Insinuation / Zustellungsurkunde

  • Lieber Erdinger,

    das Stück hat so seine Tücken - oben links Partei Sache, unten links Regierungs Sache. Ja was denn nun? Da es ohne Porto verblieb, hat man es als Regierungs Sache spediert.

    Zum Thema Insinuation gibt es einen kleinen Nachfolgeartikel im nächsten Rundbrief der ARGE Bayern klassisch, der im März erscheinen wird.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Heute möchte ich mal damit anfangen euch den Inhalt eines Briefes zu zeigen. Und euch gleichzeitig bitten mich bei der Transkription zu unterstützen, die bereitet mir immer noch gelegentlich Schwierigkeiten, selbst wenn der Brief wie hier ganz schön geschrieben ist.

    Ich lese dort:

    Hochgeehrtester Herr!

    In Sachen Schuster ./. Riedel
    übersende ich Ihnen eine ____________ des königl.
    Landgerichts Rehau vom 28. ________ 4559 welche ___
    am heutigen insinuiert wurde.


    24x Ins. Geb_.

    hochachtungsvollst ____________________
    ____________ Ins. Mand.


    6x porto


    Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir beim Füllen der Lücken helfen könntet.

    Herzlichen Dank!

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo,

    Hochgeehrtester Herr!

    In Sachen Schuster ./. Riedel
    übersende ich Ihnen eine Verfügung des königl.
    Landgerichts Rehau vom 28. v(origen) M(onats) N(umero) 4559 welche mir
    am heutigen insinuiert wurde.


    24x Ins. Geb(ühr).

    hochachtungsvollst ____________________
    ____________ Ins. Mand.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier eine grenzüberschreitende Insinuation
    von Nördlingen ins nahe württ. Bopfingen vom
    8. November 1861 als Parteisache, jedoch ohne
    Portovermerk.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    prächtige Stücke gibt es hier zu sehn. Ich bin mal gespannt, wie viele Belege von (und an!) Insinuationsmandatare(n) in der Art des Briefs von Nacktnasenwombat wir noch zu sehen bekommen.
    Grenzüberschreitend wird es dann so richtig interessant!

    Vielen Dank fürs Zeigen und mit den besten Grüßen aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Sammlerfreunde,

    einen weiteren grenzüberschreitenden Beleg möchte ich zeigen:
    Nachnahmebrief als Parteisache von Wallerstein in das benachbarte
    Bopfingen in Württemberg vom 23. Oktober 1857. Insinuation vom
    selben Tag in Bopfingen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    hier zu diesem interessanten Thema mal etwas ganz simples: Am 24.6.1848 schrieb ein königlicher Advocat in Nürnberg an die Kirchenverwaltung in Igensdorf bei Gräfenberg einen einfachen Portobrief.
    Unser Notar bittet mit etwas deutlicheren Worten, sein Deferritenguthaben von 55 Gulden und 21 1/2 Kreuzern baldmöglichst zu bereinigen.

    Als Brief bis 6 Meilen wurde er korrekt mit 3x taxiert. Die Kosten für die Insinuation von 4x finden sich weder innen, noch außen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    ich fürchte, die Kosten für die Insinuation können sich weder innen noch außen finden, denn die in diesem Zusammenhang meist zitierten 4 Kreuzer sind jene Remuneration, die man Gerichtsboten für ihren Gang zum Insinuanden bzw. zur Post zubilligte.
    Und - ohne den Inhalt zu kennen - hier war doch keiner im Spiel, oder? Und die Post hatte keinen Auftrag und kein Regelwerk dafür.

    Insgesamt bin ich der Meinung, dass wir es hier nicht mit einem einschlägigen (wenn es so etwas in Bayern überhaupt gibt) Insinuationsbeleg zu tun haben, eher mit einer Mahnung.
    Mir sind schon einige Stücke (auch von Gerichten) bekannt, die zwar auf der Vorderseite den Vermerk "Zu insinuieren ..." tragen, aber weder auf der Rückseite noch innen irgendwelche Hinweise darauf geben, dass ein solcher Akt überhaupt stattgefunden hat.
    Diese Formulierung (Zu insinuieren ...) ist nach meinem gegenwärtigen Wissensstand eher als Dokumentation eines Wunsches (ähnlich wie "dringend"-Vermerke auf privaten Schreiben) zu verstehen.
    Der Anwalt hat der Kirchenverwaltung ja sicher auch eine Frist gesetzt, und das entsprach aus seiner Sicht einer Insinuation.
    Gegen die weitere Möglichkeit, dass dem Brief ein Rückschein (auch eine Form der Insinuation) beigebunden war, spricht das Fehlen einer Chargierung und eines entsprechenden Hinweises auf der Hülle.

    Zuguterletzt: Es muss "Deserviten" heißen (also Anwaltsrechnung), nicht Deferriten.
    Notare gibt es in Bayern übrigens erst ab 1862, Beurkundungen nahmen vor diesem Jahr die Landgerichte vor.

    Aber vielleicht finden sich ja noch weitere Briefe, und wir machen das Fass "Insinuationen von Anwälten" auf?
    Bei Bayern im 19. Jahrhundert weiß man nie, was es noch alles gegeben haben könnte.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,

    als hättest du den Brief gelesen ... klasse Statement!

    Hier meine Transkription des Inhalts, den ich unten als Scan beifüge:

    "Hochloebliche Kirchenverwaltung!

    Seit dem 9. v. Mts. sind nun die Acten in dem Baulastproceß gegen den königlichen Fiscus zum Spruch ausgesetzt.
    Ich theile dies mit dem dringenden Ersuchen mit, mein Deferritenguthaben (steht leider so da, auch wenn du natürlich Recht haben wirst) von 55 g 21 1/2 x baldigst zu berichtigen und verharre
    hochachtungsvollst Einer Hochlöblichen Kirchenverwaltung ergebenster - Unterschrift - kgl. Advocat".

    Sorry für den "Notar", den ich erfunden habe (ich hatte gerade privat mehrere Notariatsurkunden gelesen und mein Hirn wohl die Augen gesteuert).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    schau dir mal das "v" in "verharre" an und vergleiche es mit dem vermeintlich zweiten "r" bei "Deservitenguthaben".
    Was das "f/s" angeht, das scheint mir etwas schwungvoll hingeworfen ... Das Wort, in dem es steht, hätte Mark Twain sicher gut gefallen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,

    hast Recht - und das nächste Mal nehme ich meine von meinem Optiker so hochgelobte Gleitsichtbrille ab, ehe ich Inhalte kommentiere. :rolleyes:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Verehrte Freunde,

    ab 1862 stand den neu gegründeten Bezirksämtern (etwa den heutigen Landratsämtern entsprechend) ein eigenes, in Absprache mit der Post geregeltes Insinuationsverfahren zur Verfügung.
    Briefen konnten nun Zustellscheine beigegeben werden, die dem Empfänger vom Briefträger zur Unterschrift vorgelegt wurden.

    So weit, so gut. Briefe von Gerichten mit Insinuationsvermerken sind gar nicht so selten - von Bezirksämtern waren mir bislang keine bekannt (was nichts heißen muss).
    Der hier gezeigte Brief präsentiert sich nicht nur wunderbar (vor allem mit dem seitenverkehrt geschnittenen "Z" im Ortsnamen des offenbar nagelneuen Aufgabestempels von Sulzbach).
    Zu denken gibt der Vermerk bei der Adresse /: ins: H[och]l[öblichem] Expositus Friedrich :/.

    Wurde dieser Brief nun nach dem genannten Verfahren zugestellt oder nicht?
    Aus den Behandlungsvorschriften geht nämlich nicht hervor, ob die besondere Form der Zustellung auf dem Brief selbst vermerkt werden sollte (wie dies bei Post-Retour-Recepissen oder Insinuationen per Post vorgeschrieben bzw. üblich war).
    Der Inhalt dieses Briefes lässt leider keine Schlüsse zu: In dürren Worten wird die überfällige Übersendung einer Schulrechnung 1864/65 angemahnt.

    Einstweilen gehe ich erst einmal davon aus, dass hier nur ein hübscher Dienstbrief vorliegt, dem mit dem adressseitigen Vermerk ein wenig mehr Dringlichkeit verliehen werden sollte, etwa so wie bei dem Brief von bayern klassisch aus dem Posting #31ff.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Hallo Bayernfreunde,

    bei meinen wenigen Briefen mit einem Insinuationsvermerk auf der Rückseite handelt es sich zum einen um Portobriefe und zum anderen stammen sie aus der Markenzeit.

    Jetzt konnte ich einen Brief aus der Vorphilazeit erwerben, der rückseitig den Insinuationsvermerk "Auf die Post gegeben am zehnten Juny 1848. (Unterschrift)" trägt.
    Dr Brief ist als Dienstbrief am 10.6.1848 vom Herrschaftsgericht Harburg in Schwaben an das Fiskalat von Schwaben in Neuburg Sc. gelaufen.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo bayern-kreuzer,

    einen sehr schönen Brief zeigst du da. Dass es in der Vormarkenzeit recht dünn mit Insinuationsvermerken aussieht ist mir auch schon aufgefallen.

    Um so überraschter war ich, als ich den folgenden Brief aus Mergentheim "de mergenth" nach Ellingen aus dem Jahr 1790 (!) gefunden habe. Der Vermerk, den ich als "der Obergrichtsverwalterey zur Insinuation behändigt" lese, befindet sich aber nicht auf der Rückseite sondern im Inneren des Faltbriefes. Ob der Vermerk deshalb vom Absender, als Hinweis auf die gewünschte Insinuation oder vom Boten als Bestätigung deren Vollzugs aufgebracht wurde kann ich nicht sagen.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasenwombat,

    die Insinuation war bewirkt, wenn die Aufgabepost in Mergentheim den Brief annahm. Alles weitere war in Gottes Hand ...

    So frühe und dazu grenzüberschreitende Briefe (auch wenn es "nur" die Reichspost war) mit Insinuation sieht man sehr selten.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Habe gerade bemerkt, dass ich zum Thema Insinuation noch gar nichts gezeigt habe.
    Dann möchte ich mal mit einem Empfangsschein für eine zu insinuierende Entschließung anfangen, hier nicht wie bereits mehrfach zu sehen an das Bezirksgericht Schweinfurt, sondern an das Bezirksgericht Neustadt an der Saale.
    Der Brief wurde am 9.9.1865 in Kissingen abgesendet. Die Marke (Nr. 9) hat den Plattenfehler VI rechte untere Ecke abgeschrägt.

    Viele Grüße

    kreuzer