Hannover-Bayern vor Postverein

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Es gibt keine grosse Menge Hannover Briefe in meine Sammlung. Nach Bayern sind die vielleicht schwer zu finden? Ich bin auf jeden Fall froh wenn ich dieser Brief kaufen konnte. :)

    Von Hannover ist der Brief in 1831 nach München geschickt. Wie die Taxierung ist kann ich nur raten. Der Brief ist ganz Porto geschickt, so ich wage es zu behaupten dass Taxis der Brief bis bayerischen Grenze gebracht hatte. Absendervermerk bestätigt hier mein Verdacht. Literatur zu Postverbindungen zwischen Hannover und Bayern habe ich nicht gefunden. Wie ich es verstehe ist es hier 9 Kreuzer für Hannover und 9 Kreuzer für Taxis gerechnet. Das macht 18 Kreuzer welche wir in der Auslagestempel auch sehen kann. In Bayern hat der Brief 12 Kreuzer gekostet so dass der Empfänger 30 Kreuzer bezahlen musste.

    Gern lese ich eure Meinungen dazu.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    alles richtig beschrieben - Klasse! :)

    Nein, viele Briefe gibt es nicht zwischen diesen beiden Postgebieten. Eine Leitung über Preußen gibt es noch nach den wenigen Orten des Hofer Rayons, sonst lief alles über TT (Frankfurt am Main) nach Bayern.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    VMZ - Briefe von Hannover nach Bayern sind keine Weltraritäten, aber leicht zu finden sind sie auch nicht gerade, weswegen ich sehr froh bin, hier etwas zeigen zu können.

    Der Zurückhaltung des lieben VorphilaBayern habe ich den Dumpingpreis zu verdanken, den ich für diesen hier sehr gerne gezahlt habe.

    Ausschlaggebend für den Kauf war aber eigentlich der Thread von unserem lieben @mannaro, der Belege zeigte von Orten, die ihm gut gefielen bzw. die in seinem Leben eine entscheidende Rolle spielten. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in Hann. Münden und von der Schönheit der Stadt und Umgebung fasziniert. Woher ich einen alten Brief von/nach Bayern bekommen sollte, war mir nicht sofort klar, aber auch dafür ist die Bucht allemal gut. :)

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG55479d76jpg.jpg]

    Am 11. 5.1821 sandte man von Münden, heute: Hann. Münden an der Südgrenze des Königreichs Hannover, an C. A. Venino in Würzburg, also eine für Bayern höchst prominente Korrespondenz.
    Interessant ist die Doppelstempelung für uns Bayern, für Hannoveraner war es in dieser Zeit wohl nichts außergewöhnliches. Der Datumsstempel erinnert mich stark an den Pariser Aufgabestempel, wobei ich nicht weiß, wer hier wen imitiert hat.

    Ausweislich der Taxierungen kann seine Leitung nur über Taxis erfolgt sein, denn es wurden 2x für Hannover (= 1/2 Guter Groschen) und 9x für den taxischen Transit (2 1/2 Sgr.) angesetzt. Würzburg war noch kein Oberpostamt und hatte noch keinen weitreichenden kartierenden Charakter, so dass er über Aschaffenburg einlief, ohne einen Auslagestempel zu erhalten. Man hat auch keine Addition der beiden Gebühren vorgenommen, sondern einfach für Bayern 4x (über 6 bis 12 Meilen) zugeschlagen, so dass der Empfänger das Gesamtporto i. H. v. 15x bezahlen durfte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Barfrankierter Brief von Göttingen (Hannover) nach Thurnau bei Bayreuth vom 16.1.1839. Der Absender bezahlte 4 Gutegroschen bei der Briefaufgabe. Der Brief lief über Preußen, denn Thurnau lag im Hofer Rayon. Siegelseite Durchgangsstempel von Bamberg.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ich glaube, der Absender zahlte 5 Groschen. 1 Ggr. für Hannover und 4 Ggr. Weiterfranko. Preußen behielt davon 3 Ggr. und gab 1 Ggr. an Bayern weiter, der siegelseitig in 4x korrekt reduziert wurde.

    Ein sehr schöner und seltener Brief!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo, 

    hier ein Pay-Office-Brief vom 9.7.1832 an das Bürgermeisteramt in Neustadt an der Haardt in der Pfalz. Diese Briefe beruhen auf der Zusage des englischen Königs Georg III. wonach er den Hannoveranern dieselbe Bezahlung versprach, wie den regulären Regimentern. Darin eingeschlossen war die Zahlung von Pensionen. Die Auszahlung der fälligen Pensionen wurde durch ein in Hannover eingerichtetes Pay Office vorgenommen. Die meisten derartige Briefe sind innerhalb von Hannover gelaufen. Nach Bayern ist mir kein weiterer Brief bekannt. Interessant wäre es, ob es sich bei diesem Empfänger um einen Hannoveraner oder um einen ausländischen Eingeworbenen handelt. 

    Die postalische Behandlung wirft jedoch noch etliche Fragen auf.

    Warum wurde der Brief, der vermutlich über Frankfurt lief, nicht direkt in die Pfalz spediert?

    In Hannover waren diese Briefe portofrei. Ich gehe davon aus, dass Taxis für seinen Transit 14 Kr. angesetzt hat, die in Nürnberg in Auslage genommen wurden. Handelt es sich nun bei der blauen bayerischen Taxierung von 32 Kr. um den bayerischen Anteil, was ich mir kaum vorstellen kann, denn das wäre dann ein Brief mit einem Gewicht von über 1 Loth. Ich vermute vielmehr, dass zum fremden Porto von 14 Kr. sofort der bayerische Anteil von 18 Kr. hinzu addiert wurde. In Neustadt wurde jedoch auf jeden Fall zum fremden Porto von 14 Kr. ein bayerischer Anteil von 32 Kr. hinzugezählt, dies ergäbe 46 Kr. Ist dann zusätzlich ein Botenlohn von 4 Kr. verlangt worden? 

    Über Rückäußerungen von Forumsmitgliedern würde ich mich freuen. 

    Grüsse von liball 


  • Hallo liball,

    ein sehr interessanter Brief. In den 1980er Jahren kamen mehrere dieser herrlichen Briefe in die Pfalz aus einer mir nicht bekannten Quelle - es ist also nicht der einzige. Leider hatte ich damals andere Prioritäten gesetzt, sonst hätte ich sie alle gekauft.

    Es sieht für mich so aus, als ob 14x fremdes Porto und 18x bayerischen Porto in Nürnberg (wässrig-blaue Farbe ist typisch) angesetzt worden wären und man hätte zu diesen 32x nochmals 18x addiert, so dass wir auf 50x wie schwarz markiert kommen. Ein 4x Bestellgeld an eine bayerische Behörde in der Pfalz gab es nicht. Ich glaube, man hat irrtümlich zweimal die 18x für Bayern angesetzt.

    Toller Brief - hätte ich auch gerne! :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Es sieht für mich so aus, als ob 14x fremdes Porto und 18x bayerischen Porto in Nürnberg (wässrig-blaue Farbe ist typisch)

    Hallo die Runde

    Erstmal Glückwünsche an liball für diesen interessanten Brief. :)

    Eine Taxierungslösung habe ich leider nicht. Aber warum der Brief zuerst nach Nürnberg geleitet war, verstehe ich nicht. War es wirklich so dass der Brief in geschlossene Pakete gelegt waren, und so von Hannover nach Nürnberg geschickt waren? Falls so, war es auch so bei andere Versendungen in der Rheinpfalz?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    es gibt zu wenige Briefe von Hannover in die Pfalz, als das wir mit Briefbeispielen glänzen könnten. Die Handvoll, die ich gesehen habe aus dieser Zeit und dieser Korrespondenz, haben alle Auslagestempel von Nürnberg. Von daher übergab Hannover seine Post für Bayern ohne Unterschied ob links oder rechts des Rheins. Im übrigen gibt es auch frühe Briefe der Pfalz nach Hannover, die auch über Nürnberg mit TT ausgetauscht wurden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch und Nils,

    vielen Dank für eure Anmerkungen. Kann es nicht sein, dass die hannoveranischen und taxisschen Beamten das pfälzische Neustadt mit dem unterfränkischen Neustadt an der Saale verwechselten und der Brief daher über Nürnberg lief.

    Hier ein weiterer Brief aus Hannover vom 12.1.1825 nach Schweinfurt, der meines Erachtens nicht ganz korrekt taxiert wurde. Für den Frankobrief bezahlte der Absender 5 1/2 ggr. Hannover behielt 2 1/2 ggr. und vergütete an Taxis ein Weiterfranko von 3 ggr. Hiervon gab Taxis gem. der Rückseite 6 Kr. an Bayern weiter. Dies war jedoch zu hoch, denn für Schweinfurt hätten 3 Kr. genügt. Vielleicht hängt dies auch mit dem Zusatz "im Würzburgischen" zusammen. Für Würzburg wären 3 Kr. zu wenig gewesen. So blieben Taxis für den Transit nur noch rd. 7 Kr.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    ein toller Brief, aber es galt die Strecke in Bayern. Da er nicht über Frankfurt instadierte, sondern eher über Hof - Bamberg - Schweinfurt, dürften die 6x korrekt angesetzt worden sein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Es ist vorher geschrieben das die Briefe über Nürnberg liefen. Das sollte wohl bei Porto wie bei Franko Briefe gelten. Nürnberg-Schweinfurt ist etwas mehr als 90 Kilometer, so dass 3. Entfernungsstufe und 6 Kreuzer möglich wäre.
    Sonst finde ich die zwei Unterschiedlichen Laufwege die hier vermutet ist etwas seltsam. Aber wenn es so war, ist es ja noch interessanter.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    ein Brief von Verden an der Aller wurde grenzfrankiert an den königlich bayerischen Appellationsgerichtsassessor, Herrn Freiherrn von Reitzenstein in Ansbach aufgegeben. Das Jahr geht leider nicht hervor, aber es könnte der 16.10.182?? gewesen sein.

    2 1/4 Gutegroschen zahlte man bis zur Postgrenze von Thurn und Taxis. TT verlangte 9x Transitgebühr, die in Nürnberg in Auslage genommen wurden. Bayern wollte ebenfalls 9x haben, die blau notiert wurden, so dass wir auf ein Gesamtporto von 18x kommen. Mit 1x Bestellgeld ergaben sich 19x, die in Rötel notiert wurden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Gebührenfreie Armensache von Fürstenau (Königreich Hannover) nach Würzburg (Königreich Bayern) vom 20. Oktober 1849. Durchgangsstempel Langensalza (Königreich Preußen) vom 23.10. und Ankunftsstempel Würzburg vom 25.10.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    leider nur ein undatierbarer Briefteil, aber ich fand ihn wegen des Bestellkreuzers in Kissingen interessant.
    Liege ich richtig mit 5 Kreuzern für Hannover, 9 Kreuzern für T&T, 4 für Bayern?

    Der Adressat ist eine wichtige Persönlichkeit der im 19. Jahrhundert entstehenden Versicherungswirtschaft, führte mindestens seit 1838 den Hofratstitel, was zusammen mit der generellen Abschaffung des Bestellkreuzers 1844 wenigstens eine gewisse Datierbarkeit zulässt.

    Edit vom 16.2.2020: Der Brief ist von 1841. Hofrat Brüggemann erscheint in der Kissinger Kurliste, die am 12. August 1841 im Bayerischen Landboten erschien.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    1 1/4 Gutegroschen für Hannover, 2 1/2 Sgr. = 9 Kr. für Taxis und 4 Kr. für Bayern sind richtig.

    Ich würde den Brief auf die 1830er Jahre datieren und da eher auf die 2. Hälfte - ich hatte da mal eine Korrespondenz nach Bayern von dem selben Aufgabeort, da waren die Abschläge sehr ähnlich.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    danke dir! Ohne das Vergleichsmaterial hier im Forum würde man oft im Dunkeln tappen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Freunde,

    der folgende Brief ist eine harte Nuss - jedenfalls für mich.

    Verfasst in Northorn (Kgr. Hannover) am 26.3.1845, lief er nach Monheim (Bayern) bzw. dann nach Markt - Einersheim an die Gräfin von Rechteren - Limpurg. Der Absender frankierte 2 1/4 (??) Gutegroschen, was dem Franko für Hannover gleichgekommen sein sollte und 3 Gutegroschen Weiterfranko (für wen und bis wohin?).

    Dann lese ich "Monheim" gestrichen und "nicht Mannheim" notiert. Mit roter Tinte (Preussen?) lese ich "berechnet" neben den 3 Ggr. und "am Main zwischen Würzburg und Aschaffenburg" und Unterstreichungen bei der Adresse zu: "Auf Haus Sommer- u. Wintershausen".

    Eine blaue 4 Kreuzer Taxe von Nürnberg der Farbe nach wurde wieder abgestrichen. Warum? Letztlich blieb als Zustellort "Markt-Einersheim" übrig, was wohl richtig war.

    Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter von damals führen, ist eine Belohnung von einem Mohrenkopf ausgesetzt ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.