• Hallo zusammen,

    ich zeige heute mal einen Fahrpostschein den ich nicht vollständig verstehe. Es wurden schienbar insgesamt 9 Aktenpakete am 1. Juni 1850 aus Erlangen an das Landgericht Stadtsteinach (?) gesandt. Unten sind die entsprechenden Sendungsnummern aufgezählt.
    Dass ein Schein für mehrere Sendungen verwedet werden konnte habe ich ja schon gelernt, allerdings irritiert mich das Franko von nur 7 Kreuzern. Kann es sein dass ein Teil der Sendungen portofrei befördert wurde und nur für eines der neun Pakete das Franco anfiel?

    Ich würde mich sehr über eure Unterstützung freuen!

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasenwombat,

    du unterliegst einem Denkfehler - ganz oben im Vordruck steht "Ein" Paket - in diesem waren mehrere Akten mit folglich mehreren Expeditionsnummern, unter denen sie bei der Absenderbehörde geführt wurden.

    Ein Schein für portofreie und portopflichtige Sendungen war nicht auszustellen - in dem Fall hätte man natürlich einen Schein für alle portopflichtigen Dienstsachen an ein und denselben Empfänger gezogen und einen zweiten Schein für alle portofreien Dienstsachen an ein und denselben Empfänger, zumindest war dies theoretisch möglich.

    Problematisch wäre es nur für die Aktenführung gewesen, weil ja jeder Fall mit seiner individuellen Exped. - Nr. ihren eigenen Schein zugeordnet bekommen musste.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    danke fürdie schnelle Hilfe. Dann habe ich die Auflistung unten missverstanden bzw falsch interpretiert. Kannst du mir sagen was das Kürzel zwischen "abgesendet" und den Nummern bedeutet?

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • ... Nr d. A. = Nummer der Acten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Was ist denn das?

    Ein Postlieferschein für einen Brief nach Wiesbaden, auf dem Porto notiert ist?

    Haaaalt – alles auf Anfang! Hier trügt der Schein.

    Am 13. Juli 1832 stand ein Postkunde vor dem Expeditor Eser in Buchloe, wollte einen Brief an den Regierungsdirektor Malapert-Neufville in Wiesbaden aufgeben und wünschte eine Einschreibung.
    Nun waren offenbar gerade die gewöhnlichen Postscheine ausgegangen. In dem Städtchen im Ostallgäu schien die Nachfrage nach Postlieferscheinen zu diesem Zeitpunkt nicht gerade reißend, also plünderte Eser seinen brachliegenden Vorrat und überreichte dem Kunden ein zweckentfremdetes Formular als Beleg. Damit keine Missverständnisse aufkamen, schnitt er noch den am Unterrand befindlichen Passus "Dieser von dem Empfänger unterschriebene Schein wolle am ersten Posttag zurückgesendet werden an die Königl. Postexpedition zu ..." ab.

    Man muss sich halt zu helfen wissen!

  • Lieber Erdinger,

    ein witziges Teil - noch nie so etwas gesehen, aber da sieht man mal wieder, wofür Bayern gut ist.

    Danke fürs Zeigen dieser Rosine - klasse! :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ich habe hier einen Schein aus Erlangen von 1812 über eine Rolle mit 108 Gulden an den Baron de Seckendorf in Dillingen.

    Neben der Scheingebühr von 4 Kr. wurden 30 Kreuzer Porto bezahlt.
    Für die Berechnung der bayerischen Fahrposttaxe habe ich nur den Hörter vorliegen und komme jierbei nicht auf 30 Kreuzer.
    Laut Taxtabelle von 1808 fielen bei einer Entfernung von 17-20 Meilen (Erlangen-Dillingen 135 km) für die 100 Gulden 24 Kr. und für die überschiessenden 8 Gulden noch 5 Kr. an; macht in Summe 29 Kr.
    Zudem trat laut Hörter ab 15.5.1811 Tarifermäßigung für Geldsendungen um 1/4 je 100 fl. ein ...

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo bk,

    also da fällt mir ad hoc nur eine Variante ein:

    Der Einlieferer genoss Gebührenfreiheit...wobei ich das bei Recommendation kaum glauben kann...

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    das war möglich - aber wer könnte der Einlieferer gewesen sein, da es doch eine private Zieladresse ist, um die es sich hier handelte?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    das wäre für Regensburg im Rahmen einer vertraglichen Postportofreiheit sicher eine der Möglichkeiten.

    Fehlen noch zwei ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    ja, das wäre die 2. Möglichkeit.

    Jetzt noch die dritte, die es ab dem 1.1.1861 gab ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ..oh Mann, das waren doch schon 2 weitere Möglichkeiten, des is jetz` echt fies ! :D

    Ich hab`meine Munition verschossen. :thumbup:

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    war/ist auch nicht einfach - es könnte auch ein Porto - Chargé - Brief gewesen sein, bei dem der Empfänger alles zahlen musste: Porto, Portozuschlag und Chargégebühr.

    Aber 2 von 3 Lösungen ist schon sehr gut, Respekt. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    auch kleine Contraventionen machen Freude, vor allem dann, wenn ihre Behandlung Platz für Interpretationen lässt.

    Ab dem 1.3.1874 war die Chargégebühr in Bayern ja erstmals mit Marken zu frankieren, blieb jedoch weiterhin Emolument (innere Bezahlung) der Postexpeditoren und hatte mit der Postverwaltung nichts zu tun. In Passau nahm man einen Recobrief nach Osterhofen an, strich jedoch die Gebührenzeile durch.

    Von späterer Hand wurden bei Franko und Recommandation "10" Kreuzer eingetragen.

    Welchen Wert hatte ein Postschein mit nachträglicher Applikation? Oder sollte die Recogebühr mit 10 Kr. angesetzt worden sein? Das war auch nicht möglich, denn sie betrug seit dem 1.1.1868 bis zum Ende der Kreuzerzeit 7 Kr.. Ich kann auch nicht sicher sagen, ob zuerst der Strich da stand, und dann die 10 vermerkt wurde, oder anders herum.

    Aber ein Franko von 3x und eine Recogebühr von 7x ergaben schon 10x, wofür es ja auch eine eigene Marke gab (weil die einfachen, recommandirten Briefe ja so schrecklich viele wurden).

    Portochargé konnte es auch nicht sein - diese Briefe kosteten im Fernverkehr ein Minimum von 14 Kr..

    Wie hieß eigentlich der Empfänger? Ritzmyer? Fehlt ein "a"? Oder Retzmayer? Aber der Postler hieß Steinbach. Oder Steinbat? Steinbutt wird er schon nicht geheißen haben ...

    Viele Gedanken für ein Stück im Werte von 2 Euro aus der Bucht. Kostet weniger als eine Bratwurst und sieht noch dazu besser aus. Nur satt wird man dabei nicht.

  • Von späterer Hand wurden bei Franko und Recommandation "10" Kreuzer eingetragen.

    Wie hieß eigentlich der Empfänger? Ritzmyer? Fehlt ein "a"? Oder Retzmayer? Aber der Postler hieß Steinbach. Oder Steinbat? Steinbutt wird er schon nicht geheißen haben ...

    Viele Gedanken für ein Stück im Werte von 2 Euro aus der Bucht. Kostet weniger als eine Bratwurst und sieht noch dazu besser aus. Nur satt wird man dabei nicht.


    Lieber bayern klassisch,

    zumindest müssten die 3 Kr. extra notiert sein, der Strich könnte auch schwungvoll nur die Fl-Spalte gestrichen haben usw.
    Schön, dass Dir solche Scheine gefalllen (auffallen) :D - was uns nicht erstaunt :thumbup:
    Ach und versuche es mal unter RITZINGER - Johann Bpt. Ritzinger von Passau - Expositus in Osterhofen
    (Als Expositur (von lat. ex…, „aus, heraus“ und positus, „gestellt, gelegt“) wird im katholischen Kirchenwesen ein Seelsorgebezirk ohne eigene Vermögensverwaltung bezeichnet.
    Sie wird von einem Priester geleitet, der die Amtsbezeichnung „Pfarrvikar“ trägt und ortsabhängig den Titel Pastor innehat.aus Wikipedia - kannte den Begriff noch nicht :love: - und wieder was gelernt 8o )

    Viele Grüße von Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Luitpold,

    vielen Dank für den "Ritzinger" - da kam ich nicht drauf.

    Hier lernt man viel - von vielen. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.