochenende
    bayern-kreuzer

  • Liebe Freunde,

    hier ein Beifang der JHV - Portobrief aus der Pfalz (Landau) nach Bouxviller im Elsaß vom 5.2.1856 via Wissembourg. Wegen des portomoderierenden Prov(ince) Lim(itrophe) - Stempels für Briefe aus der Pfalz kostete er nur 3 Decimes beim Empfänger.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    heute etwas simples: Ein einfacher Frankobrief aus dem rechtsrheinischen Bayern nach Frankreich kostete je halbes Loth = 8,75g 18x.
    Ein einfacher Portobrief gleicher Art 5 Decimes, aber nur bis 7.5g, weil nun die Franzosen zu wiegen hatten.

    Hier zeige ich einen Portobrief aus München vom 3.3.1855 nach Paris, der den Empfänger 10 Decimes = 1 Franc kostete und der in Strasbourg mit 8g (oben links) gewogen wurde. Damit war er über 7,5g schwer und wurde mit 2 mal 5 Dec. korrekt taxiert. 10 Decimes entsprachen ca. 30x!

    Hätte der Absender ihn frankiert, wäre der Brief auf 9x für Bayern bis 1/2 Loth und 9x für Frankreich dito gekommen, also eine Ersparnis von satten 12x, weil er dann noch einfach gewesen wäre.

    Unkenntnis schützt vor (hohen) Gebühren nicht - nur war jetzt Herr Dr. Ch. Daremberg, der Bibliothekar in Paris, der Gelackmeierte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    nachstehend eine - wie ich meine bildschöne - Variante eines PROV.LIM. aus dem linksrheinischen Bayern, welche gemäß Taxvermerk vom Empfänger mit 3 Decimen = 9 Kreuzer zu vergüten war. Der Portobrief ging einen Tag nach seiner Aufgabe in Landau/Pfalz bei Forbach über die Grenze, bei dem siegelseitig angebrachten Rundstempel Strasbourg a Paris vom 04.05.1856 gehe ich von einem Bahnpoststempel aus.

    Inhaltlich ging es um eine Rechnungder Müller & Weyland - Pfälzer Weine - Incasso Commission und Spedition - Landau/Pfalz an das Pariser Bankhaus Fould-Oppenheimer. Für mich noch interessant zu wissen, ob der roten Farbe des PROV. LIM. in irgend einer Weise Bedeutung beizumessen ist, genauso wie der Kurz-Vermerk auf dem Brief vorne oben links, der in der 1. Gewichtsstufe bis 7,5 gr lag.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    ein schmuckes Briefchen hast du da ergattert - prima!

    Zitat

    Variante eines PROV.LIM. aus dem linksrheinischen Bayern

    Ich bin mir nicht sicher, wie du das meinst, aber PROV. LIM. - Stempel gab es nur vom linksrheinischen Bayern, weil das rechtsrheinische Bayern ja keine Nachbarprovinz war.

    Die Farbe des PROV. LIM. - Stempels war egal; er kam nur auf Portobriefe der Pfalz nach Frankreich und es gibt ihn hinlänglich in rot und schwarz. Blau wäre mal interessant zu sehen, wenn es das überhaupt gab.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    hatte mich etwas missverständlich bei dem PROV.LIM. ausgedrückt, für mich ist es eine "Farbvariation", da mein erster Beleg mit PROV.LIM.-Abschlag in rot. Was ich doch recht bemerkenswert finde ist, dass von Landau bis Paris für einen Portobrief gerade mal 3 Decimen = 9 Kr zu Buche schlugen. Wäre das bei einer Destination, sagen wir mal nach Bordeaux auch so günstig geblieben ?


    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    auch von mir Glückwunsch zu dem feinen Stück.

    In der Qualität machen die markenlosen Briefe wirklich viel Freude :):)

    Beste Grüsse aus Siegen
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Pälzer,

    alle Portobriefe aus der Pfalz nach weiter entlegenen Teilen Frankreichs kosteten 3 Decimes. Alle Portobriefe des rechtsrheinischen Bayern nach weiter entlegenen Gegenden Frankreichs kosteten 5 Decimes. Nur die Grenzrayons waren verbilligt, sonst nichts.

    Hier muss man wissen, dass Bayern für einen Frankobrief von der Pfalz nach Paris, Marseille oder Brest 12x zahlen musste - 3x für Bayern und 9x für Frankreich. Hier war Porto also günstiger als Franko, weil das teuere Franko der Bayern, das günstige Porto aber der Franzose zu zahlen hatte.

    Kein Vertrag auf Augenhöhe also. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    das ist schon interessant; vergünstiger linksrheinscher Grenztarif, aber keine Rayon-Gebührenstaffelung porto wie franco in Frankreich.

    Im Francofall 12x aus der Pfalz nach irgendwo in Frankreich, dabei 3 Kr für Bayern 9 Kr für Frankreich.

    Wie war die Aufteilung im linksrheinischen Portofall mit 3 Decimen = 9 Kr Portogebühr: 3 Kr für Bayern, 6 Kr für Frankreich ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    im Portofall wurden die Briefe nach Unzen (= 30g) gewogen und bezahlt, so dass keine individuelle Abrechnung stattfand (gilt auch für hohe Gewichte). Es war also egal, ob 10 Briefe zu je 3g oder ein Brief zu 30g transportiert werden mussten - Bayern bekam für seine Portobriefe nach Frankreich das gleiche Geld. Irgendwo hier hatte ich mal geschrieben, was man für 30g bekam ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Pälzers Brief ist was für die Augen :) :)

    Hier zeige ich ein falsch taxierten Brief. Der Brief ist aus Fürth 1.1.1855 geschickt und ist in Frankreich mit nur 3 Decimes taxiert statt die 5 Decimes wie es sein sollte. Hat man wirklich gedacht dass Fürth ein linksrheinischer Stadt war, oder hat man nur der falsche Stempel gegriffen? Wohl eher das letzte - hier gab es sonst keine Hinweise zu Begünstigungen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    zu deinem sehr seltenen, fehltaxierten Brief kann ich nur spekulieren: Vermutlich kamen ein Pfälzer und Bayerisches Briefpaket gleichzeitig an, denn Forbach war ja über Homburg - Saarbrücken auch von der Pfalz bedient worden und Würzburg und Nürnberg hatten Kartenschlüsse mit Forbach, siehe dein Brief aus Fürth, der über Nürnberg - Forbach gelaufen war.

    Wenn einem in dunkler Stube 2 größere Briefpakete angedient werden, ist die Übersicht zu behalten wirklich nicht einfach, so dass es wundert, dass es nicht viel mehr dieser Fehltaxierungen gibt (aber das spricht für die erstklassigen, französischen Postbeamten, vor denen ich meinen Hut ziehe!). Da alles schnell gehen musste (Bahnpost Strasbourg - Forbach - Paris), hatte man oft nur ganz kurze Zeit, um die Poststücke umzukartieren, zu wiegen, zu berechnen, zu taxieren und nachzutaxieren usw. usw..

    Es zeigt auch die menschlichen Schwächen auf, dass unter großem Druck die Fehlerquote steigt. 50 Jahre vorher hätte man diesen Fehler sicher nicht begangen - da war die Zeit noch ruhiger und gemütlicher.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...hmmm...vielleicht weilte der Absender meines Briefchens als linksrheinsch portobegünstigter Pfälzer gerade in Fürth als er - wieder ein mal - einen Portobrief an Fould-Oppenheimer / Paris verfasste und der franz. Postler legte dies im Rahmen des behördlichen Ermessens u.a. auch für den Empfänger positiv nach dem Motto aus: Ein Linksrheinischer bleibt egal wo linksrheinisch :D

    Spaß bei Seite,...bk`s Erklärung ist und bleibt natürlich die korrekte Version ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer


    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    du musst es von Seiten der Franzosen sehen - deren Landsmann hat nur 3, statt 5 Decimes bezahlt. Wenn das in Paris jetzt noch ein expatriierter Pfälzer gewesen wäre, hätte sogar 1 Decimes gereicht. 8o8o8o8o

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Vermutlich kamen ein Pfälzer und Bayerisches Briefpaket gleichzeitig an

    Hallo bayern klassisch

    War Pfalz jetzt kein Teil von Bayern??? ;)


    siehe dein Brief aus Fürth, der über Nürnberg - Forbach gelaufen war.

    Muss auch so gewesen sein, sonst hätte ein bayerischer Brief die 3 Decimes Taxe bekommen können. Über Strasbourg wäre es wohl nicht möglich? (oder gibt es?)


    Ja, wie es hierzu kam, ist und wird immer ein Spekulation sen. Wenn die Pakete in Forbach landete lässt sich vielleicht einmal klären, aber das will höchstens eine Möglichkeit bestätigen oder nicht.

    Viele Grüsse
    Nils